Der lange Weg zum Traumschiff

Der lange Weg zum Traumschiff

Es begann irgendwann im Winter 2012. Wahrscheinlich am Hauptbahnhof in Berlin. Um mir die Zeit während der Zugfahrt zu einem Kunden zu vertreiben, kaufte ich mir den „PALSTEK“, eine Zeitschrift für Segler.

Und dort, im dicksten Chaos, wo es keiner erwartet hätte, entstand die Idee, einmal ohne Zeitdruck für mehrere Monate segeln zu gehen und dem Trubel zu entgehen.

In dieser Zeitschrift wurde die neue Sirius 35 DS auf mehreren Seiten ausführlich beschrieben. Fazit: Es handelt sich um das wahrscheinlich optimale Fahrtenschiff.

Ich war von Anfang an schwer begeistert von den zahlreichen Detaillösungen, die das Schiff auszeichnet. Auch die Größe von 35 Fuß, also ca. 10.60 Meter entsprach meinen Vorstellungen eines für mich gut händelbaren Schiffes.

In den folgenden Jahren segelte ich jedes Jahr für 2-3 Wochen auf der Ostsee. Die Schiffe waren z.B. Delphia 37, Bavaria 37, Hanse 35 o.ä. Immer wieder blätterte ich durch die verschiedenen PALSTEAK Zeitschriften und blieb immer erneut an der Sirius 35 DS hängen.

Außerdem wuchs in mir der Wunsch weiter, die Ostsee einmal ohne Zeitdruck zu bereisen. 4 Monate wären eine gute Zeitspanne. Der Gesundheitszustand meiner Mutter, die beiden bei mir lebenden Kinder bildeten den Mittelpunkt meiner Aktivitäten und das war mir wichtig. Allerdings kam die Idee immer wieder zu mir zurück.

Im Sommer 2018 entdeckte ich im Hafen Klintholm eine Sirius 32 DS, also das Vorgängermodel. Ich erinnerte mich sofort wieder an den Testbericht. Eigentlich wollte ich noch mit den Eignern sprechen, aber am nächsten Morgen, war die Sirius schon ausgelaufen.

Die nächste Begegnung hatte ich dann im Sommer 2020. Mit meinen alten Schulfreund Gilbert und seiner Frau waren wir, aus Laboe kommend, am frühen Abend in Burgstaaken auf Fehmarn eingelaufen. Direkt vor dem Restaurant „Goldener Anker“ hatten wir einen Liegeplatz bekommen. Nun saßen wir bei schönem Wetter auf der Terrasse und warteten auf unsere Scholle. Gegenüber fiel mir ein sehr schönes Schiff auf. Bei genauerem Hinsehen bemerkten wir, es war eine Sirius 35 DS! Ich kam sofort ins Schwärmen und erzählte Gilbert und Annett von den besonderen Vorzügen der Yacht. Links neben uns hörten die Nachbarn interessiert zu. Es stellte sich heraus, dass es sich um die Eigner des Schiffes handelte. Schnell kamen wir ins Gespräch. Das Schiff ist bei 1A Yachtcharter in der Charter aber zurzeit nutzen sie es selbst für einen Törn. Ich fragte, ob ich das Schiff am kommenden Morgen besichtigen könnte und sie stimmten zu. Und so stand ich voller Neugier am nächsten Morgen an Bord. Einmal mehr fühlte sich alles gut an, alles passte, obwohl das Schiff schon seit 3 Jahren in der Charter lief. Auch unter Deck war alles perfekt gebaut, wie es in der PALSTEAK beschrieben stand.

Anfang Januar 2021 rief ich dann bei der Sirius Werft an. Der erste Eindruck hier war leider ernüchternd. Ein AB gab eine Auswahl für Englische und deutscher Sprache an. Ich drückte die 2 für die deutsche Sprache und erreichte niemanden. Also schrieb ich eine Mail. Darauf meldete sich ein Mitarbeiter, der im Vertrieb arbeitet. Ich erzählte ihm von meinen Plänen und meinem Wunsch, die Werft und die Schiffe zu besichtigen und auch Probe-zu-Segeln. Darauf erhielt ich eine Preisliste für beide in Frage kommenden Schiffe die 310 DS und die 35 DS.

Nach einigem Hin und Her machten wir (Fritz, Lili und ich) uns am 19. März 2021 um 08.00 Uhr mit dem Auto auf den Weg nach Neustadt, um die Schiffe zu besichtigen. Nach gut drei Stunden waren wir vor Ort und wurden von einem Mitarbeiter herzlich begrüßt, der uns sofort das „Du“ anbot. Ich bin ja von dem sofort „geduze“ kein Freund. Schließlich kannte ich den Herren gar nicht und wollte ggf. über einen Schiffskauf mit ihm verhandeln. Aber gut. Fritz und Lili meinten „ich solle mich mal nicht so haben“.

