Solo weiter nach Süden.

Bei schwachem Wind lege ich am Donnerstag, den 17.08.23 um 12 Uhr ab und folge dem Tonnenstrich wieder aus dem Sund heraus. Der Schilffgürtel ist hier bestimmt hundert Meter breit, wenn nicht mehr. Der Tonnenstrich muss genau eingehalten werden, da man links und rechts davon stehen könnte. Nach einer guten Stunde bin ich „draußen“ setzt Groß und die Fock, die ich später gegen die Genua tausche. Der Wind kommt mit ca. 7-10 Knoten aus Osten.  Raume und schwache Winde ist nicht so der Lieblingswind. Der scheinbare Wind, der dann in die Segel kommt, ist dann noch schwächer als der True Wind und entsprechend langsam geht es voran. Trotzdem ist es ein schönes Segeln zwischen den Inseln. Für eine Stunde kann ich anluven und nun läuft Moyenne auch wenigstens mit 4,5 Knoten. Dann schläft der Wind ein. Segel bergen. Maschine an. Kurze Zeit später. Maschine aus, wieder Segel setzen. Aber ca. 15 Minuten später geben ich auf und drehe gegen 16.30 Uhr in den Arkosund unter Maschine ein. Ich suchen mir im leeren Hafen einen Platz zum Längsseitsgehen an der Innenseite der Außenmole. Wenn ich alleine unterwegs bin muss ich auch immer gleich an die Ablegemöglichkeiten am nächsten Morgen denken. Hier ist alles perfekt. 

Bis ich in den Hafen einlaufen kann, dauert es ca. 15-20 Minuten, da ich erst alle 6 Fender, zwei Leinen vorne, zwei Leinen achtern und den Kugelfender fertig machen muss. Zusätzlich kommt noch eine Reserveleine an Deck. Dann wird ggf. noch die Hecktür aufgemacht und/oder eine Seitenpforte. Nach dem Anlegen werden in der Regel noch Springleinen und der Landstrom gelegt. Die Fock wird fixiert, das Großfall weggebunden. Schwimmweste, Lifebelt, Winschkurbeln und Seekarten verräumt. Seemeilen, Motorstunden ins Logbuch schreiben. Dann zum Hafenmeister, um die Hafengebühr zu bezahlen, ggf. kurze Hose und T Shirt anziehen. Bis das alles fertig ist vergehen ca. 30-45 Minuten. Dann gibt es einen Anleger-Drink und fertig ist der Segeltag.

Abends schnacke ich mit einem Deutschen, der an seiner Elektronik bastelt. Er hat eine schöne Flagge an der BB Sailing gehisst: Work less, live more. Abends esse ich sehr fein auf der hochgelegenen Terrasse eines Hotels. Die Outdoorküche bereitet eine feine Vorspeise und ein noch besseres Steak zu. Neben mir nimmt eine Tagungsgesellschaft Platz und es werden große Platten mit Krebsen als Starter serviert.

Der Sonnenuntergang ist fantastisch und genieße ihn bei einem Rum und einer Zigarre.

Es war ein schöner Segeltag. Übrigens der 117. Tag an Bord der Moyenne.

Um 10 Uhr geht´s bereits weiter. Ich folge dem Tonnenstrich weiter nach Süden. Der Wind kommt aus Norden mit der Stärke 3-4, somit geht es mit Kreuzschlägen und um die 4 Knoten in Richtung Fyrfjärden. Ich hatte mir die Route auf der Karte, wie immer am Vorabend markiert und im Plotter eine entsprechende Route eingegeben. So ist es alleine sicherer und schneller mit dem Überblick. Die Tonnen hake ich trotzdem immer auf der Karte, die auf dem Salontisch liegt, ab. So weiß ich immer genau, wo ich bin, was hier im Schärengarten elementar wichtig ist. Um 15 Uhr fahre ich durch eine Enge Schneise in den ausgesuchten Hafen. Hier wundere ich mich, dass der Hafen ganz anders aussieht als im Hafenhandbuch. Es stellt sich heraus, dass ich diesen Hafen zwar richtig eingetragen hatte, aber eigentlich in den Hafen nebenan fahren wollte, da dieser bessere Versorgungsmöglichkeiten gehabt hätte. Machte aber nichts. Ich quetschte mich in einen Schwimmsteg, der eigentlich etwas zu kurz und etwas zu schmal für die Moyenne war, aber es ging. Es gab kein Strom und kein Wasser aber dafür auch keine Hafengebühr.  Auf einer Liste im Hafen fand ich die Telefonnummer des Inhabers des Platzes und fragte (per AB) ob ich hier eine Nacht liegen können, oder ob er den Platz heute wieder anfahren würde. Da ich nichts von ihm hörte machte ich mir keine Sorgen. Abends legte sich der Nebel über den Hafen. Es war eine herbstliche, leicht mystischen Stimmung.

