Ein neue Land „entdeckt“ (Norwegen). 2.185 Seemeilen. 91 Tagen an Bord. Im Schnitt 1,5 Motorstunden pro Tag.
Es war wieder eine sehr schöne Reise.
Alleine weiter entlang der schwedische und dänischen Küste in Richtung Süden.
Ich bleibe einen Tag hier liegen und lecke meinen Wunden, arbeiten, räume auf und wasche das Deck gründlich.
Dann geht es morgens weiter in einem lange U-Törn in Richtung Stubbeköping. Die Sonne scheint, der Wind ist schwach also muss die Maschine ran. Vor Stubbeköping fällt der Anker und ich genieße den letzten Abend in der Ankerbucht. Sonnenuntergang und anschließender Sternenhimmel runden den entspannten Tag ab.
Relativ früh gehe ich am nächsten Tag Anker auf und muss nocheimal mit Maschine dem Tonnenstrich gegen Wind und unangenehme kurze Welle gegenan. Das mühevoll geputzte Chrom bekommt wieder ordentlich Salzwasser über. Dann kann ich abfallen und es geht im ersten Reff und mit der Genua auf Halb-Wind Kurs in Richtung Gedser. Musik läuft und es ist T-Shirt Wetter. Mit rund 7 Knoten vergeht die Zeit wie im Flug und komme bereits gegen 15 Uhr in Gedser an. Hier gehts bei ordentlich Seitenwind rückwärts in die Box. Die Crew vom Nachbarboot hilft mit der Leinenarbeit.
Im Hafen liegen ca. 9 Segelschiffe der Bundesmarine, die hier Segel- und Hafenmanöver üben. Also schönes und ausführliches Hafenkino. Abends um halb neun gibt es dann auf allen Booten gleichzeitig die Flaggenparade. Sehr schön.
Der letzte Schlag in Richtung Warnemünde beginnt noch mit knapp 3 Windstärken und Vollzeug. Leider schläft der Wind dann ein und der „Jockel“ muss erneut ran. Sie Sonne brennt vom Himmel und ich aktiviere sogar noch einmal das Bimini, stoppe zweimal die Maschine um kurz Baden zu gehen.
Um 18 Uhr laufe ich nach 4 Monaten und 1.285 Seemeilen wieder in den Hafen von Warnemünde ein. Die Moyenne hat mich wieder sicher durch alle Wetter und Winde gebracht. Sie ist ein tolles Schiff und ich bin sehr dankbar, dass sie ein zweites Zuhause für mich werden konnte.
Es war wieder eine sehr schöne Reise mit vielen tollen Eindrücken und netten Bekanntschaften. Besonders hat es mich gefreut, dass Fritz und Paula nun auch die Moyenne mal live erlebt haben. Das gleiche gilt für Mario, der ja auch das erste Mal mit an Bord war. Und natürlich habe ich die Zeit mit Leonie, die zweimal an Bord war sehr genossen.
Nun geht es ans Aufräumen und Klar-Schiff-Machen. Am Freitag geht es dann mit der Bahn nach Berlin.
Ich lege bereits um 10 Uhr ab und laufe in den Kirkesund ein und fahre durch die Flatholm Enge noch mit Maschine. Der Wind weht mit 12-14 Knoten aus Süden. Ich nehme das erste Reff ins Großsegel und rolle die Fock aus. Mit 4-5 Knoten geht es mit 210 Grad in Richtung „offenes“ Wasser. Ich möchte Marstrand an Backbord umfahren. Draußen ist eine große Regatta am Laufen. Ein Sicherungsboot kommt auf mich zu. Ich hatte sowieso die Absicht vor dem Feld zu wenden und deute dieses an als sie sich nähern. Nach dem Kreuzschlag komme ich mit einem „Am Wind“ Kurs gut am Feld vorbei. Um halb drei nehme ich das Reff raus, um mehr Höhe laufen zu können. Es wird nun deutlich wärmer. Auf Kanal 16, dem internationalen Not- und Anrufkanal ist viel Funkverkehr. Der Handels-Schifffahrtsverkehr hat zugenommen. Für die Fock, kommt nun die Genua zu Einsatz. Der Wind dreht von Süd auf West. Ich lasse die Insel Rön an Steuerbord und nehme um halb fünf die Segel weg und laufe unter Maschine in den Kallofjord ein. Der Wind hat nachgelassen und es sieht etwas nach Regen aus. Ich bereite die Fender (jeweils drei an jeder Seite, sowie zwei Kugelfender) sowie die Vor- und Achterleinen vor. Zusätzlich lege ich eine Springleine bereit und öffne die seitlichen Pforten. So kann ich beim Längsseitsgehen schnell an Land. Der Hafen ist mit Fischerbooten, Marine, einem großen Dreimaster gut besucht. Im Gästebereich sind aber noch einige Plätze frei. Ich entscheide mich für einen Platz längsseits zur Pier. Von hier aus komme ich morgens dann auch am einfachsten wieder weg. Ein Nachbarlieger nimmt eine Leine entgegen. Ich muss in jedem Fall meine Vorräte auffüllen. Also schnappe ich mir den großen Segelsack und mache mich auf den Weg. Der erste bei Google Maps verzeichnete Laden ist nicht auffindbar. Ein Jogger, den ich um Rat frage, nennt mir einen ICA Supermarkt, ca. 800 Meter von hier. Es sollten dann aber eher 1,8 Kilometer werden. Ich marschiere also die viel befahrene Landstraße zum Supermarkt und überlege schon, wie ich mit vollem Einkauf am besten zum Hafen zurückkomme. Im Supermarkt kaufe ich ein. Als ich die Sachen auf das Band lege, kommt hinter mir eine junge Schwedin mit nur einem Snickers-Eis in der Hand. Ich biete an, dass sie gerne vor könnte. Mein Angebot nimmt sie dankbar an. Ich packe alles ein und verlasse den Supermarkt. Gerade fährt die Schwedin mit ihrem Auto los. Meine Chance. Auf mein Winken hält sie an und ich frage sie, ob sie durch Zufall Richtung Hafen fährt und ob sie mich mitnehmen könnte. Na klar kann sie das und ist froh sich für mein Entgegenkommen an der Kasse zu revanchieren. Freundlichkeit zahlt sich wie immer aus und auch der „Wille“ Leute anzusprechen. Am Hafen verabschieden wir uns. Der Thai Imbiss ist meine Wahl für das heutige Abendessen und ich bestelle ein rotes Curry, welches ich an Bord in Begleitung eines kalten Bieres genieße. Die Sachen werden verräumt und dann ist der Tag für mich zu Ende. Die Moyenne hat die Tausend-Meile Marke heute überschritten.
Am heutigen Tag, dem 77. Tag an Bord geht es bereits kurz nach 9 Uhr von Öckerö nach Hastholmen, dort will ich zum zweiten Mal dieses Jahr Ankern. Es wird der letzte Tag in den schwedischen Schären sein. Der Wind ist ähnlich wie am Vortag, kommt aber wieder aus südlichen Richtungen. Mit den Großsegel und der Fock durchlaufe ich den Hakefjord und den Brötelendsund. Es folgen einigen Wenden bevor ich einen längeren Schlag machen kann und dafür die Genua ausrolle. Zahlreiche Handelsschiffe liegen in einem dafür ausgewiesenen Gebiet auf Reede. Eine Regenfront zieht auf und bringt einen ordentlichen Winddreher mit sich. Die Genua steht back und ich nehme kurz die Maschine zu Hilfe, um sie wieder auf die richtige Seite zu bekommen. Es wird dunkel und ich schalte die Navigationslichter ein. Der Wind hat auf NNW gedreht und abgenommen. Es wird wieder heller. Mit dem Segeln wird das wohl nichts mehr. Mit der Restdünung ist es ein etwas blödes Geschaukel. Die Maschine wird gestartet und die Segel werden geborgen. Neben der obligatorischen Schwimmweste trage ich einen Sicherheitsgurt und hake mich bei Manövern außerhalb des Cockpits in die auf dem Dach entlanglaufende Sicherheitsleine ein. Meine Schwimmwest hat zwar einen integrierten AIS-Sender, der bei Wasserkontakt einen Notruf an alle Stationen senden, aber dieser Fall soll erst gar nicht eintreten. Die Bucht fahre ich diesmal aus nördlicher Richtung durch ein enges Fahrwasser an. Es liegt nur ein anderes Schiff an einer Boje. Ich suche mir einen Platz und der Anker fällt bei 8 Metern. Da der Wind in der Nacht auf West drehen und mit bis zu 22 Knoten blasen soll, stecke ich rund 40 Meter Kette und fahre den Anker mit 2.000 Umdrehungen sicher ein. Der Ankeralarm wird eingestellt. Dann gehe ich erst einmal ist klare Wasser zum Baden. Am Ruderblatt haben sich oben an der Kante einige Muscheln festgesetzt, die ich mittels Schraubenzieher entferne. Gleiches am Vordersteven. Eine deutsche Yacht läuft ein und macht an einer anderen Boje fest. Kurze Zeit später ist ein Schlauboot und zwei SUP mit den Kindern bemannt in der Bucht unterwegs. Alle haben viel Spaß. Für mich gibt es heute Entrecote mit Gemüse. Eine Zigarre und einen James Bond Film. Die Nacht wird extrem unruhig. Der Wind frischt ordentlich auf. Moyenne schwoft um den Anker herum und ich stehe mehrmals auf, um die Lage zu prüfen. Aber der Anker hält und morgens nimmt der Wind ab. Dafür beginnt es zu regnen. Ich verziehe mich ins Büro und erst gegen Mittag geht der Anker auf und ich motore aus der Bucht. Das Großfall verhakt sich beim Setzen vor dem Mast unter dem Dampferlicht. Zum Glück merke ich das rechtzeitig, bringe das Schiff vor den Wind und bekomme das Fall frei. Mit Groß und Genua geht es in Richtung Varberg. Allerdings ist es ein Raumschotskurs mit zu wenig Wind. Der Genacker wäre die richtige Wahl. Der ist alleine aber nicht sicher zu fahren. Etwas frustriet nehme ich die schlagenden Segel weg und laufe unter Maschine in Richtung Varberg. Zwei Stunden dauert die Schaukelei unter Maschine, dann komm ich in den Hafen und fahre zunächst in den Yachthafen, um Diesel aufzufüllen. Ich habe zwar noch rund 90 Liter, aber ich habe den Tank gerne voll. Man kann ja nie wissen. Außerdem ist der Diesel hier noch günstiger als in Deutschland. Dann geht es auf die gegenüberliegende Seite. Längsseits geht’s an die Pier. Zahlreichen Yachten u.a. Deutsche liegen bereits hier fest. Ich kaufe noch ein paar Dinge ein und esse einen sehr mittelmäßigen Fisch um Hafenrestaurant.