Der Werftmitarbeiter erzählte von der Leidenschaft, mit der er und das Team für Herrn Schmidt den GF arbeitete.

Wir schauten uns zunächst die 310 DS an. Es war die bereits fertiggestellt „Someday“. Vom Eigner hatte ich bereits einige sehr schöne You Tube Filme gesehen. Das Schiff hatte ein Steuerrad und das finde ich gehört irgendwie zu einer Yacht dazu. Das Cockpit wird dadurch kleiner. Insgesamt hinterließ das Schiff einen sehr guten Eindruck, obwohl es ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte.

Dann ging es zur 35 DS. Die schwenkbare Steuersäule, die separate Dusche, die breiteren Laufwege und die Tür im Heck fand ich sehr gut. Auch die etwas geräumigere Eignerkammer kam gut an. Lili und Fritz waren genauso begeistert und wir steckten unsere Köpfe in jede Ecke des Schiffes. Immer ging es zwischen der 310 und der 35 hin- und her.

Nach zwei Stunden stellten wir fest, die Zeit war zu knapp. Wir entschieden das Probesegeln zu verschieben und lieber die Werft zu besichtigen. Vorher gab es noch einen leckeren Burger im Hafen.

Nach 30 Minuten kamen wir bei der Werft an. Nach einer kleinen Wartezeit erschien der Mitarbeiter und wir machten uns zu einem Rundgang auf. Sehr beeindruckend. Als erstes stand da eine 35 DS. Die Fensterrahmen waren noch nicht eingesetzt, so dass wir die Rumpfstärke sehen konnten. Die äußerst stabile Bauweise wurde auch im weiteren Verlauf der Besichtigung immer wieder deutlich. Die Materialstärke der Schotts und Türen, die Anlamierungen der Verbindungen etc., alles deutete auf stabile Bauweise hin. Fritz interessierte sich für die Tischlerarbeiten, Lili für das Optische. Wir schauten in eine 35 DS mit leerer Hülle und kletterten auf eine fast fertige 310 DS.

Nach 1,5 Stunden waren wir mit allem durch und konnten noch einen Blick in die Büroetage werfen. Herr Schmidt war auch noch da und nickte uns kurz aus seinem Büro aus zu. Ich hatte ein kurzes persönliches Hallo erwartet, aber gut. Dann standen wir ein bisschen untätig herum. Auch hier war meine Erwartungshaltung eigentlich die, dass man sich kurz zusammensetzt und die nächsten Schritte bespricht. Aber das wurde nicht angeboten. Also fasste ich im Stehen zusammen, was ich mir nun an Infos und weiteren Schritten vorstellte. Wir bekamen einen schönen Kalender als Abschiedsgeschenk überreicht.

Alles in allem war ich zwar von den Schiffen begeistert, aber nicht so sehr von der Betreuung eines potentiellen Käufers.

Nach dreieinhalb Stunden erreichten wir müde und ziemlich geschafft wieder Berlin.

Vertragsunterzeichnung am 20.4.21

Nach dem Besichtigungstermin ging es darum einen möglichen Bauplatz zu reservieren. Tobias erklärte noch gäbe es freie Plätze für den Herbst 22, er wisse aber nicht wie lange, da verschiedene Angebote „draußen“ sind.

Ich telefonierte zweimal mit Torsten Schmidt dem GF der Sirius-Werft. Ich war bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine 35 DS werden sollte. Nach einigem Hin und Her stand die grundsätzliche Konfiguration fest und somit auch ein vorläufiger Preis.

Herr Schmidt sicherte mir zu den Bauplatz mit Fertigstellung Ende September zu.

Das war an einem Sonntag. Am Montag bekam ich das Angebot und unterschrieb es umgehend. Damit waren Fakten geschaffen.

Nach einigen Telefonaten stand nun der Termin zum Probesegeln einer 35 DS statt. Morgens starteten wir um 8 Uhr von Berlin aus. Mit an Bord waren Fritz, Leonie, Lara und ich. Gegen Mittag waren wir in Neustadt und trafen dort Herrn Schmidt und einen weiteren Mitarbeiter. Das Schiff wurde noch segelfertig gemacht und nach einer Sicherheitseinweisung und Ablege-Einteilung gings los. Noch im Hafen zeigte uns Torsten, wie einfach das Manövrieren ist. Dann ging es aus dem Hafen zum Probeschlag. Wind gabs auch um die 7-10 Knoten und zu meinem Erstaunen lief das Schiff nach kurzer Anlaufphase auch gleich 7 Knoten. Steuerverhalten sehr gut. Sicht sehr gut. Und auch mit insgesamt 6 Personen an Bord nicht zu bedrängt.