Der Nebel sollte mich auch am nächsten Tag begleiten. Ich legte zeitig (09.40) ab, setzte Groß und die Fock, da es wieder ein raumschotskurs werden würde und folgte erneut dem Tonnenstrich. Der Wind kam weiter aus nördlicher Richtung und immer wieder führte mich der Weg aus dem Schärengürtel heraus in offene Wasser. Hier hatte sich eine ordentliche Welle aufgebaut und ich musste permanent aufpassen, dass ich nicht eine Patenthalse fuhr. Auch die Karte musste ich im Auge behalten. Links und rechts Felsen, kleine Inseln, Untiefen. Alles machte einen raueren Eindruck. Die Wellen klatschten an die Felswände und umspülten die aus dem Wasser ragenenden Untiefen. Mit teilweise 5-6 Knoten Fahrt ging es durch dieses Labyrinth und da Tonnen oft nicht da waren konnte man nur hoffen, dass Karte und Plotter stimmten. Zwischen den Felsdurchfahrten kam noch Strömung und ab ca. 15 Uhr noch der Dunst hinzu. Nun konnte man nur noch geschätzte 500 Meter weit sehen. Inzwischen hatten mich drei Segler überholt und waren außer Sicht, somit war ich alleine mit dem „scheiß“ Wetter. Ich passierte Finnhällen, halste bei Skallaren, steuerte den LT von Vesterbäden an und nahm bei Burgfjärden die Segel weg. Um 17.30 Uhr lief ich unter Maschine in Richtung Vestvik Hafen. Das ganze Schiff war naß vom Dunst und Nebel, es fiel einfach das Naß vom Himmel. Ich war froh als der Hafen in Sicht kam und ich längsseits an die Innenmole gehen konnte. Ich machte sofort die Heizung an und ruhte mich erstmal im Salon aus. Die 36 Seemeilen hatten es in sich.

Der nächste Tag war definitiv ein Hafentag. Nachdem ich gestern bereits sehr gut im ABBA Hotel, welches direkt am Hafen liegt gegessen hatte, hatte ich für heute gleich einen Slot im Badehaus gebucht. Um 13 Uhr war ich vor Ort um konnte quasi alleine die verschiedenen Saunen und den Pool genießen. Alles war sehr stilvoll eingerichtet. Sie hatten vor 3 drei Tagen nach einer zweimonatigen Schließphase wieder geöffnet. Das Hotel gehörte Benny von ABBA der in Vestervik geboren war. Neben mir im Hafen lag ein Zweimaster (Die Albatross / Vikö II) mit einem Pärchen aus Berlin. Hinter mir dann ein Schweizer mit seiner Contest (Despina). Wir verabredeten uns abends um 18 Uhr zum Essen wieder im ABBA Hotel. Es wurde ein sehr netter und langer Abend, der auf der Contest mit Rotwein und schweizer Käse endete. Der Schweizer (Markus) war mit seinem Schiff schon u.a. auf Spitzbergen gewesen. Axel mit seiner Frau Frauke, war selbständig in der Denkmalpflege tätig, lehrte u.a. an der Uni und war schon in Jordanien tätig. Es gab also viel zu erzählen, u.a. kamen wir natürlich auch auf die Politik und die Ukraine zu sprechen. Der Schweizer konnte die deutsche Politik nur schwer zu verstehen und lobte das Schweizer System, welches einzelnen Politikern viel weniger „Macht“ erlaubt als es hier üblich ist.

Auf Grund des langen, feucht und fröhlichen Abends machte ich erst um 13 Uhr die Leinen los. Endlich war es wieder warm und sommerlich und so suchte ich mir nach 16 Seemeilen bereits eine Ankerbucht St. Vipph bei Tunnholmen. Es ging wieder einmal durch eine super enge Einfahrt an Felsen vorbei und einer Wassertiefe von 2,9 Meter, bis man in die Bucht kam. Eine Yacht lag bereits vor Anker und ich ließ mein Grundeisen auf nur 2,5 Meter und mit ca. 20 Meter Kette fallen.

Am nächsten Morgen hatte ich Mühe, den Anker aufzuholen. Es hing eine Unmenge an Kraut an Anker und Kette. Erst im Hafen konnte ich den Anker letztendlich von seinem Bewuchs befreien. Der Wind hatte auf West gedreht und bließ mit 4-5 Bft recht böig zwischen den Inseln hindurch. Ich hatte wieder das Groß und die Fock gesetzt und brauste nun mit einem Maximum-Speed von 7,3 Knoten (bis zu 20 Knoten AWS) durch die Inselwelt. Nach dem Kakelsund zog ich das erste Reff ein, was der Geschwindigkeit nur wenig Abbruch tat. Ich kam an einem großen AKW vorbei und bog dort noch einmal in ein engen Tonnenstrich ein. Mit Maschine ging es weiter bis ich wieder etwas segeln konnte. Dann wurde der Tonnenstrich zum Riesenslalom und ich musste die Segel wegnehmen und den Jockel anwerfen. Der Hafen von Fijeholm war sehr schön und ich legte mit Heckboje rückwärts an. Ein Deutscher (Arne) war mir beim Anlegen behilflich. Er war mit seiner charmanten Frau Vanessa und seinen beiden Töchtern (2 und zwei Monate alt) unterwegs. Ich putzte die Chromteile am Schiff, das Deckshaus und auch das Cockpit wurde mal wieder poliert. Abend grillte ich mit den beiden und saß abends noch mit Arne im Schiff zusammen, das er sich unbedingt ansehen wollte. Gerne doch.