Seit Warnemünde habe ich durchschnittlich die Maschine 1,4 Stunden am Tag laufen gehabt. Wenn man bedenkt, dass für das Einlaufen und Festmachen ca. ½ Stunde benötigt und das gleich erneut bei Auslaufen, ist das nicht viel und sehr viel weniger als letztes Jahr.
Die Sonne scheint im Hafen und ich trinke noch ein Glas Rose im Cockpit. Morgen soll der Wind aus Westen mit rund 12 Knoten kommen. Das will ich ausnutzen, um einen längeren Schlag von rund 40 Meilen nach Torekov zu segeln.
Es wird ein perfekter Segel Tag. Der Wind hält sich an die Vorhersage, die Sonne scheint und ich setze bereits im Vorhafen das Großsegel. Dann geht es in Richtung Tonnenstrich. Die Genua wird ausgerollt und die Moyenne rauscht mit bis zu 8 Knoten ihrem nächsten Ziel entgegen. Kurze Zeit später kann ich etwas abfallen und der Speed geht etwas zurück. Es werden auf dem Weg nach Torekov immer um die 6 Knoten sein. Der Westwind nimmt zwischenzeitlich etwas ab, um dann wieder aufzufrischen. Gegen 16 Uhr erreiche ich die Insel Halland Vaderö, die gegenüber von Torekov liegt. Hier will ich versuchen zu ankern. Leider wird daraus dann doch nichts, da die kleine Ankerbucht bereits belegt ist und der Wind (auf Süd drehend) in die Bucht stehen wird. Also Kursänderung in Richtung Torekov. Wieder ist der Hafen zu meiner Überraschung voll. Eine große Bavaria (Elyssee) eines Deutschen liegt längsseits an der Mole. Ich frage, ob ich längsseits gehen kann. Kein Problem lautet die Antwort. Ich fahre nochmal in den Vorhafen, um Leinen und Fender auszurichten, dann komme ich gut längsseits. Mit Knut werde ich das eine oder andere nette Gespräch führen. Er hatte ein Metallbaufirma in FFO, die nun sein Sohn führt und segelt auch öfters mal solo. Im Restaurant bestelle ich zur Feier des schönen Segeltages und der nach Süden gemachten Meilen einen Hummer und ein Glas Chablis. Für den nächsten Tag ist Südwind angesagt, also werde ich einen Tag hier dranhängen. Ich habe Büro- und Putzarbeiten zu erledigen. Das wird am kommenden Tag erledigt, vorher gehe ich eine Runde Joggen und verlege das Schiff auf einen Platz an der Pier, da Knut am Montag gegen 10 Uhr ablegen möchte. Da ich montags immer die Forecasts für meine Kunden erstelle, werde ich erst gegen Mittag loskommen. Außerdem komme ich nun an den Wasseranschluss heran und kann das Schiff vom Salzwasser befreien. Außerdem steht die Kontrolle des Motoröls etc. auf dem Programm. Nebenbei wasche ich noch das Nötigste. Hier gibt es Elektrolux Waschmaschinen und professionelle Trockner. Das muss ausgenutzt werden.
Am Montag (19.08.) lege ich dann um kurz vor 12 Uhr ab. Die Logge klemmt und ich bekomme sie diesmal auch nicht frei. Ist nicht so schlimm. Der Wind ist anfangs gut, wird dann schwächer und kommt achterlicher. Was bleibt ist eine Welle von der Seite und es wird eine etwas nervige Schaukelei hinein in den Öresund und Kurs Helsingör. Ich koche Chili con Carne, was bei dem Seegang eine kleine Herausforderung ist. Eigentlich wollte ich auf die Insel Vän aber das wird bei dem Wind nichts mehr. Um 16.15 Uhr nehme ich die Segel weg, setze die dänische Gastlandflagge und nehme mit Maschine Kurs auf den Hafen. Auch hier ist es recht voll. Ich sehe die Elysee und suche mir einen Platz. Schließlich finde ich einen, wo ich rückwärts an den Steg fahren kann. Abends gibt es das Chilli. Auch hier werde ich einen weiteren Tag bleiben. Die Wettervorhersage lautet wieder Südwind mit 5 Beaufort, das brauche ich nicht. Stattdessen gehe ich in die Stadt, kaufe eine und gönne mir eine Thaimassage. Morgens hatte ich die Werft besucht, um mit Hilfe mit der Logge zu holen. Ich will sie ungerne alleine rausnehmen. Passiert irgendetwas kann ich allein schlecht Unterstützung holen. Gegen 15 Uhr soll ich wiederkommen. Zurzeit sind alle unterwegs. Also bin ich um kurz nach 15 Uhr in der Werft und schildre mein Anliegen. Der angesprochene Mann ist bereit mit mir zu kommen. CIh hatte von Matthias Schmitz ein Video gesehen, wie er es seinerzeit gemacht hat. Das hilft, sich ein Bild zu machen. Gemeinsam bekommen wir die Logge heraus und den Leckpropfen rein. Kein Wunder, dass sich nichts dreht. Es sind zahlreiche Seepocken zu sehen, die sich im Propeller festgesetzt haben. Diese popeln wir heraus, dann wird die Logge wieder eingesetzt und später hole ich das eingedrungene Wasser mit einem großen Schwamm aus der entsprechenden Bilge. Sonst passiert nichts Aufregendes. Abends kommt eine Oceanis 34 rein und ich biete ihr an längsseits zu kommen mit der Einschränkung, dass ich am nächsten Tag um 8 Uhr ablegen möchte. Sie nehmen das Angebot trotzdem gerne an. Die Windvorhersage sagt 4, dann 4-5 und gegen 11 Uhr 5-7. Also nicht gerade beste Aussichten.