Nach 4 Stunden bin ich beruhigt von Board gegangen, mit dem Kauf die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Die Kommunikation mit der Werft gestaltete sich als schwierig. Oft dauerte es Tage oder auch schon mal eine Woche, bis meine Mails beantwortet wurden oder ich einen Rückruf erhielt.

Im Sirius Forum las ich über ähnliche Erfahrungen. Das Forum stellte sich als sehr wertvolle Plattform zum Erfahrungsaustausch heraus. So bekam ich Kontakt zu einigen, die bereits seit Jahren mit einer Sirius segelte und zu Eignern, deren Schiffe im Bau sind.

Besonders schön, war auch der Blog von Matthias der mit dem „Clipper“ im Mittelmehr unterwegs ist und von dem ich die Office Version übernehmen werde.

Außerdem folge ich seit Wochen schon den Bootsprofis und Anna und Malin von der „Hevadelli“, die seit einem Jahr auf Ihrem Boot wohnen und die Ostsee besegeln.

Nachdem der vor Ort Termin mit Thorsten Schmidt geklärt war, fuhr ich mit Lili am 2.9.21 früh um 0800 los Richtung Plön. Es war Gott Sei Dank wenig Verkehr und so kamen wir gegen 12 Uhr dort an. Herr Schmidt war ordentlich erkältet (kein Corona), weshalb wir uns draußen hinsetzten. Zunächst ging es um die Beantwortung zahlreicher Fragen meinerseits. Dann folgt eine Frageliste von Herrn Schmidt, die er aus seiner „Optionsliste“ abfragte. Die Taste mit dem Courser nach unten klickerte nur so durch und ab und zu stellte er die Frage nach einem Extra, welches er für ggf. interessant hielt. Lili hatte da ein wenig Langeweile, aber dann folgten die Fragen nach den Farben für die Polster, den Navi Sessel, der Küchenoberfläche dem Boden und dem Decksbelag und schließlich noch nach der Farbe der Bettlaken. Alles ganz schön schwierig.

Nach 6 Stunden fuhren wir mit dem guten Gewissen zurück, viele richtige Entscheidungen getroffen zu haben.

3 Wochen Segeln mit der Be Happy (Bavaria 37) war sensationell schön. Bis auf die nervigen Corona-Regeln in Deutschland war es eine perfekte Reise mit wirklich nahezu durchgehend schönem Wetter und guten Windbedingungen. Die alte Be Happy hatte natürlich einige Macken und ich freute mich, auf die bestimmt wesentlich bessere und komfortablere Ausstattung meines Schiffes. Als ich von Board ging, wusste ich, dass ich das nächste Mal meine eigene Yacht betreten würde.

Allerdings ergab sich hier noch eine kleine Änderung. Bei unserem Nachtreffen überredetet mich die Mannschaft auch im Sommer 2022 mit Ihnen zu segeln, und zwar wieder Anfang Juni und somit noch lange vor der Fertigstellung der Sirius. Ich sagte nach einigem Hin und Her zu. Weitere Erfahrung konnte nicht schaden.

Bei einem Grillabend mit meinen Kindern (Fritz und Lili) und meiner Freundin (Leonie) und deren Tochter (Lara) kamen wir dann auf die Sirius und die möglichen Namen zu sprechen. Ein schwieriges Thema. Eine Zusammensetzung aus Anfangsbuchstaben kam nicht in Frage. In meinem Kopf geisterte der Name „Gustavo“ rum aber so richtig überzeugt war ich nicht. Im Internet fand ich auch nichts Gescheites für mein Schiff. Fritz kam mit dem entscheidenden Vorschlag: Warum nennst Du das Schiff nicht MOYENNE? Zur Erklärung: Moyenne ist eine Insel auf den Seychellen auf der ich mit meinen Eltern oft im Urlaub gewesen bin. Sie gehörte Brendon Grimshaw einem Engländer, der sie in den 60er Jahre gekauft hatte. Auch Brendon hatte sich damals einen Traum erfüllt. Wir haben dort tolle Urlaube erlebt. Ringsherum das Meer, die Insel selbst nicht zu groß (in 45 Minuten war man rum) aber sehr abwechslungsreich. Meine Eltern haben sie ebenfalls geliebt. Es gibt nur schöne Erinnerungen. Fritz war zwei Mal dort. Einmal als Baby und dann nochmal gemeinsam mit mir und Lili zu Weihnachten 2015. MOYENNE. Das war also der neue Name.