Morgens half mir Arne die Hecktür auszubauen. Diese wickelte ich in ein großes Handtuch und verstaute sie in der Stb-Backskiste, so habe ich freien Ausgang nach achtern, was für mich beim Anlegen einfacher ist.

Bei sehr schönem Wetter ging es nach Mönsteras. Das war wieder ein längerer Schlag von ca. 33 Seemeilen. Es ging aber bei gutem Wind aus SO und einigen Schlägen gut voran. Um halb sechs bog ich in die Einfahrt zum Hafen ein. Es ging wieder an dicken Schilfgürteln vorbei. Zahlreiche Angler standen in ihren kleinen Booten und hofften auf einen guten Fang. Außerdem zahlreiche Kormorane, Schwäne und, Achtung 3 Seeadler!!

Auch dieser Hafen war leer. Ich legte wieder längsseits an und suchte dann einen Griechen auf, der aber nun ein Thai Restaurant war. Vielleicht kann ja nun auch ein Restaurant täglich neu entscheiden, was es gerne sein möchte. Das Essen war mittelmäßig. Unterhaltsam war nur die Frauenrunde (6 Schwedinnen), die einen Höllenspaß hatten, in dem sie sich gegenseitig Männergeschichten erzählten. Das erfuhr ich später von der Kellnerin. Ansonsten gab es hier abends nur 1.000 Mücken.

Am Donnerstag legte ich bereits um halb zehn ab, um nach bis nach Kalmar zu kommen. Das wurden, bedingt durch zahlreiches Kreuzen bei sehr schönem Wetter und anfangs schönem Wind, rund 33 Seemeilen. Es ging durch den Kalmarsund in Richtung Süden. Zur linken lag die lange Insel Öland. Gegen 15 Uhr musste ich die Segel wegnehmen und motorte nach Kalmar. Hier konnte ich wieder längsseits festmachen. Zahlreiche Deutsche Segler lagen hier bzw. kamen noch herein. Alles auf dem Weg im Richtung Heimat. Wie ich auch. Am 25 September will ich wieder in Berlin sein, da ich Ende der Woche zu Kunden nach Cuxhaven muss.

Sonntag, den 28.8. kommt Hannes (ein sehr guter langjähriger Segelfreund) mit seiner Freundin für eine paar Tage an Bord. Dazu muss ich nach Karlskrona kommen. Eigentlich wollte ich heute schon unterwegs sein, aber es regnet in Strömen. So schreibe ich den Blog weiter und arbeite noch ein bisschen.

Als ich dann gerade losfahren wollte, stellte fest, dass die Seekarte auf dem Plotter nicht mehr richtig dargestellt wurde. Mist. Also habe ich Hilfe im Marine-Laden gesucht und gefunden. Bei einem Volvo Penta Laden war Fredderick sehr nett und versprach sich die Sache bei mir anzusehen. Zwischenzeitlich telefonierte ich mit Sirius und dem Raymarine Support. Dieser meinte dass die die Software nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist und das nachgeholt werden müsste. Fredderick kam und versuchte die Software neu aufzuspielen. Das dauerte sehr lange und gelang nur beim Außenplotter, am Innenplotter verweigerte er den Download, da zuwenig Speicherplatz (Hä). Also bauten wir den Plotter aus dem Einbauschrank und schoben eine SD Karte aus der Drohne rein. Dennoch ließ sich das Update nicht aufspielen. Freddy musste gehen ich durfte ihn aber nochmal anrufen, was ich dann auch tat, da es nicht funktionierte. Ich versuchte das Update über den Außenplotter (Master) einzuspielen und nach zwei Anläufen ging es dann. Allerdings funktionieren z.B. die Routenfunktion und der Homebutton nicht. Aber solange die Karte angezeigt wird mit der Schiffsposition kann ich damit erstmal leben. Es zeigt sich aber wieder wie wichtig das Mitführen und Benutzen der Seekarten und das regelmäßige Eintragen der Positionen ist. Außerdem sollte man mit Kursdreieck und Zirkel umgehen können.

Morgen früh soll es dann weiter gehen.

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