Der Wecker klingelt um 06.45 Uhr, um acht Uhr habe ich mit den Nachbarn das Ablegen besprochen. Der Wind ist noch schwach und so geht es zunächst mit moderatem Wind in Richtung Süden. Dafür regnet es wieder. Ausnahmsweise habe ich das Musto-Ölzeug und Gummistiefel angezogen. Gut so. Die Sicht wird schlecht. Ich schalte die Navigationslichter ein. Das erste Reff im Großsegel tausche ich bereits nach zwei Stunden gegen das zweite Reff. Vom Land ziehen mit dem Westwind dunkle Wolken über die See, da will ich keine bösen Überraschungen erleben. Der Wind-Forecast sagt zumindest keine Böen mit 7 mehr an, sondern nur noch 4-5 und Böen mit 6 Bft. Von hinten kommt der Frachter Perseus auf. Ich funke ihn auf Kanal 16 an, erhalten aber keine Antwort. Immerhin nach meinem dritten Versuch ändert er seinen Kurs und wird mich an Steuerbord überholen. Der Wind lässt etwas nach, die Genua wird ausgerollt. Die Geschwindigkeit steigt so auf ca. 5.8 Knoten. Das Ganze ist nicht von langer Dauer und bald tausche ich die Genua wieder gegen die Fock. Kopenhagen kommt in Sicht. Auf der Seekarte ist vermerkt, dass man nur über das Hauptfahrwasser einlaufen kann und nicht mehr über den kleinen Querkanal beim Kraftwerk. Der Wind nimmt zu und erreicht beim Segelbergen natürlich die Marke von 24 Knoten, also die angesagten 6 Bft. Das Segelbergen wird daher wieder recht anstrengend. Egal. Mit Maschine geht es in Richtung Hauptfahrwasser. Zahlreiche Sperrgebiete sind mit gelben Tonnen markiert. Im Hafengebiet von Kopenhagen sieht es von Jahr zu Jahr anders aus, daher ist große Aufmerksamkeit gefordert. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ich die Brückenöffnung um 13 Uhr gerade schaffen könnte. Ich bereite Leinen und Fender vor und fahre genau zur Brückenöffnung in den Kanal Christianshafen ein. Es ist trotz der frühen Uhrzeit voll. Zwei Yachten vor mir. Ein ergattert eine freie Box, die allerdings mit einem roten Schild markiert ist. Ich fahre bis zu altbekannten „Kreuzung“. Dort liegt ein Deutscher längsseits, allerdings mit einem Kreuzer, der mir nicht geeignet zum Längsseits gehen erscheint. Ein Mann (Hafenmeister des Teilstücks) winkt. Er sagt, dass hinten noch ein Platz sei. Das Problem ist, dass ich nochmal die Fender und Leinen etwas anders ausrichten muss. Durch den starken Verkehr im Kanal, dauert das etwas. Dann fahre ich rückwärts etwas weiter in den Kanal. Der Hafenmeister zeigt den Platz. Scheiß eng. Er sagt, ich solle drehen. Ich denke: „er kann mich mal …“ ich fahre vorwärts rein aber die Lücke ist definitiv zu klein. Ich bin mit dem Heckkorb schon am dahinterliegenden Schiff dran und vorne mit dem Anker am Kai. Mist. Ich warte bestimmt fünf Minuten, bis ich eine Lücke im Verkehr finde und wieder aus der Lücke rauskomme. Dann fahre ich den Kanal zurück Richtung Brücke, ich hatte beim Einlaufen ein Schiff längsseits am Kai liegen sehen, wo ich schon geplant hatte ran zugehen. Ein aufmerksamer Segler auf dem Schiff davor bietet Hilfe an. Ich fahre schön langsam rückwärts ran. Er nimmt die Leine an. Kein Problem. Entspanntes Anlegen und Festmachen. Drei Stunden später kommen die Jungs von dem Schiff zurück und erklären, dass sie nachher auslaufen wollen. Okay, dann also nochmal ablegen und dann wieder anlegen. Später kommt eine Nordship 41 DS zu mir längsseits. Wir besichtigen gegenseitig unsere Schiffe. Die Nordship ist qualitätsmäßig mit der Sirius zu vergleichen. Sogar die verwendeten Lampen sich identisch.
Abends gehe ich in ein schickes Restaurant Essen. Ich sitze hinten in der Ecke. Neben mir auch ein einzelner Mann. Wir kommen ins Gespräch. Er kommt aus Kalifornien. Kennt Leute in der Trump Administration, ist Republikaner hat aber Biden gewählt, hält Kamila Harris für ungeeignet, hatte mal eine Firma in Deutschland und vertreibt nun kalifornische Weine in Skandinavien. Wir unterhalten uns über die USA Wahlen, die Ukraine und Gott und die Welt. Im Gegensatz zum Essen (die Beilage war kalt und das sollte wohl auch so sein???) war das wirklich sehr nett.
Da für den nächsten Tag wieder Starkwind aus Süden angesagt ist habe ich mir für morgen eine Karte für die Oper gekauft. Die neue Chefdirigentin hat ihren ersten Auftritt. Ich bin gespannt.
Am nächsten Tag gehe ich erst einmal eine Runde Joggen. Später kommt erst eine deutsche Familie mit ihrer Halberg Rasse 31 längsseits und später eine Holländer mit einer schönen Dehler 36. Wir haben viele nette Gespräche. Der Holländer ist auch zurzeit solo unterwegs und hat dies durch den Zahlenwimpel mit der Eins am Achterstag angezeigt. Die Idee hatte ich bereits von einem anderen Solosegler gehört. Der entsprechende Zahlenwimpel steht auf meiner Einkaufsliste. Am Nachmittag buche ich eine Kanalfahrt und bekomme ein paar interessante Informationen über alles Sehenswürdigkeiten, die im Hafen und über die Kanäle zu erreichen sind. Abends putze ich mich dann für die Oper heraus. Sandfarbener Leinenanzug, gekauft im Mai in Göteborg, blaues Leinenhemd, schwarze Schuhe. Da staunen meine Nachbarn nicht schlecht. Ich liege inzwischen außen, da ich morgen früh die 9 Uhr-Brücke nehmen möchte. Getauscht hatten wir am Nachmittag, genau in dem Augenblick, als eine Armada von Paddelbooten, Freizeitbooten und auffrischender Wind das Manöver etwas interessanter als geplant ausfallen ließ.
Ich esse noch eine Kleinigkeit, dann geht’s in die Oper. Es wird ein sehr schönes Konzert mit einer sehr sympathisch auftretenden jungen Dirigentin Marie Jacquot und einen Violinen-Solist (Noah Bendix-Balgley) der Berliner Philharmoniker, der gleichzeitig Konzertmeister ist. Es gibt Strauß (Toll Eulenspiegel), Mozarts 4. Violinen Konzert und nach der Pause eine Symphonie von Erich Wolfgang Korngold. In der Pause treffe ich bei einem Glas Wein einen Österreicher und eine Italienerin, die hier seit ein paar Monaten arbeiten.
Ich stelle mir erneut einen Wecker auf kurz nach Sieben Uhr, um rechtzeitig zur Brückenöffnung abfahrbereit zu sein.
Die Brücke öffnet um Punkt 9 Uhr und mit mir fahren noch zwei weitere Yachten raus. Genauso, wie bei der Einfahrt muss ich den nördlichen Ausgang nehmen. Ein Wasserflugzeug ist im Anflug und setzt parallel zu mir auf. Später sollte der eine oder andere Flieger direkt über mir den Flughafen von Kopenhagen anfliegen. Kurz nach der Ausfahrt setze ich das Groß mit dem ersten Reff und die Fock. Dann geht es erst zügig mit Halbwindkurs in Richtung Osten, um das langgestreckte Feld der Windkraftanlage nördlich zu umrunden, um dann in Richtung Süden anzuluven. Kurze Zeit später reffe ich aus, um mit mehr Speed schneller an mein heutiges Ziel, den Hafen von Dragör zu kommen. Ab Mittag soll es wieder mit bis zu 22 Knoten Wind aus Süden blasen. Da möchte ich eigentlich schon im Hafen sein. Bis es soweit ist vergehen einige Kreuzschläge. Um 11 Uhr ziehe ich wieder das erste Reff ein. Kurze Zeit später haben wir dann die angekündigten 5 Windstärken. Ich komme dennoch mit bis zu 6 Knoten SOG gut voran. Der Wind nimmt weiter zu und gleiches gilt für die Wellen. Vor dem Hafen nehme ich die Segel weg. Das Großsegel lasse ich nur fallen und binde es mit zwei Bändseln provisorisch zusammen. Aus der Backskiste kommen die Heckleinen und drei Fender. Die anderen Fender sind im Ankerkasten. Da die Welle erheblich ist, will ich diese und die Bugleinen erst im Hafen klar machen. Im Hafen ist es recht voll und vor allem so windig, dass ich keine wirkliche Chance habe die Bugleinen klarzumachen. Es gibt frei Mooringplätze vor dem Restaurant. Da will ich gegen den Wind mit dem Heck also „Römisch-Katholisch“ anlegen. Ich suche nach irgendeiner Person, die die Luv-Heckleine annehmen kann. Notfalls geht es auch so, aber stressfreier wäre es mit einer helfenden Hand an Land. Ich spreche einen älteren Mann auf dem Steg an und frage, ob er Segler ist (ich hätte gerne jemand, der auch gekonnt eine Leine annehmen und belegen kann). „Früher wäre er mal gesegelt“, verstehe ich aus der Ferne gegen den Wind und macht sich auf den Weg. Das hört sich für mich semi-professionell an, daher frage ich einen Mann auf seiner Yacht, ob er eine Leine annehmen könnte. Auch er macht sich auf den Weg und ich fahre rückwärts an. Das funktioniert alles gut und der Yachty nimmt die Luv Leine und ich bitte ihn, diese fest zu belegen, damit ich eindampfen kann. Der andere ältere Herr hat die andere Leine genommen und legt sie halbseitig über die an Land befindliche Klampe, das reicht erst einmal. Ich schnappe mir die Mooring und ziehe diese über die Bugklampe fest und belege sie. Damit ist das Schiff fest. Dank an die Helfer, Schwimmweste und Jacke aus und erstmal durchatmen. Es ist nicht einfach, das Schiff bei so viel Wind im Hafen zu kontrollieren und nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Drei andere deutsche Yachten kommen später ebenfalls noch rein. Zwei davon haben ich bereits in anderen Häfen getroffen. Es ist die Relax und die „Malin“. Ich ruhe mich ein bisschen aus und nehme einen Mittagssnack im Restaurant. Abends gibt es hier Live-Musik. Sehr schön. Die Sonne geht um halb neun unter. Ich rolle die Deutschlandflagge ein und höre der Band zu, genauso wie die vielen anderen, die im Restaurant sitzen oder auf der Pier stehen. Von hier aus sind es – bei günstigem Wind (der auf sich warten lässt) drei Tage bis Warnemünde.