Der Sommer verging. Ich abonnierte die „Yacht“ und fing an verschiedenen Seglern auf You Tube zu folgen. Dazu gehörten die sehr schönen Erfahrungsberichte von Anna und Malin die mit einer Feeling 31 auf der Ostsee unterwegs sind und dort auch auf dem Boot leben. Außerdem las ich u.a. den Blog von Matthias Schmidt der mit seiner 35 DS seit ein paar Monaten im Mittelmeer unterwegs ist und auch auf seinem Boot lebt und arbeitet. Von ihm habe ich auch die Office-Version als Vorbild übernommen.

Wichtige Hinweise kamen auch von anderen Sirius Eignern z.B. von Gilles, der ebenfalls auf einer 35 DS mit seiner Familie lebt.

Ein paar Seekarten (Übersegler) wurden gekauft. Notwendiges Werkzeug auf eine Merkliste geschrieben.

Nebenbei blieb noch Zeit mit meinem Jollenkreuzer auf der Havel zu segeln.

Es folgten mehrere aktualisierte Ausstattungslisten und der Preis des „Traumschiffs“ stieg auf rund x00.000 TEU. Es kam doch einiges hinzu, z.B. Bimini, Davids etc. Noch immer ist die Frage der Farbe noch nicht abschließend geklärt. Auch das Thema Code Zero oder Gennacker habe ich noch offen.

 

Anfang November kamen dann zwei schlechte Nachrichten. Zum einen wird die Office Variante nicht ca. 5 sondern ca. 8 TEU kosten und zum anderen sollte sich der Liefertermin von Ende September auf schlechtesten Fall auf Anfang Dezember verschieben.

Über beides ärgerte ich mich. Bzgl. des Auslieferungstermins machte ich Druck. Zum einen hatte mir Herr Schmidt damals gesagt: „… wenn Sie sich schnell entscheiden, bekommen Sie noch einen Ausliefertermin Ende September …“zum anderen wollte ich den Herbst 22 zum Probesegeln nutzen, da es ja im April 23 losgehen soll. Schließlich erreichte Herr Schmidt, dass eine vor mir liegende 40DS hinter meine rutscht (sollte ein Messeschiff werden, daher nicht so problematisch) und er mir nur zumindest einen Termin Ende Oktober zusicherte.

Ich kümmerte mich noch um das Thema Versicherung und folgte der Empfehlung von Herrn Schmidt und bekam ein Angebot von der „Hamburger Yachtversicherung Schomacker“. Wichtig war hier, dass es sich um ein Angebot mit „fester Taxe“ handelt.

Von Mitte November bis Mitte Dezember war ich beruflich wie immer viel unterwegs. Dennoch verging fast kein Tag, an dem ich nicht an mein Schiff dachte.

Ich suchte nun nach Geschirr, d.h. Gläser, Becher, Teller, Besteck, Pott und Pan sozusagen. Gar nicht so einfach. Beim Geschirr empfahl Herr Schmidt die Firma Kahla. Diese stellt hochwertiges Geschirr her u.a. eine Serie Magic Grip. Diese hat auf der Unterseite eine Gummierung, die das Verrutschen verhindert. Auf der Be Happy hatte ich immer eine Elefantenhaut beim Essen auf See auf den Tisch.

Gläser bestellte ich über einen mir bekannten Gastronomiegroßhändler. Die ausgesuchten Weingläser gefielen mir gleich, bei den Wasser- und Longdrink Gläsern brauchte ich zwei Anläufe. Nun stehen die Muster bei mir im Keller. Diese werden gleichzeitig die Reserve sein. Die Originalausstattung lasse ich wunschgemäß dann gleich zur Werft schicken. Diese passen dann die Regale entsprechend an.

Aus großen Pappen schnitte ich mir die Grundmaße der Schubladen aus, um zu sehen, welche Art von Töpfen und Pfannen etc. ich wo am besten unterbringen kann.

 

Außerdem begann Mitte Januar das Warten auf die letztendliche Preiserhöhung.

Entgegen der im Vertrag beschriebenen 5% Preisgleitklausel schrieb mit Herr Schmidt, dass wir uns über „… sehr schmerzliche Preiserhöhungen unterhalten müssen.“ Ich habe zunächst einmal meinen Unmut darüber geäußert. Die wichtigsten Bausteine für mein Schiff müssten längst bestellt sein und auch das Holz wird lt. seinem Video über mehrere Jahre eigenständig gelagert. Kein Thema habe ich mit 5% diese hatte ich sowieso fest eingeplant. Ich denke, dass Preissteigerungen natürlich sein müssen, aber wir können in der Hotellerie auch einem bereits fest gebuchten Kunden mitteilen, dass sein Aufenthalt im Sommer, den er im letzten Jahr gebucht hat, nun x0% teurer wird. Und um ca. x0% geht es hier wohl.

