Nach Danzig.
Wir kommen zeitig aus Hel raus. Das Wetter ist traumhaft, wir haben sogar Wind aus der richtigen Richtung, allerdings nur für kurze Zeit, dann schläft er für ca. 1 Stunde ein. Bevor wir in das Verkehrstrennungsgebiet einfahren, kommt er mit 3 Bft. zurück, so dass wir weiter segeln können. Auf der Reede vor Danzig liegen zahlreichen Schiffe vor Anker. Das Wetter ist diesig, so dass wir lange die Einfahrt und das Land kaum sehen können. Wir bergen ca. 2 Seemeilen vor der Ansteuerungstonne die Segel, melden uns ordnungsgemäß per UKW an.
Dann beginnt eine sehr interessante Einfahrt in den Hafen von Danzig. Als erstes kommt auf der BB Seite ein großes Denkmal, welches an die gefallen Soldaten, durch Schüsse des deutsches Schulschiffes Schleswig Holstein, auf der Westerplatter erinnert. Im Hafenhandbuch steht, dass man beim Passieren die Flagge dippen soll. Dem Ersuchen kommen wir gerne nach. Dann geht es durch anfangs breite Kanäle vorbei an verschiedenen Frachtern, Be- und Endladestationen immer weiter in den Industriehafen. Der Kanal wird schmaler, dafür die Schiffe breiter, größer, höher. Auch ein Schiff der Hurtigroute hat hier festgemacht. Zweimal biegen wir nach BB ab, dann nähern wir uns der Altstadt. Wir kommen an der Konzerthalle und am Krantor vorbei. Die Promenaden sind voller Menschen. Die Brücke ist gerade noch offen, also Hebel auf den Tisch und durchgebraust. Dann erneut nach links und wir sind im Yachthafen von Danzig. Viele, sehr große Motoryachten sind hier vertreten, Segelyachten spielen eine untergeordnete Rolle. Auf der Suche nach einem schönen Plätzchen werden wir gleich von der Hafenmitarbeiterin angesprochen, die uns einen Platz am Kopfende eines Fingerstegs zuweist. Passt soweit.
Für Elke geht damit eine Reise zu Ende. Also nach dem Anlegen ein schönes Glas Weißwein im sonnigen und warmen Cockpit. Ein kleines Ausflugsboot mit einer Schar schöner, fröhlicher und bereits leicht angetrunkenen Polin passiert und zweimal, laut aber gut singend. Eine andere Schönheit posiert für die Kamera auf der anderen Seite. Hier gefällts mir (HAHAH). Nach der Anmeldung beim Hafenmeister, der ein amtliches Papier haben möchte, aus dem die Schiffslänge hervorgeht, machen wir uns landfein.
Die Altstadt liegt unmittelbar am Hafen. So sind es nur 5 Minuten, bis wir in die lange Strasse kommen, die voll mit Restaurants, Bars und Cafés ist. Die Häuser sind wunderschön, das ganze erinnert ein wenig an Kopenhagen und den Nyhavn. Wir schauen uns die Gotisch römisch-katholische Marienkirchen an. Eine riesige Backsteinkirche, die nach 159 Jahren Bauzeit im Jahr 1502 vollendet wurde. Wir besteigen die 409 Stufen und werden mit einem sehr schönen Ausblick belohnt. Dann geht es weiter zum Neptunbrunnen und zum Artushof. Die Markhalle hat zwar schon geschlossen aber ein Stand davor hat noch offen. Wir kaufen, Obst, Gemüse, getrocknete Früchte, Cashewkerne und viele weitere Dinge, bis nichts mehr in den Rucksack reingeht. Alles sieht richtig lecker aus. Morgen komme ich wieder. Zurück an Bord packe ich die Sachen aus und Elke ihre Sachen ein. Sie wird morgen früh wieder nach Berlin fahren. Am Hafen finden wir ein nettes kleines Restaurant, in dem wir wieder erstaunlich gut essen. An Bord trinken wir noch ein oder zwei Cuba Libre und erzählen noch lange und hören Pink Floyd.