Am nächsten Tag ändert sich die Wettervorhersage von 5-6 auf 4-5 und ich beschließe mittags doch noch abzulegen, um mit dem angekündigten Westwind weiter nach Süden zu kommen. Keine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Anfangs funktioniert alles noch wie geplant. Mit dem ersten Reff und der Fock geht es – nach der etwas längeren Fahrt unter Maschine über die nördliche Ausfahrt, entlang des Windparks nach Süden. Ein Wasserflugzeug landet, während ich rausfahre, später sind die landenden Flugzeuge in „greifbarer“ Nähe über mir. Die Sonne scheint und alles sieht gut aus. Der Wind nimmt mangels Landabdeckung zu und ich ziehe das zweite Reff ein. Schreibt sich so leicht, ist aber doch mit einigem Aufwand verbunden. Mit dem Autopiloten und dem Windprogramm halte ich das Schiff im Wind, dazu läuft die Maschine mit. Dann das Groß Fall erst ein wenig ankurbeln, um die Fallklemme zu entlasten. Dann herunter lassen ungefähr bis zum zweiten Reffauge. Dann die Klemme schließen. Schauen, ob das Schiff noch im Wind liegt, sonst korrigieren. Dann die Reffleine für das zweite Reff durchholen. Anfangs per Hand, dann per E-Winsch, bis die von mir angebrachte Markierung in Sicht kommt. Dann den Rest mit der Winsch Kurbel dichtholen. Winsch freimachen und das Groß Fall um die Winsch legen und wieder mit der E- Winsch und später mit der Kurbel durchsetzen. Fallen aufschießen und verstauen, abfallen und auf Kurs gehen. Maschine aus, Segel trimmen. Das Ganze dauert zwischen 5 und 10 Minuten, beim zweiten Reff auf Grund der Wind- und Wellenstärke eher 10 Minuten.
Gute Entscheidung zu reffen, denn der Wind nimmt weite zu. Ich kann trotzdem Kurs auf Stevns Klint nehmen. Hinter mir kommt die SY „Wol Ke“ langsam auf. Sie wird mich später in Luv überholen. Inzwischen haben wir um die 22 Knoten scheinbaren Wind. Ich steuere von Hand rund 1 Stunde. Ich will nach dem Klingt weiter Richtung Westen, um in der Faxe Bucht in den Boegestrom einzulaufen und dann weiter reinzufahren in Richtung Vordingborg. Der Plan sollte nicht wirklich gut funktionieren. Beim Klingt muss ich die Segel bergen und die Maschine starten. Dann geht es drei Stunden „gegen an“, dass heißt, dass hohe Wellen und der weiter auffrischende Wind genau von vorne kommen. Die Maschine läuft mit knapp 2.000 Umdrehungen und Moyenne schiebt sich den Wellenberg hoch (45 Grad), um danach im gleichen Winkel nach unten zu fahren. Wassermengen kommen über, wenn der Bug bis zu den Furlern eintaucht. Ich verkeile mich im Salon, stelle den Wecker auf den 15 Minutentakt ein und warte auf Besserung, die aber nicht eintritt. Der Kurswechsel nach Möns Klint und den Hafen von Klintholm würde ebenfalls ca. 4 Stunden dauern. Also Augen zu und durch. Es ist anstrengen und nervig. Nach drei Stunden erreiche ich den Tonnenstrich. Die Wellen werden weniger und der Wind geht runter auf 18 Knoten. Viel Aufmerksamkeit ist nun noch einmal gefordert, da es Abseits des Tonnenstriches nur 1 Meter tief ist. Das Echolot zeigt teilweise 1.90 an und der Tiefenalarm, den ich bei 2.3 eingestellt habe, will sich gar nicht mehr beruhigen. Dafür geht die Sonne langsam unter. Es ist eigentlich eine sehr schöne Abendstimmung. Allerdings bin ich zu angestrengt, um diese wirklich zu genießen. Schließlich laufe ich nach 43 Seemeilen und gut 8 Stunden in den Hafen von Halvehavn ein. Es ist ein kleiner Hafen. Wind hats auch noch. Eigentlich will ich längsseits an die Hafenmauer gehen, aber zwei Yachtis zeigen auf eine frei Box. Also Fender umsortieren bzw. wieder einholen und rückwärts rein. Diesmal klappt es mit den „Anweisungen“ und der Mann hält die Luvleine ordentlich fest, so dass ich das Boot ausrichten kann. Dann die andere Achterleine über. Bis zu den Bugpollern sind es rund 4 Meter. Also Gang rein und die beiden Helfen fieren die Leinen, bis ich die Bugleinen über die Dalben werfen kann. Dann alles zurück und f. Das Ganze dauert auch gefühlt eine viertel Stunde. Dann endlich Maschine aus und Ruhe kehrt ein. Ich hatte mir aus Dragör eine geräucherte Makrele mitgebracht, die gibt es mit einer Stulle, dazu zwei Gläser Weißwein und dann geht’s völlig erledigt in die Koje.
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Von Fredrikstad geht es solo erst einmal weiter südlich. Ich suche mir eine schöne Ankerbucht raus und bleibe dort zwei Nächte. In der Bucht liegen mehrere Motorboote an den Schären im Päckchen. Die Bucht ist weit ausladend und am Rand bewaldet. Mehrere Segelboote ankern bereits dort, als ich nachmittags nach einem sehr schönen Segel Tag dort meinen Anker fallen lasse. Die Ruhe dauert bis ca. 18 Uhr an, dann steigt auf dem ersten Päckchen die Abendparty mit ordentlich Wums aus den Boxen. Diese sind durchaus geeignet, um größere Räumlichkeiten zu beschallen. Der Musikgeschmack ist allerdings nicht so meiner. Aus diesem Grund gibt es meinen Lautsprechern als eigenes Kontrastprogramm französische Chansons, vor allem, um die andere Beschallung etwas auszublenden. Als an der Westfront Ruhe einkehrt, startet die andere Gruppe ihre Party mit annehmbarer 80er Jahre Musik. Um zwei Uhr beschließe ich dann in der Koje es mit der Nachtruhe zu versuchen, was auch gut klappt. Am nächsten Tag verhole ich mich etwas weiter in die Bucht hinein, was auf Grund des geringen Tiefganges ja kein Problem darstellt. Somit kann ich den zweiten Partyabend mit etwas mehr Abstand verfolgen. Am Sonntag breche ich spät auf und es wird ein schöner Segel Tag durch die Schären bei Skjaerhalden mit vielen Kreuzschlägen. Ich hatte einen Platz reserviert und kann bei wenig Wind problemlos rückwärts in die Box (Schwimmsteg) einlaufen. Abends gibt es die Reste vom Vortag. Den Montag nutze ich zum Arbeiten, Einkaufen und Aufräumen. Ich quatsche mit dem jungen Student, der hier im Hafen einen Ferienjob hat und 19 EUR/Std. bekommt. Sein Studium finanziert Norwegen mit rund 1.100 EUR / Monat, unabhängig vom finanziellen Status seiner Eltern. Abends gibt es im Restaurant eine große Portion Langustinos. Fritz, Lili und Paula kommen am Dienstagabend um 18 Uhr mit dem Bus aus Oslo an. Nach einer Roomtour gehen wir einkaufen und essen wieder im Restaurant. Fritz und ich bestellen die leckeren Schalentiere. Lili hat einen Veggie-Burger und Paula bestellt einen Fish-Taco. Anschließend blasen wir das Schlauchboot auf. Das geht mit der großen Handpumpe tatsächlich viel schneller und vor allem leiser als mit der Elektro-Pumpe. Wir nehmen noch einen Absacker, bauen Lilis Bett im Salon auf und dann geht’s für alle in die Kojen.
Am nächsten Tag starten wir nach der Sicherheitseinweisung bei schönem Wetter und fahren zunächst unter Maschine den Herfölsund raus. Wir haben einen vollen Wasser- und einen fast vollen Dieseltank, sowie Lebensmittel für die nächsten zwei bis drei Tage. Da Lili sich vegan ernährt, werden vegane Gerichte eine Abwechslung bieten. Wir lassen die rote Tonne bei Holengrunden an Backbord, nehmen das erste Reff ins Groß und rollen die Genua aus. Dann geht es mit Kurs 225° und 5-6 Knoten gut voran. Der Wind bläst mit ca. 12-15 Knoten aus Süd und wir fahren ein paar Wenden mit Kurs auf den Kostensund. Hier nehmen wir die Segel weg und fahren mit Maschine durch den Sund. Danach geht’s mit Segeln weiter in Richtung Killingsund, hier fällt um halb sechs und nach 24 Seemeilen der Anker. Wir liegen in einer schönen Bucht. Ein Reh mit seinem Kietz sind am Ufer zu sehen. Außerdem beobachtete uns eine Robbe beim Einlaufen neugierig. Das Schlauchboot wird klargemacht und wir starten zu einer Tour au die Felsen. Abends gibt es Gemüsecurry. Anschließend wird das Siedlerspiel das erste Mal dieses Jahr zu Einsatz gebracht.