Lithium oder AMG – Auch diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Herr Schmidt schwört auf die wartungsarme und wenig anfällige AMG Technik, auch da mein Energieverbrauch sich im Rahmen hält (keine Wasch- oder Geschirrspülmaschine, keine zusätzlichen E-Winschen, keine Klimaanlage etc.) aber die Flachbildschirme werden schon einigen an Strom ziehen und mit den zwei Solarpanelen kommt man bei schattigem Wetter auch nicht so weit.

Ansonsten beschäftigte ich mich mit der Auswahl der Töpfe und Pfannen. Von Johann bekam ich den Tipp mit der Firma Wolff, die hochwertige Pfannen mit abnehmbarem Stil anbietet. Ich wählte kleine Durchmesser und schnitt mir diese aus dicker Pappe aus. Da ich auch die Schubladenfläche bereits ausgeschnitten habe, konnte ich gut sehen, ob alles gut passt.

Am 29.1. und 30.1. besuchte ich zum zweiten Mal den Kurs „Medizin an Board“ bei der Segelschule Hering. Hier ging es zwei volle Tage um das Thema, was tun bei Unfällen auf See. Vom Setzen einer Spritze bis hin zum Nähen einer Wunde und der Wiederbelebung.

Außerdem meldete ich mich zur Funkprüfung „Zusatz UBI“ an. Diesen UBI Schein braucht man bei der Befahrung von Binnengewässern. Also wird der nun auch noch gemacht. Den SCR habe ich bereits seit vielen Jahren.

Lilis Zimmer wurde zum Segel-Vorbereitungsbüro umfunktioniert. Dort sammeln sich nun Seekarten, Ausrüstungsmuster, Literatur etc.

Mit dem Bootsladen habe ich die Sicherheitsausrüstung besprochen und die Frage nach einem passenden Dinghi. Nun warte ich auf Alternativangebote zu denen der Siriuswerft.

Das Warten zog sich in die Länge. Ich lenkte mich mit den Inhalten des UBI Scheins ab. Ende Februar nahm ich an einem Vorbereitungskurs der Segelschule Hering teil. Das zu lernende Material war auf Grund des SRC Scheins übersichtlich. Die App von Delius Klasing erleichterte das Lernen.

Die UBI Prüfung war bestanden. Nun kann ich auch mit dem Schiff auf den Binnenschifffahrtsstraßen fahren und das UKW benutzen. Außerdem nahm ich erneut an eine Wochenendkurs mit dem Thema Medizin an Board teil. Sehr empfehlenswert. Die Zeit bis zum Mai war mit viel Arbeit und vielen Geschäftsreisen verbunden. Gut für die Kasse und gut, denn so vergeht die Zeit schneller. Leider teilte mir Herr Schmidt mit, dass der Fertigsstellungstermin auf Grund von Corona Ausfällen wieder auf den ursprünglichen Termin (26.10.22) zurückgefallen ist. Ich kann das Wort Corona nicht mehr hören! Dafür bekam ich Bilder vom fertiggestellten Rumpf, der Anfang Mai bereits in Plön ankam.

Ende Mai ging es für 3 Wochen und einer alten Bavaria Cruiser 38 erneut auf die Ostsee. Diesmal erreichten wir sogar die Insel Anholt. Dieses Ziel hatten wir schon oft angepeilt aber leider passte es zeitlich oder vom Wind her nicht. Diesmal schon. Wind gab es im Kattegat reichlich, so dass wir teilweise bis zu 34 Knoten am Wind hatten.

Im Juni wollte ich eigentlich nach Plön fahren, um das Schiff im Bau anzusehen, aber zum Zeitpunkt unserer Heimreise von Heiligenhafen nach Berlin stand es immer noch draußen. Das war schon etwas schade. Allerdings bekam ich nun Bilder von den bereits im Bau befindlichen Holzteilen.

Die Pantry wurde gebaut und wir diskutierten lange mit Frau Szecney bzgl. der optimalen Einteilung und Nutzung der Schubladen.

 

Für mich hat der Herbst am 1. September begonnen. Eigentlich ist es schade, dass sich der Sommer dem Ende zuneigt. Schön ist, dass mit jedem Tag, an dem es ein bisschen „dunkler“ wird, der Tag des Stapellaufes näher rückt. Das meiste Equipment für das Schiff lagert entweder bei mir im Keller oder ist bereits auf der Werft. Was noch fehlt, ist vernünftiges Bettzeug, Kissen und ein bisschen Krims-Krams.

