Schiffstaufe

Als wir uns am 2. April gegen 12:30 Uhr der Steganlage (von einem Hafen oder einer Marina zu sprechen wäre übertrieben) vom Segelverein Schlutup in der Trave näherten, stand die Taufgemeinde bereits am Steg und fror. Denn die Temperatur lag bei ca. 4 Grad und der NO Wind mit Stärke 5 war alles andere als angenehm.

Nach dem wir mit gemeinsamen Kräften das Schiff in der Box vertäut hatten, wärmten wir uns erst einmal im Schiff ein wenig auf. Dann wurde das bestellte Catering aus Neustadt abgeholt. Parallel gab es die erste Schiffsführung. Als Gastgeschenk wurde mir ein Flaggenset überreicht, was perfekt war. Ich hatte auch eins besorgt, und so begannen wir das Schiff über Top und Takel zu flaggen. Dies gestaltete sich auf Grund der Windverhältnisse gar nicht so einfach. Aber mit Christians Unterstützung schafften wir es, die Flaggen im Wind zu bändigen und sicher hochzuziehen. Die Antipasti-Kombination vom Restaurant „Pier 19“ wurde im Salon aufgebaut und die Sektgläser verteilt. Dann hieß es: Alle Mann auf´s Vorschiff. Nach einer kurzen Ansprache und der Bitte, Schiff und Mannschaft auf den Reisen stets mit den richtigen Winden und immer einer Handbreit Wasser unter dem Kiel auszustatten, wurde die Sektflasche (spanischer Cava) geköpft. Mit dem Inhalt taufte Lara die Moyenne in dem der Bugkorb ordentlichen mit dem köstlichen Naß übergossen wurde. Das war auch gar nicht so einfach, da der Wind für eine eher waagerechte Flugbahn sorgte. Den Rest genehmigte sich der Skipper.

Anschließend wurden die Gläser gefüllt und auf die Moyenne angestoßen. Ein bewegender Moment. Hatte ich doch so lange darauf gewartet.

Anschließend war der Deckssalon gemeinsames Ziel der Taufgemeinde. 5 Personen nahmen am Salontisch Platz, einer auf dem Naviplatz und zwei standen im Salon, wobei am Tisch auch gut sechs Personen Platz gefunden hätten.

Nachdem wir gut gestärkt und aufgewärmt waren fuhr ich Fritz zum Bahnhof und brachte das Catering-Geschirr zurück. Wieder auf der Moyenne wurde die eine oder andere Seekarte hervorgekramt und die Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten bis zu den Aalandinseln besprochen. Christian hatte sogar die passende Gastlandflagge mitgebracht. Außerdem ein Stück „Treibholz“ mit einer Werbung für die „Jolly Roger Bar“ auf der Insel „Moyenne“. Jolly Roger war einer der drei Hunde des Inhabers Brendon Grimshaw, der die Insel in den 60er Jahren gepachtet hatte. Hier verbrachte ich mit meinen Eltern zahlreiche Urlaube und es entstand ein freundschaftliches Verhälnis. Viele Briefe wurden geschrieben.

Der Schriftzug „Moyenne“ ist identisch mit der Handschrift von Brendon. Ich habe ihn von einer Agentur nachbauen lassen. Somit ist er einzigartig. Brendon hätte sich sehr gefreut, dass das Schiff nach seiner Insel benannt wurde.

Gegen 20 Uhr verließen uns Lili, Heike, Christian und Michael. Sie fuhren nach Berlin zurück. Lara und Leonie blieben noch mit mir an Bord. Geschafft von dem Segeltag und der anschließenden Taufe gingen Leonie und ich früh in die Koje, während Lara sich noch bei James Bond vergnügte. Als ich um kurz nach fünf aufwachte war es draußen windstill und auf dem Steg hatte sich Raureif gebildet. Moyenne lag friedlich in der aufgehenden Sonne. Was für ein schönes Bild.

Am kommenden Wochenende werde ich erneut hier sein, um noch ein paar Dinge einzuräumen und einzurichten. Wenn ich das nächste Mal zur Moyenne komme wird sie für längere Zeit für mich ein Zuhause (und Boat-Office) sein. Ich freue mich darauf.

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