Am Donnerstag, den 8.8. wollen wir nachmittags im Hamburgsund sein, da für die beiden kommenden Tage reichlich Wind (6-7) angesagt sind. Um 11 Uhr fahren wir mit Maschine aus dem HAvstensund und setzen dann die gleiche Segelgarderobe, wie am Vortag bei ähnlichen Windbedingungen. Wir liefern uns eine kleine Regatta mit einem Schiff, das Nany`s Schiff ähnelt. Zunächst geht es mit 170 Grad recht gut, aber da wir recht viel Welle gegenan haben, fallen wir ab und laufen in Richtung Grebbensund. Wir nehmen die Segel weg und fahren mit südlichem Kurs durch den Sund. Der Weg , innen durch die Schären war auf Grund der doch recht hohen Wellen eine gute Entscheidung. Gegen 15 Uhr kommen wir im Hamburgsund an. Es ist überraschend voll, da viele hier Schutz vor dem kommenden Starkwind suchen. Eine größere Yacht macht sich dennoch klar zum Auslaufen. Eigentlich hätte ich gewartet aber einer am Steg deutet an, dass es eine Lücke vor einer Motoryacht uns seinem Schiff gibt. Wir besprechen das Manöver und ich fahre rückwärts in die enge Lücke. Fritz übergibt die Achterleine und ich bitte den Helfer, dies weiter achter festzumachen. Er verneint das und will eine Achterspring haben. Ein Unding! Er meint, dass ich sonst an sein Boot fahren würde. Ist mir in dem Moment egal. Wir geben ihm auch die Spring und machen fest. Vorne und hinten sind noch 1 Meter. Ich ärgere mich maßlos über diese unangebrachte „Hilfeleistung“. Man macht sich einen Plan und diesen sollte keiner an Land stehende durchkreuzen, indem er einen Leine nicht wie gewünscht festmacht. Das kann böse ins Auge gehen. Die gleichen „Hinweise“ sollten sich beim Ablegen wiederholen, die ich aber ignorierte. Die beiden alten Segler, meinten wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und andere belehren zu können. Braucht kein Mensch.
Nachdem wir klar Schiff gemacht haben, fahre ich mit Lili mit der Fähre zum gegenüberliegenden Restaurant und bestellen schon einmal zwei Aperol Spritz. Paula und Fritz kommen etwas später mit dem Schlauchboot rüber gepaddelt. Es gibt eine weitere Runde Getränke bevor es wieder auf die Moyenne zurück geht. Lili und ich verpassen die Fähre, die hier alle 20 Minuten fährt und somit sind die anderen Beiden deutlich vor uns am Schiff. Wir beschließen noch einen Spaziergang auf „unserer“ Seite zu unternehmen und krakseln einen engen Weg nach oben, der aber an einem sehr schönen Privatgrundstück endet. Wie hier das Material für den Hausbau und auch Dinge für den täglichen Gebrauch hochkommen (außer per Fuß) bleibt ein Rätsel. Von der sehr schönen Kirche hat man einen schönen Ausblick über den Sund und ich zünde ein paar Kerzen an. Abends geht es per Fähre ins Restaurant. Auf der Fähre kommen wir mit dem Inhaber einer Halberg Rassy 57 ins Gespräch. Er ist Deutsch-Kanadier, seine Frau Brasilianerin und beide leben in der Schweiz. Sein Vater hat, wir Paula und Fritz herausfanden eine Firma für medizinische Geräte, die er (Helmut) weiter ausbaute und die nun vom Sohn geführt wird. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man über einen Schiffsnamen zu detaillierten Informationen über den Eigner kommt. Das Abendessen im Restaurant ist erneut sehr lecker. Auch Lili findet etwas veganes auf der Karte. Paula erfreut sich an Fish-Tacos, Fritz am Burger und ich am Steak. So sind alle mit dem Tag sehr zufrieden. Gleiches gilt auch für den nächsten Tag im Hafen. Chillen, Spaziergang zu einer Badebucht, Siedler und Cambio, Einkaufen und Kochen sehen auf dem Tagesprogramm. Am nächsten Morgen wollen wir weiter.
Das Ablegen aus der engen Lücke bei Wind von achtern machen wir mittels Eindampfen in die Achterspring. Vorher müssen wir noch auf das Verholen unseres Nachbarliegers warten, der gestern längsseits gekommen ist. Seine Maschine will nicht anspringen, also will er sich nach hinten zu „Segelfreunden“ mit den schlauen Tipps verholen. Wir bieten an, die Bugleine zu führen, damit er auf das andere Schiff die Heckleine nehmen kann. Aber die alten Segler meinen wieder alles besser zu wissen und zerren schon eigenmächtig am Schiff, bevor der Eigner das selbst machen kann. Ich bitte sie, dass Schiff dann weiter nach achtern zu verholen, da ich mit dem Heck ausschwenken will. Daraufhin versucht er mich zu belehren, dass ich über die Vorspring rausfahren soll. Da der Wind von achtern kommt wäre das natürlich eine unsinnige Idee. Wir dampfen also in die Vorspring ein und legen sehr kontrolliert ab. Lili passt auf, dass wir nicht zu weit nach vorne kommen. Alles geht gut und wir fahren mit Maschine aus dem Sund. Ich habe wieder eine Tour im Schutz der Schären rausgesucht, da es draußen bei zwei Tagen kräftigen Westwind sicherlich ordentlich Wellen hat. So segeln wir durch die engen kleinen Sunde. Fritz sorgt für den richtigen Segeltrimm, Lili steuert, Paule hilft beim Segeltrimm und ich schaue dass wir nirgendwo gegenfahre und auflaufen. Es ist eine herrliche Strecke. Aus dem Hornesund kommende sehen wir an Steuerbord, wie sich die Wellen über die zahlreichen Untiefen brechen. Das Ganze erinnert an ein Wildwasser. Überall Schaumkronen, an den Felsen und über den Untiefen brechende Wellen. Wir sind immer noch im geschützte. Bei der Einfahrt nördlich von Smögen (Kanalen) nehmen wir die Segel vorerst weg und fahren mit Maschine bis wir bei Smögen wieder herauskommen. Eigentlich wollte ich weiter nach Osten um möglichst mit viel Landabdeckung dann nach Süden zu fahren, aber Fritz fände es gut, ein bisschen im offenen Meer zu fahren. Also gut. Und – Action. Wir haben das zweite Reff im Groß und die Fock und nun geht es raumschots die Wellenberge herunter. Zusätzlich zu den sowieso obligatorischen Schwimmwesten, sind alle durch Lifebelts gesichert. Bereich. Es wird eine äußerst wilde Fahrt. Das Heck wird von jeder Welle angehoben, weiter angehoben, bis wir die Welle runterlaufen. Der Maximum Speed wird 8.4 Knoten betragen und somit als neuer Speedrekord seinen Eintrag ins Logbuch finden. Ich suche einen Weg durch das Felsen- und Untiefengebiet und Paula wird langsam aber sicher seekrank. Ich kann es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ändern, wir werden noch ca. 1 Stunde auf dem Kurs bleiben müssen, bevor wir vom Ostkurs hinter einer Insel auf Süd Kurs in Deckung gehen können. Paula hält aber durch, Fritz steuert die Moyenne sicher und Lili „genießt“ das Ganze mit wechselnden Gefühlen. Dann können wir anlufen und hinter der Insel Stora Kornö in einen Hafen einlaufen. An die Heckbojen möchte ich nicht, da hier durch zwischen den Inseln immer noch ordentlich Wind und Welle stehen. Im Hafen ist nur Platz hinter eine Hallberg Rassy und einem kleinen Motorboot. Es ist wieder einmal sehr eng und ich versuche die Moyenne schön langsam parallel zum Steg in die Lück zu bringen. Fast wären wir da, da ruft ein Mann vom gegenüberliegenden Steg, dass wir dort nicht festmachen können. Also Abbruch und wieder raus. Wahrscheinlich sieht er uns die Enttäuschung an und meint, wir könnten längsseits an einen anderen Steg. Also neuer Anlauf, Fender und Leinen neun ausrichten und schließlich sind wir um halb vier nach 21 teilweise sehr heftigen Meilen fest und vor allem Paula kann aufatmen. Die freundlichen Helfer an Land heißen uns herzlich willkommen und wir halten noch einen kleinen Schwatz. Der Landstromkasten ist etwas weiter entfernt als unser 25 Meter Kabel, aber wir gewinnen noch zwei Meter durch einen Adapter. Schließlich bedanken wir uns bei der Land Crew mit zwei Dosen Bier.