Leider informierte mich Herr Schmidt auf meine Nachfragen, dass sich die Auslieferung erneut um 14 Tage nach hinten verschiebt. Nun ist der 9. November als Übergabe geplant. Zumindest wäre es ein schönes Geburtstagsgeschenk.

Die Zeit des Wartens wird durch ansteigendes Arbeitspensum (bei mir üblich ab diesem Zeitpunkt) und damit verbunden viele Dienstreisen verkürzt.

In den letzten zwei Wochen habe ich mich mit vielen Eignern über das Übergabe-Prozedere und evtl. zu beachtenden Punkte ausgetauscht. Nun weiß ich, worauf ich ein Augenmerk legen muss.

Heute am 12.10.22 habe ich eine Lücke in meinem Terminkalender genutzt und bin noch einmal nach Plön zur Werft gefahren.

12. Oktober 2022. Ich habe eine Lücke im Terminkalender genutzt und bin nach Plön zur Werft gefahren. Es sind zwar hin und zurück rund 660 Kilometer von Berlin, aber ich wollte den Status meines Schiffes sehen und mit Herrn Schmidt noch Details bzgl. der Übergabe besprechen. Außerdem wollte ich nachhaken, ob der 9. November nun als Übergabetermin realistisch steht.

So machte ich mich also um 0900 Uhr auf den Weg und war, Dank recht leerer Autobahn um 1245 Uhr vor Ort. Herr Schmidt begrüßte mich und wir gingen sofort auf Besichtigungstour. Bestimmt 5-6 Leute waren mit dem Schiff beschäftigt. Und, es sah schon sehr gut aus. Wir diskutierten die „Kopfstütze“ für die Eignerkoje und ich hatte Gelegenheit ein bisschen auf Tuchfühlung mit meinem Schiff zu gehen. Das Kribbelte ganz schön. Sehr schön, war an einigen Stellen die Materialstärke des Rumpfes zu erkennen. Ein Fenster, welches zum Einkleben bereitlag konnte ich einmal anheben. Ganz schön schwer! Schließlich unterhielt ich mich mit dem Projektleiter Stefan. Er meinte, dass der 9. November als Termin gut zu halten sein sollte. Das wärmte mir natürlich das auf die zeitliche Probe gestelltes Herz.

Mit einem guten Gefühl ging es kurz vor 15 Uhr wieder auf die Autobahn.

Drei Tage später schrieb Herr Schmidt, dass sich der Auslieferungstemin wieder auf Mitte/Ende November verschiebt. Grund dafür sind Engpässe im Bereich der Technik.

Am 30.10. um 09.00 Uhr gab es dann einen neuen Übergabetermin: 20.11.22, Probesegeln dann am 25./26.11.22. Mal sehen, wie lange diese Termine Bestand haben.

Die Antwort lautete: ca. 2 Stunden. Dann erhielt ich die Antwort, dass man da etwas durcheinander gebracht hätte und der 25/26 gar nicht gehen würde. Nach einigem Hin und Her (kennt man ja schon) wollte man den Termin nun doch auf Machbarkeit prüfen. Starke Nerven sind gefragt. Mal sehen, wie es weitergeht.

02.11. – nun steht alles soweit fest. Übergabe in Plön bleibt am 20.11.22 und die Übergaben in Neustadt erfolgt dann am 9./10.12.22. Nun wird das Schiff kein Geburtstagsgeschenk mehr aber als Weihnachtsgeschenk ist es auch schön.

Am 12.11. war ich noch einmal auf der Werft. Im Gepäck Luba, die bei mir seit Ende März mit Ihrem 5-jährigen Sohn aus der Ukraine wohnt. Sie wollten das Schiff auch einmal Live und in Farbe sehen, von dem ich Ihr schon soviel erzählt und gezeigt hatte. Gegen 13 Uhr waren wir da und waren positiv überrascht: das Schiff war fast fertig. Sicherlich sind nach ein paar Elektrik-Stunden zu leisten aber ansonsten sah alles schon sehr fertig aus.

Mit einem guten Gefühl ging es weiter in Richtung Hamburg, wo wir bei einer Hafenrundfahrt uns die richtig großen Schiffe anschauten. Nach 12 Stunden waren wir wieder in Berlin.