Am nächsten Tag bricht Elke nach dem Frühstück um halb neun auf. Ich kümmere mich um den Volvo Penta Service, der nach 100 Stunden fällig ist. Anders als in Deutschland funktioniert alles schnell und unkompliziert. Um 11 Uhr rücken zwei Mitarbeiter an und sind nach einer Stunde fertig. Ich wasche Bettzeug und Handtücher, räume auf und fahre dann zur Massage. Anschließend räume ich auf und erledige noch Büroarbeiten. Es regnet seit Mittag das erste Mal, seit die Reise begonnen hat. Egal, die Heizung läuft und der Deckssalon zahlt sich erneut aus. Zwei weitere Segler sind ebenfalls in Danzig und tauschen wir uns, über die möglichen Pläne zur Weiterreise aus. Das Wetter, bzw. die Windvorhersagen sind unbeständig. Morgen wird man mehr wissen.
Der Dienstag beginnt erneut mit Büroarbeit. Anschließend geht´s nochmal zum Sightseeing in die Stadt und besuche ein kleines Museum. Dr. Öetker war in Danzig aktiv, außerdem bekannte Unternehmer, die Schokolade produzierten, Schmuck herstellten und natürlich im Werftgeschäft tätig waren. In der Markthalle suchte ich mir einen von Plolin gut besuchten Stand aus und kaufte Kabernossie und andere Würstchen schon für unsere Überfahrt nach Gotland. Beim Gemüsestand meines Vertrauens erwarb ich – na klar Gemüse, Obst und getrocknete Bananen. Steaks und Hähnchen befanden sich bereits im Einkaufsbeutel. Schwer bepackt ging es schleißlich zurück zur Moyenne. Nach zwei weiteren Stunden im Büro ging ich ins Grand Dansk Hotel und gönnte mit 1,5 Stunden Thai Massage. Die Masseurin kam zwar aus Bali massierte aber so perfekt, wie lange nicht gehabt. Danach ging ich noch in die Sauna.
Um krunach 19 Uhr kam Gilbert an Bord. Nachdem wir seine Sachen einiger Maßen verstaut hatten, ging es in die Stadt zu einem plonischen Fischrestaurant. Hier bestellten wir Fischsuppe und anschließend gebratenene Steinbutt. Sehr lecker. Den Absacker wollten wir dann im Legendaray Red Dock Pub einnehmen. Was an diesem legendär sein sollte blieb das Geheimnis des Inhabers. Dieser war nicht anwesend. Nur ein weiterer Gast war da. Der Barman hatte seinen ersten Tag, überraschte dann aber mit leckeren Cocktails. Die Bardame find nach einer Stunde an, in irgendwelchen großen Gefäßen die Drinkmischung für die nächste Karaoke Party zusammen zu rühren. Sie probierte meherfach das Gesöff, um sich jedesmal angewiedert abzuwenden und weiter Bestandteile hinzuzuschütten. Der Barman gab auch noch seinen „Senf“ dazu. Gut, dass wir schon genug hatten und die Bar in Richtung Hafen verließen.
Wir klärten noch ein paar Dinge, wie, was funktioniert dann ging es in die Koje.
Nach einem Frühstück und weiteren Sicherheitseinweisungen machten wir uns um 10 Uhr auf in Richtung Hel. Vorher tankten wir noch voll. Mehrere Schlepper waren im engen Hafenbecken unterwegs. Erneut dippten wir die Flagge als wir am Denkmal der Westerplatte vorbeifuhren. Nach dem wir aus dem Hafen raus waren, setzten wir die Segel (1. Reff und Fock). Das sollte die richtige Entscheidung sein, denn auf dem Weg nach Hel frischte es immer weiter auf, so dass wir zum Schluss wieder die üblichen 22 Knoten am Wind hatten. Die 20 Seemeilen waren mit Spitzengeschwindigkeiten um die 7,5 Knoten schnell erreicht. Die „Flode“ (wir hatten sie vor einer Woche getroffen, sie wollten auch nach Haparanda) war schon da und die Coop 4 mit gleichem Ziel lief wenig später ein. Morgen werden uns die Wege zunächst trennen. Wir wollen nach Gotland, die anderen nach Klaipeda. Nach einem guten Mittagsschlaf kochte ich Gemüsesuppe für die Überfart morgen und abends gab es Steaks mit Champignons.
Um 7 Uhr wollen wir morgen losfahren, um den anfangs guten Wind auszunutzen.
© Gustav Burckschat