Nach einer kurzen Erholungspause, brechen die drei zu einer Insel-Erkundungstour auf. Ich muss mich auch erstmal erholen. Der Tag war insgesamt recht anspruchsvoll, was die Navigation und dann auch die Schiffsführung anging. Außerdem muss ich bei diesen Verhältnissen noch mehr als sonst auf die Crew achten, da ja alle noch nicht so viel Erfahrung auf Yachten haben. Aus meiner Ausruh-Phase wird nichts, da der Plotter plötzlich keinen Wind mehr anzeigt. Ich starte ihn mehrmals neu aber ohne Erfolg. Das Internet ist keine Hilfe und so warte ich erstmal unzufrieden ab. Nach einer Stunde ist die Anzeige plötzlich wieder da.
Mit leuchtenden Augen kommen die drei von der Erkundungstour zurück. Die Insel und vor allem das kleine Dorf ist eine wahres Bullerbü. Kleine alte Fischerhäuser am Hafen, enge Gassen, dahinter ein kleines Dorf das durchgehend nur mit ca. 10 Personen bewohnt ist. Während der Saison und über Weihnachten und Silvester sind es ca. 150 plus 25 Gastliegeplätze. Es gibt keine Autos, dafür aber Schafe und einen der drei Höhlen in Schweden, wie uns der sehr nette alte Mann von Hafen erzählte. Vor dem Abendessen fahren wir mit dem Schlauchboot zum Felsen. Fritz ist vom Angelfieber gepackt. Leider ist meine Ausrüstung auf Grund von fehlendem Teilen nicht gerade optimal aber wir versuchen es trotzdem. Blinker und Posen werden ausgebracht. Zweimal muss ich zurück zum Schiff und weiter Teile und Köder zu holen. Es wird mit altem Brot, Käse und der Käse-Bacon Paste aus der Tube versucht. Paule wirft nun auch fleißig die Angel aus. Da ein Teil der Kurbel verlustig gegangen ist, muss der Auswurf ohne erfolgen, um dann die Kurbel zügig einzusetzen und den Blinker langsam einzuholen – natürlich immer mit der Hoffnung auf einen Fisch als Beute. Aber das Glück ist mit den Fischen, wir haben trotzdem unseren Spaß. Ich laufe zum Schiff zurück, um mich um das Abendessen zu kümmern, denn Fisch wird es wohl heute nicht mehr geben. Den Abend lassen wir mit Bordspielen entspannt ausklingen. Am nächsten Morgen zeigt mir Lili noch die Insel. Wir treffen wieder den netten Mann vom Vortag. Er lädt uns ein, sein Haus auf dem Felsen zu besichtigen und schwärmt von der Insel in den höchsten Tönen. Ich erwähne, dass wir heute nach Björholmen fahren, wo es eine so schöne Sauna hat. Eine sehr schöne Saune haben sie hier auch, antwortet er sofort. Lili und ich müssen schmunzeln. Sicherlich wären wir noch zum Abendessen eingeladen worden aber wir müssen ja noch ein bisschen weiter nach Süden.
Am nächsten Morgen hat sich der Wind beruhigt und auch die Wellenbewegungen sind nicht mehr so stark, wie am Vortag. Paula nimmt trotzdem vorsichtshalber mal eine Reisetablette, die schnell wirkt, aber natürlich etwas müde macht. Sie macht es sich auf einem der hinteren Cockpitsitze gemütlich, während wir bei schönstem Wetter den Genacker setzen und bei beschaulichem Westwind in Richtung Süden segeln. Fritz versucht wieder sein Angelglück. Die bereits ohne Gegenstück wackelige Kurbel entschwindet in den Fluten, gerade als gefühlt 200 Meter Leine abgerollt waren. Die Idee mittels Imbusschlüssel die Rolle zum Einholen zu bewegen scheitert. Dann eben mit einem Torkaufsatz und der Akkubohrmaschine. Das klappt und die ausgebrachte Leine wird mit High-Speed eingeholt. Dann beendet Fritz zunächst das Angeln. Am späten Abend wird er am Steg von Björnholmen tatsächlich noch einen kleinen Fisch angeln. Vorerst gibt es anstatt Fisch eben chillige Musik aus den Außenlautsprechern und wir freuen uns, über den schönen Segeltag. Die durchkommende Sonne sorgt für entsprechend angenehmen Temperaturen und der Genacker für guten Speed um die 5 Knoten. Gegen 17 Uhr bergen wir nach 22 Seemeilen die Segel und laufen in den Hafen von Björholmen ein. Fritz fährt die Moyenne mit dem Heck gut an den Steg, die Heckleinen werden festgemacht, die Mooringleine geangelt und das Schiff so auch vorne festgemacht. Nach dem obligatorischen Prozedere (Stromanschluss legen, Logbuch ergänzen, Hafengebühr bezahlen, Klar-Schiff Machen) holen wir das Schlauchboot auf den Steg und spülen das Salzwasser gründlich ab. Ich werde es dieses Jahr leider nicht mehr benötigen. Dann wird das ganze ordentlich verstaut. Gleiches gilt für den Genacker, der ebenso in der Backskiste verschwindet. Er hat sich dieses Jahr „bezahlt“ gemacht und uns doch einige Motorstunden erspart und für viel Segelspaß gesorgt. Wir reservieren einen Platz im Restaurant und speisen dort gemeinsam sehr lecker zum Abend und sind uns einig, dass es eine sehr schöne gemeinsame Woche war. Wind und wettertechnisch war alles dabei und auch Paula hat es gefallen. Sie war das erste Mal auf einer Yacht segeln. Ich habe mich gefreut, dass Fritz auch mit war. Letztes Jahr hat es ja beim ihm nicht geklappt. Dafür war ja Lili eine Woche an Bord.
Als alles gepackt ist, beobachten wir zwei Jungs (ca. 8 Jahre alt), die am Steg einen Fisch nach dem anderen herausziehen. Fritz kramt die eine Angel wieder aus der Backskiste und mit allen vorhandenen Ködern versuchen die drei ihr Glück aber nichts scheint den Fischen zu schmecken. Als die Jungs gegen 22.30 Uhr abziehen, lassen sie eine Stück Krabbenfleisch zurück. Dieses wird nun über den Haken gestülpt und nach kurzer Zeit hat Fritz tatsächlich seinen ersten Fisch hier geangelt. Es ist eher ein Fischchen, aber egal, zählt trotzdem. Nun sind wirklich alle Erwartungen an diese Woche erfüllt und wir können zufrieden in die Kojen gehen.
Morgen werden die drei um 07.18 Uhr von hier mit dem Bus nach Göteborg fahren. Ich werde noch einen Tag bleiben, in die Sauna gehen. Das Schiff saubermachen, Wäsche waschen und arbeiten. Dann geht es für mich wieder solo weiter in Richtung Süden. Ende August / Anfang September muss ich wieder in Berlin sein.
Das Solo Segeln hat auch seinen Reiz. Klar ist, dass das es natürlich viel länger dauert, dass Schiff zum An- und Ablegen klar zu machen. Auch das Bergen des Großsegels ist, je nach Wind und Wellengang natürlich etwas aufwändiger, als wenn man zu zweit ist. Aber mit dem Autopilot und dem Windprogramm geht das auch ganz gut. Ich habe inzwischen mein System gefunden. Gleiches gilt für die An- und Ablegemanöver. Wichtig ist eine gute Vorbereitung und das Vermeiden von Schnellschüssen. Ein weiterer, sicherlich oft etwas unterschätzter, Aspekt ist, das ich nur auf mich achten muss, wenn ich alleine segle. Sind andere dabei, muss ich natürlich auch auf die Crewmitglieder achten, aber das mache ich gerne und freue mich, wenn sich alle wohl und sicher an Bord fühlen.
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Das Wochenende in Strömstad ist heiß und dementsprechend ist im Hafen viel los. Kinder baden im Wasser, Erwachsene fahren SUP oder liegen faul in der Sonne. Ich baue das Sonnensegel mit Hilfe eines schwedischen Nachbarlieger auf. Am Vortag war ich bei der Massage, die hervorragende war.
Am 22. hole ich Leonie mit dem Schlauchboot vom Busbahnhof in Strömstad ab. Eigentlich hatte ich vor noch Fisch und Lebensmittel einzukaufen, aber der Fischladen hat montags nur bis um 17 Uhr geöffnet, ich war also eine knappe halbe Stunde zu spät. Immerhin konnte ich schon einiges von der Lebensmittelliste einkaufen. Mit Leonie ging es zur Moyenne und nachdem das Nötigste verstaut war, gingen wir ins Restaurant und bestellten Pizza. An Bord gab es noch viel zu erzählen, bevor es in die Koje ging.