Morgens aufgewacht und aus dem Fenster geschaut. Prima – alles weiß. Es hat in der Nacht geschneit. Egal. Um halb zehn kam Fritz und um kurz vor 10 Uhr haben wir Leonie abgeholt. Dann ging es in Richtung Plön. Auf der Autobahn dann Schneefall. Mehr Schneefall und eine teilweise verschneite Autobahn. Dann kam aber die Sonne raus, um kurz vor Plön wieder im Schneefall zu verschwinden. Um kurz vor halb zwei bogen wir in die Einfahrtsstraße zur Werft ein und da stand sie! Was für ein schöner Anblick. So leicht eingeschneit, aber innen war die Beleuchtung an und vermittelte ein Gefühl der Wärme und Behaglichkeit. Die ersten Fotos und dann ging es die Leiter hoch ins verschneite und rutschige Cockpit. Dann Tür auf und hinein. Was für ein tolles Gefühl. Es war warm und einfach nur schön. Kurze Zeit später kam Herr Schmidt. Er besorgte Kaffee und Wasser und nach einem Durchatmen gingen wir die lange Ausstattungsliste gemeinsam und in aller Ruhe durch. Bis auf ein paar Kleinigkeiten war alles da und alles perfekt. Alles passt zusammen, die Beleuchtung, die Stoffe, der Boden, die Arbeitsplatte der Pantry die Kojen-Polster, der Sound, der Arbeitsplatz …

Viel, viel Technik, viele Schläuche und noch viel mehr Kabellage. Da muss ich mich in Ruhe mit beschäftigen.

Nach guten 4 Stunden unterschrieben wir das Übergabeprotokoll. Dann noch 15 Minuten alleine im Schiff und Genießen. Um halb sieben ging es dann mit einem großartigem Gefühl wieder Richtung Berlin (teilweise wieder im Schneegestöber).

Nun freue ich auf das Probesegeln am 9./10.12.

Seit der Übergabe im Wasser am 8. und 9.12.22 kreisen die Gedanken fast täglich um die „Moyenne“. Die Eindrücke waren so zahlreich, so überwältigend, das alles Zeit zur Verarbeitung benötigt.

Am 28.12. fuhren Leonie, Lara und ich erneut zum Schiff. Lara brauchte Luftveränderung, um ihrer Haut einen Gefallen zu tun. Ich wollte in Ruhe im Schiff rumkramen. Was wir nicht wussten, die Toiletten im Hafen inkl. der Duschen waren bis zum 2.1.23 kompett geschlossen. Aber das Hotel hatte offen und da wir zweimal dort abends sehr gut zum Essen einkehrten, benutzen wir auch die Toiletten.

Die erste Nacht an Bord war, wie immer etwas unruhig. Wir hatten kräftig Wind und irgendetwas schlug gegen oder im Mast. Nach der zweiten Nacht hatte ich – hoffentlich – die Ursache in Form des Spie-Falls gefunden.

Während Lara und Leonie mit geliehenen Fahrrädern unterwegs waren, verschwand ich in Backskisten, in der Werkstatt und versuchte die Plotter und Anzeigen auf meine Wünsche hin zu programmieren. Das alles funktionierte. Ich hätte nur noch mehr Zeit gebraucht. Macht nichts, die nächsten Tage auf dem Schiff kommen bestimmt.

Die Werft hatte die festgestellten Mängel, soweit ich sehen konnte abgestellt. Ich entdeckte aber ein offenstehendes Sail-Drive-Ventil, welches eigentlich nach der Einwinterung geschlossen sein sollte. Das Fotos schickte ich an Herrn Schmidt, der den „Fehler“ bestätigte und mir versprach, dass der Service sich ab dem 2. Januar darum kümmern würde.

Am Silverstermorgen fuhren wir dann wieder in Richtung Berlin.

Am 1. Oktober fahre ich mit der Bahn nach Warnemünde. Dort komme ich sogar pünktlich nach Fahrplan an. Die Moyenne liegt friedlich an ihrem Liegeplatz und ich habe das Gefühl in mein zweites Zuhause zu kommen. Die Dinge, die ich aus Berlin mitgebracht habe sind schnell verstaut. Die Abdeckplanen und Sicherungsbänder werden entfernt und das Boot wird zum Leben erweckt. Die Heizung hatte bereits per Handy zwei Stunden vorher eingeschaltet und so ist es bereits gut warm im Schiff. Nach einem Abendessen im Restaurant plane ich die Überfahrt nach Neustadt. Ich will morgen früh los und nach Kühlungsborn kommen und dort den Donnertag bleiben, da viel Wind angesagt ist. Am Freitag soll es dann nach Neustadt gehen.