Am sonnigen Dienstag fuhren wir erneut mit dem Schlauchboot nach Strömstad, kauften lecker und reichlich Langostinos und Fisch ein, sowie fehlende Lebensmittel. Leonie hatte bei der Einfahrt nach Strömstad einen Juwelier gesehen und wollte für Lara noch eine Kette kaufen. Es wurde ein zeitlich längeres Unterfangen und so kamen wir erst gegen 13 Uhr los. Die Logge klemmte wieder, kam aber nach einigen Kringeln wieder frei. Bei schönstem Wetter setzten wir Segel und fuhren den Sackensund nach Norden. Der Wind frischte auf. Wir lassen die Insel Östra Rödskar an Steuerbord und umrunden Norden Sandry nördlich. Um 16 Uhr setzen wir gerade noch rechtzeitig die norwegische Gastlandflagge bevor wir in die Bucht von Holtekillnaturhavn eindrehen. Der Weg hinein führt durch einen kleinen Sund, links und rechts schöne Häuser mit großen Wiesengrundstücken. Kühe grasen am Ufer. Wir suchen einen Platz mit einer entsprechenden Wassertiefe und der Anker fällt bei knapp 5 Meter Wassertiefe. Abends gibt es die großen Langostinos mit Aioli und frischem Weißburgunder.
Die Bucht ist weitläufig und nicht gerade typisch norwegisch, da es Schilf und Wiesen am Ufer hat. Da das Wasser nicht gerade zum Baden einlädt, fahren wir am nächsten Morgen auf einen Felsen. Leonies Versuch, von hier aus ins Wasser zu gehen, scheitert an den glitschigen Felsen. Wir sonnen uns auf den warmen Felsen, bevor es aufs Schiff zurückgeht. Um kurz nach 13 Uhr holen wir den Anker auf. Der erste Versuch scheitert, da auf einmal die Ankerwisch mächtig Mühe hat. Der Grund ist schnell ausfindig gemacht, als ich mich über die Reling beuge. Wir haben ein Leitungsrohr mit angehoben. Also Anker wieder runter. Rückwärtsfahrt, zweiter Versuch, immer noch hängt das Ding über dem Anker, also nochmal vor und zurück. Anker ganz runter, dann lässt er sich endlich ohne Anhängsel bergen.
Wir laufen aus dem Sund wieder heraus und drehen nach Steuerbord. Die Norwegenflagge soll gegen die schwedische Gastlandflagge getauscht werden. Allerdings weht diese kurze Zeit nur mit einer Leine oben an der Saling. Also kommt der Bootsmannsstuhl das zweite Mal auf der Reise zum Einsatz. Da kein Wind ist, machen wir das auf dem offenen Wasser. Leonie zieht mich mit der Winsch hoch, dort kann ich alles klarieren und im Anschluss die schwedische Flagge hissen. Da wir uns im „Grenzgebiet“ befinden, werden wir noch einige Male die Flaggen tauschen. Wir lassen den Leuchtturm Sauholmen an Backbord und die Insel Herfo an Steuerbord und fahren mit dem Großsegel in Richtung Süden. Es ist sonnig und auf dem Wasser ist recht viel los. Um 15 Uhr laufen wir in den Kostersund ein. Hier bin ich bereits mit Michael gewesen, allerdings kamen wir von der anderen Seite. Wir bergen das Großsegel. Die Kosterfähre und alle möglichen Bootsarten kommen uns entgegen. Der Kosterhafen ist proppe voll. Man liegt bereits im 4er Päckchen. Wir wollen aber sowieso in die Ankerbucht westlich, die ich bereits kenne. Hier finden wir einen Platz. Mit dem Dinghi geht es auf die einen Felseninsel. Von oben aus haben wir beste Sicht auf zwei Motorboote, wie sie am Felsen vor Heckanker anlegen. Abends gibt es lecker Dorsch mit Bratkartoffeln. Von einem weiteren Felsen schauen wir den Sonnenuntergang an. Leider verschwindet die Sonne zu schnell hinter den Wolken, dennoch färbt sich der Himmel noch blutrot. Am Ufer machen Jugendliche noch den Abend/Nacht zum Tag und feiern, was auch immer, lautstark. Egal, wir schlafen trotzdem.
Am Donnerstag geht es wieder durch den Kostersund zurück aufs offene Wasser. Der Wind ist passend für den Genacker. Dieser bringt uns bei rund 4 – 6 Knoten scheinbarem Wind mit ebenfalls 4 Knoten in nördliche Richtung zum Singlefjorden. Diesen wollen wir bis zum Ende folgen, um dort im Hafen uns vor den anstehenden kräftigen Winden „Schutz“ zu finden. Das ganze segeln wir dann nur mit dem Großsegel und kommen gegen 17 Uhr im Hafen an. Wir finden einen Platz zum längsseits gehen. Der Hafen von Kjeringholmen erweist sich als reiner Hafen für Einheimische. Es gibt einen Italiener (sprich Türken) aber ansonsten nichts. Keine Einkaufsmöglichkeiten, kein Bus, keine „Gar Nichts“. Die im Hafenhandbucht beschriebenen Attraktionen „Klang-Installationen“ im Kulturzentrum kennt hier niemand. Wenn man kein Auto hat, ist man aufgeschmissen. Egal, wir haben noch genügend zu Essen an Bord. Vorsichtshalber füllen wir mal Wasser auf. Am nächsten Tag soll es durchregnen.
Morgens stellen wir fest, dass ein großer Kat hinter uns angelegt hat. Wir liegen wohl auf seinem Platz, nun gut konnten wir nicht wissen, da wir extra jemand gefragt hatten, ob wir dort liegen könnten. Wir beschließen trotz Regen wieder etwas weiter südlich zu fahren, wenn hier sowieso umlegen müssten. Also Ablegen und im Regen wieder eine Stunde nach Süden. Leonie ist guter Laune, denn morgens hat sich die Infos bzgl. der Gasteltern für Lara in England bekommen. Also steht sie bei kräftigem Regen am Steuer. Nach einer guten Stunde laufen wir in eine kleine, aber schöne Bucht von Svarerodkillen (59° 06 N und 011° 13 E) ein. Hier gibt es zwar auch nichts, aber es ist immerhin viel schöner – auch bei Dauerregen – als in dem Hafen. Wir vertreiben uns die Zeit mit Arbeiten, Logbuchschreiben und Kartenspielen. Leonie übt ein bisschen Klavier und ich bereit die Pasta für heute Abend vor. Morgens ist beim Spiegeleibraten die zweite Gasflasche leer, also schließe ich Nr. 3 an. Eine volle ist noch als Reserve an Bord.
Ungewohnt früh (08.45) gehen wir Anker auf und Motoren aus der Bucht. Der Wind bläst mit 4-5 Bft. frisch aus S – SW, also in unsere Richtung. So kreuzen wir durch die enge Schärenlandschaft. Der Kartenmaßstab ist aus meiner Sicht zu groß, so schaue ich regelmäßig auch auf den Plotter. Bei der Insel Ribba wenden wir erneut und kreuzen durch die Enge von „Alteren“. Jeder Schlag dauert nur ca. 1 Minute. Nach 5 Minuten sind wir durch die Enge durch. Wir lassen die Insel Nordre Sandoy an Steuerbord und nehmen Kurs auf den Hafen von Skjärhalden. Das Wetter wird besser und der Hafen wird sich im Tagesverlauf füllen. Wir sind aber rechtzeitig da und werden von dem jungen Hafenmeister an einen Platz geleitet. Und so machen wir längs von zwei Motorbooten am Schwimmsteg D 2 fest. Hier war ich bereits einmal vor ein paar Wochen mit Michael und Karin. Nun ist es deutlich voller. Viele junge Leute auf teuren und großen Motoryachten. Alkohol fließt reichlich und auf jeder zweiten Yacht wird schon gefeiert. Neben uns legt ein neuer Nachbar an. Ebenfalls ein schnelles Motorboot mit 4 Jungs an Bord. Gut angezogen sind hier nahezu alle, aber die Manieren …, naja vielleicht gehört das Pinkeln ins Hafenbecken hier zum guten Stil.
Im Supermarkt füllten wir dringend benötigte Lebensmittel auf und machen einen Spaziergang über die Felsen.
Wir buchen eine Stunde in einer kleinen Sauna an einem Meeresschwimmbad, nur 10 Minuten von unserem Liegeplatz entfern. Durch die großen Scheiben schaut man aufs Meer, in das man nach dem Saunagang eintauchen kann. Wir haben unsere Badesachen vergessen und gehen unbekleidet ins Wasser. Das ist hier unüblich, aber wenigstens pinkeln wir nicht vom Steg ins Wasser. Nach einer Stunde warten bereits die nächsten Saunagäste auf diesen schönen Ort und wir machen uns auf den Rückweg. Später gehen wir noch einmal zur Sauna, um dort den Saunabetrag in Form von SEK zu hinterlegen. Bei der Buchung hat es mit der Online-Bezahlung nicht geklappt. Aber die „Managerin“ der Sauna sagte uns, dass es kein Problem ist und wir auch schwedische Kronen hinterlegen könnten.
Gegen 19 Uhr wir es im Hafen ruhiger und wir wundern uns, wo alle sind. Am nächsten Tag berichten unsere Nachbar-Jungs, dass es ein Open-Air-Konzert von einer namhaften norwegischen Band gab. Es waren wohl einige extra deswegen in diesen Hafen gekommen.