Das Ablegen am Morgen gestaltet sich auf Grund des schon frischen Windes von vorne etwas schwierig, aber nette Nachbarn führen mit die Achterleine und so komme ich gut aus der Box. Die Box ist sehr groß und somit der Abstand zu den Pollern ebenfalls groß. Dann geht es auf die schon recht bewegte Ostsee und mit dem ersten Reff und der Fock in Richtung Westen. Das Wetter ist schön aber durch die achterliche Welle schaukelt das Schiff recht stark. Die Hafeneinfahrt ist auch nicht ohne, da eine recht hohe Dünung steht und das Schiff im rechten Winkel in die Einfahrt gesteuert werden muss und somit kurz quer zur Welle und parallel zur leeseitigen Kaimauer läuft. Im Hafen von Kühlungsborn sind es dann die alt bekannten rund 20 Knoten. Die Schwimmstege liegen alles seitlich zum Wind. Ich brauche einige Zeit, um Leinen und Fender auszubringen und mit einen geeignete Box zu suchen. Schließlich finde ich eine, die mit weißen Plastikfendern am Steg in Lee geschützt ist, dort will ich rein, um die Moyenne dann gut abgefendert nach Lee an den Steg zu bringen. Das ganze klappt dann mittelmäßig gut, da mit der Bug etwas zu schnell beim Eindrehen und Abstoppen doch zu schnell nach Lee klappt. Mit kräftig Rückwärts und nochmal mit eingeschlagenem Ruder vorwärts geht dann alles gut. Den Abrieb von der schwarzen Gummileiste, an der sich der Bug gedreht hat poliere ich am nächsten Tag leicht weg.

Ich vertäue das Boot gut, legen Landstrom, räume auf und melde mich an. Dann gehe ich etwas essen und lege mich eine Stunde in die Koje. Den Abend verbringe ich gemütlich an Bord. Ich lese mein Buch zu Ende und dann heißt es Gute Nacht. Draußen heult der Wind in den Salingen.

Das ändert sich auch am Donnerstag nicht, aber ich liege ja sicher im Hafen und erledige liegengebliebene Büroarbeit. Abends gehe ich ins Sea Restaurant, welches sehr empfehlenswert ist.

Am Freitag lege ich gegen 11 Uhr ab. Der Wind ist gut und der Seegang hat sich deutlich beruhigt. Mit Vollzeug geht es weiter in Richtung Westen. Für die Strecke benötige ich schließlich ca. 8 Stunden, da der Wind nachher deutlich nachlässt. Um halb sechs mache ich am V Steg am Platz 40 fest. Leonie kommt von Berlin aus, fast zeitgleich mit dem Volvo und da mein Eisschrank leer ist fahren wir noch nach Neustadt zum Abendessen.

Am nächsten Tag nutzen wir das sehr schöne Wetter, fahren zum Volltanken an die Tankstelle und dann nochmal zum Segeln in die Neutstädter Bucht mit anschließendem Hafenmanöver-Training.

Abends kochen wir einen schönen Fischeintopf.

Sonntag ist Flaute aber die Sonne scheint. Wir schlagen die Segel ab, was gut klappt, nur das Verstauen der Genua im Segelsack klappt erst als wir das Segel nochmal ordentlich an Land zusammengelegt haben. Nun kommen die Segel zum Segelmacher zur Durchsicht.

Das Deck wird gewaschen, der Chorm poliert und alles Überflüssige von Bord gebracht. Um halb fünft veranschieden wir uns vorerst von der Moyenne. Die neue Winterplane, die das Cockpit und das Deckshaus im Winter schützt wir kommende Woche angebracht. Der fehlerhafte Plotter wird ebenfalls kommende Woche ausgebaut und eingeschickt. Dann wird das Boot winterfest gemacht. Im Februar wir es zum Kärchern und Aufbringen des Antifoulings und Erneuerung der Anoden kurz rausgekrant. Die Motorinspektion erledigt ebenfalls die Ancora Marina.

 Die Sirius Werft wird sich um das Thema Duschpumpe und ein paar andere Kleinigkeiten kümmern.

Sicherlich werde ich im November und Dezember zur Moyenne fahren, um nach dem Rechten zu sehen.

Rund 1.350 Seemeilen habe ich dieses Jahr im Kielwasser gelassen mit Oslo als nördlichsten Punkt. Die Maschine lief pro Tag ca. 1,5 Stunden bezogen auf 94 Tage an Bord. Wenn man bedenkt, dass die Maschine gute eine halbe Stunde pro Hafeneinfahrt und nochmal eine halbe Stunde für die Ausfahrt läuft ist das deutlich weniger als letztes Jahr. Dies lag an den besseren Windverhältnissen.
Auch dieses Jahr hat mich das Schiff wieder sicher durch die Ostsee gebracht und auch diese Jahr waren Liebe, Freunde und treue Schutzengel meine Reisebegleiter.
Nun ist auch der heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Seefahrer mit an Bord. Diesen haben ich von einem langjährigen Kunden nachträglich zum Firmenjubiläum geschenkt bekommen. Das war echt eine tolle Idee.

Somit kann die nächste Saison kommen!