Am Sonntag (28.07.) geht es um 11 Uhr weiter. Heutiges Ziel ist die Ankerbucht Fedagsholet, in der ich bereits zweimal war. Aber Leonie möchte ich sie nicht vorenthalten, weil sie so schön ist. Mit Großsegel und Genua geht’s es zuerst in westliche, dann in nördliche Richtung. Schließlich müssen wir noch das erste Reff einziehen und die Genua gegen die Fock wechseln. Wir kommen gut voran. Nach einigen Schlägen nehmen wir gegen halb drei die Segel weg und laufen in das schmale Fahrwasser zur Ankerbucht ein. Da die meisten Motorboote am Felsen festmachen, finden wir einen guten Ankergrund. Die Sonne scheint, wir baden und fahren mit dem Schlauchboot zu den von der Sonne aufgewärmten Felsen und genießen die Zeit zu zweit. Wieder am Schiff gibt es ein Wiedersehen mit den zwei Jungs, die mit ihrem Boot in der Bucht rumfahren und Eis, Getränke und Teilchen zum Verkauf anbieten. Wir nehmen das Angebot dankend an. Besonders die selbstgemachten Karamell-Taler sind sehr lecker. Auf dem hochgelegenen Felsen erleben wir erneut einen schönen Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen versuchen wir noch ein paar schöne Fotos zu schießen aber der Himmel ist etwas diesig. Um kurz vor 13 Uhr Motoren wir aus der Bucht auf dem Weg zum nächsten Naturhafen (Hankonaurhavn). Das ursprüngliche, von Leonie ausgesuchte Ziel auf den Missigen Inseln lässt sich nicht realisieren. Wir kommen zwar nach eine paar schönen Segelstunden dort an. Es sind schon drei andere Schiffe dort vor Anker. Wir fragen bei einer Segelyacht nach, ob sie über Nacht bleiben, was sie verneinen. Daher entschließen wir uns, den Anker zu werfen. Leider hält dieser auch beim zweiten Anlauf nicht. Da der Platz sehr eingeschränkt ist und ein anderer Yacht-Eigner und kritisch beäugt, brechen ich den Versuch nun ab, da wir keine Chance haben unsere Position so zu verändern, dass der Anker auf einen besseren Grund fällt. Also verlassen wir, insbesondere Leonie schweren Herzens die Bucht. Kurze Zeit später Motoren beide Yachten aus der Bucht und eine andere Yacht läuft in die Bucht ein. Hätten wir das früher gewusst, wären wir geblieben und hätten unser Glück nochmal versucht. So geht es in Richtung NW mit Ziel Hankosund. Dort finden wir einen guten Platz in der weitläufigen Bucht. Die Einfahrt zur selbigen ist aber auch wieder sehr eng. Aber nach so vielen Monaten (dieses und letztes Jahr) in den Schären wird man etwas sicherer, was die Navigation angeht.
Wir fahren mit dem Schlauchboot auf die seewärtigen Schären, die flach aber wunderschön sind. Hunderte von leeren sehr großen Austernschalen sind neben Miesmuscheln zu bewundern. Sie sammeln sich in den windgeschützten Stellen auf den Felsen. Es ist eine eigenartige, großartige Landschaft. Die Steine sind unterschiedlich bewachsen. Moose, Flechten, Büsche, kleine Blumen wachsen an den unterschiedlichsten Stellen. Wir beobachten einen Kormoran, der erst einen großen, strahlförmigen „Schiss“ nach hinten abgibt und dass mit einem ordentlichen „Rülpser“ die Reste (das Unverdaubare) eines Fisches ausspuckt, bevor er sich so erleichtert in die Lüfte erhebt. Später sehen wir ihn, mit einer großen Scholle im Schnabel. Diese ist aber definitiv zu groß für ihn, obwohl er sich große Mühe gibt, diese in die richtige Position zum Verschlingen zu bringen. Das ganze wird von einer großen Möwe mit hungrigem Interesse verfolgt. Nun kämpft der arme Kormoran mit der Scholle und versucht gleichzeitig die Möwe auf Distanz zu halten. Bei einem Schleuderversuch entwischt im die zappelnde Scholle und die Möwe schnappt zu und entflieht mit ihrem Abendessen auf einen benachbarten Felsen. Der Kormoran guckt in die Röhre und taucht schließlich genervt ab, um erneut auf Unterwasserjagd zu gehen.
Nach diesem Schauspiel fahren wir zurück zum Schiff, um Abendessen zu kochen.
Da es ab dem kommenden Nachmittag und Abend mit bis zu 7 Bft. wehen soll, möchte ich abends in einem sicheren Hafen sein. Wir lichten um 11 Uhr den Anker und laufen aus der Bucht aus. Wir lassen die Insel Naveskjer an Steuerbord und es geht anfangs unter Segeln erneut zur den schönen Ankerbucht, um das schöne Wetter zum Baden und Faulenzen zu nutzten, bevor wir zum Hafen aufbrechen wollen. Vom Felsen gelingen diesmal sehr schöne Fotos von der Moyenne. Dann geht’s mit Maschine in den fast gegenüberliegenden kleinen Sund der ausreichend Schutz vor dem bereits schon kräftigen Wind bieten soll. Wir finden nach kurzer Zeit den reservierten Platz und legen vorwärts an. Der Wind drückt uns an den mit einer guten Gummileiste geschützten Schwimmsteg. Ich hätte den Steg von der anderen Seite anfahren sollen, dann hätte ich das Heck besser vom Steg weghalten können, so zieht der Rückwärtsgang, das Heck natürlich weiter an den Steg. Zwei deutsche Segler aus Hamburg nehmen die Leinen an. Wir klarieren auf, füllen den Wassertank auf und ich kümmere mich um die Chrom-Reling. Das überkommende Salzwasser hinterlässt ja sofort seine Spuren. Dann lassen wir die Luft aus dem Schlauchboot und verstauen dieses in der Backskiste. Da Leonie morgen in Fredrikstad von Bord geht und ich die nächsten Tage allein unterwegs bin, stört das Schlauchboot nur beim Anlegen. Dann machen wir es uns nach einem Spaziergang im Schiff gemütlich. Mein Versuch, Wäsche zu waschen scheitert an der defekten Waschmaschine. Die Wäsche kommt voller Waschmittel und überwiegend nass aus der Trommel. Nachts frischt es weiter auf und ich bin froh im Hafen und nicht in einer Ankerbucht zu liegen.
Am nächsten Tag geht es bereits um 7 Uhr los, da wir um 9 Uhr durch eine Klappbrücke bei Fredrikstad wollen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass die Brücke defekt ist. Ich hatte mir abends im Plotter Wegpunkte zur Einfahrt in den Sund nach Fredrikstad gesetzt, ohne auf die große Karte zu schauen. Das stellt sich als Fehler raus, da ich auf Grund des fehlenden Gesamtüberblicks die falsche Seite anfahren will. Es gibt nämlich zwei Seiten zur Stadt zu kommen. Also müssen wir bei ungemütlichen 5 Windstärken mit Maschine noch einen Umweg fahren. Um kurz vor 9 Uhr sind wir dann vor der Brücke. Ich rufen die Brücke auf UKW Kanal 12 an, erhalten aber keine Antwort. Also per Telefon. Man erklärt mir, dass die Brücke defekt sein. Na prima, hätten wir uns das frühe Aufstehen sparen können. Wir machen vor der Brücke an einer großen Steganlage fest. Leonie packt ihre Sachen zusammen. Dann gehen wir in die Stadt und fahren mit der Fähre zu „Old Town“, die sich als sehr sehenswert entpuppt. Schöne Geschäfte in alten Häusern, eine alte Festungsanlage und viele Familien mit Kindern. Mit der Fähre geht es zurück zur Moyenne und von dort bringe ich Leonie zum Busbahnhof. Um kurz vor 14 Uhr heißt es Abschiednehmen. Es war eine wunderschöne Woche, die wir zusammen hatten. Viele schöne Segelstunden, romantische Buchten, warme Felsen, frisches Meeresbaden und viele Kartenspiele am Abend, die ich meistens verloren habe. In rund 4 Wochen werden wir uns in Berlin wiedersehen. Davor kommen Fritz, Paula und Lili noch für eine Woche an Bord. Mit ihnen geht es langsam südlich in Richtung Göteborg. Von dort aus fahre ich alleine wieder die Strecke nach Kopenhagen. Hier kommen wahrscheinlich nochmal „Gäste“ an Bord. Wer, das ist zurzeit noch unklar, wird sich aber im Reiseverlauf klären.
Die nächsten zwei Tage nutze ich, um morgens Joggen zu gehen und etwas Sport zu machen. Außerdem stehen Wäschewaschen, Putzen und Einkaufen auf dem Tagesprogramm. Zwischendurch ein paar Stadtspaziergänge. Abends gehe ich ins „Slippen“ Restaurant. Dort bestelle ich vorzügliche Austern Asia Style und anschließend Catch oft he Day. Abends wird es frisch und ich kehre auf die Moyenne zurück und schlafe in frisch gewaschener Bettwäsche zeitig ein. Morgen geht’s weiter. Wohin? Das entscheide ich morgen.
PS: Leider konnte ich ein paar schöne Bilder noch nicht laden, das hole ich aber noch nach. Es lohnt sich.
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© Gustav Burckschat