Am Samstag, den 5.7. legen wir um 1200 Uhr aus Kirstenstad ab. Michael und ich waren am morgen noch Joggen. Ein bisschen Bewegung kann schließlich nicht schaden und nach dem Frühstück laufen wir unter Maschine dem Tonnenstrich folgend wieder aus dem kleinen Sund aus.
Das Thema „Heizung“ hatte sich auch klären lassen, hat mich aber den ganzen vorherigen Vormittag gekostet. Sie hatte am Abend vorher ihre Arbeit eingestellt, nachdem die Windböen durch den Auspuff ins Innere vorgedrungen waren und die Flamme zum Erlöschen gebracht hatte. Der Brenner versuchte daraufhin dreimal wieder zu Zünden, aber der Wind war zu stark, so dass das die Software das System verriegelte. Ein Reset am Controller brachte keinen Erfolg. Ich schrieb Herr Klepsch an und er rief netterweise zurück. Wir sollten bei eingeschaltetem Gerät die Sicherung ziehen, warten, dann Sicherung wieder rein, Gerät ausschalten, Resetten und dann erneut starten. Das tat ich aber der Erfolg wollte sich nicht einstellen. Ich schrieb an Webasto, mit einer kurzen Lagebeschreibung, eine Ortsangabe und der Bitte um Rückruf und nicht um langwierige Mailkommunikation. Und, tatsächlich meldete sich kurze Zeit später ein Servicemitarbeiter (das nenne ich mal Service!!) und ging mit mir erneut alle Schritte durch. Der entscheidende Hinweis kam noch a) die Fehlermeldungen einzeln zu Quittieren und dies für alle Fehler (dazu mussten man im Menü immer einen Schritt weitergehen, was ich beim ersten Versuch übersehen hatte) und der Heizung den Befehl zu geben auf 30 Grad aufzuheizen. Kurze Zeit später meldete Michael, der am Auspuff stand, dass nun warme Luft kommen würde, ein sicheres Zeichen, dass die Heizung nun anlaufe. Die Heizung sollten wir nun mal eine Stunde auf voller Leistung laufen lassen. Wenn ich mir die bisherigen und auch die jetzigen Temperaturen beim Schreiben dieser Zeilen so ansehe, bin ich heilfroh, dass die Heizung nun läuft. Wir nutzten den weiteren Tag, Wäsche zu waschen und das hiesige Schifffahrtsmuseum zu besuchen. Kirstenstad war ein bedeutender Handelshafen und die Geschichte wurde mittels vieler Ausstellungsstücken, Texten und Bildern dargestellt.
Das Abendessen wurde vorbereitet und die Sauna erneut besucht. Ein finnisches, männliches Pärchen war auch wieder in der Sauna. Der mit den langen Haaren konnte wenig Englisch und als wir alle in der Sauna saßen, wies er seinen Kumpel (beide um die 70) an, sich doch neben mich zu setzen, da er besser Englisch sprechen würde. Dieser (evtl. schwerhörig) machte aber keine Anstalten seinen Platz zu tauschen, also setze der Langhaarige sich wieder neben mich. Die Sauna hatte, wie am Vorabend eine recht geringe Grundwärme, also kippten wir – nach finnischer Manier eine Kelle Wasser nach der anderen auf die Steine im Ofen. Unser Nachbarlieger kam auch noch in die Sauna und gab uns noch Tipps für die schwedische Seite (Trysundet, Holmasundet etc.). Nach dem Abendessen ging es in die Kojen.
Der angekündigte Wind erschien nicht und so mussten wir den ganzen Tag Motoren. Ein Blick auf die Tankanzeige machte mir etwas Sorgen, da wir nur noch ca. 70 Liter im Tank hatten. Eigentlich hatten wir vor, wieder auf die schwedische Seite zu segeln, was aber mangels Windes ausfiel. Mit Maschine rüberzufahren wäre gegangen aber die recherchierten Tankmöglichkeiten waren mir zu vage. Daher entschlossen wir uns nach Vaasa zu fahren. Das war ein Umweg von ca. 2-3 Stunden, aber dort würden wir sicher Diesel bunkern können. Also auf nach Vaasa. ETA (Estimated Time of Arrival 01.30 Uhr).
Kurzfristig setzen wir Segel, um sie nach 40 Minuten wieder zu bergen. Also weiter mit dem Diesel. Wir passieren die Fährlinie Granön-Bredskäret. Hier wurde anscheinend kürzlich eine neue Mole beidseitig errichtet. Die kreuzende Fähre hat kein aktives AIS zeigt aber dafür mit zwei roten Lichtern bzw. zwei Bällen, dass sie manövrierbehindert ist. Wir gehen hinter ihr durch. Landschaftlich ist es hier sehr schön, viele Inseln, zwischen denen wir durchnavigieren müssen. Gegen Mitternacht wollten wir eine Abkürzung durch ein sehr eng betonntes Fahrwasser nehmen. Die Untiefentonnen sind eher kräftige Stöcke, die aus dem Wasser ragen und kurze Zeit später sind wir vor der Einfahrt zwischen zwei Inseln. Ein Schild weißt eine Wassertiefe von 1.20 aus und das ist selbst für uns zu wenig. Also wieder zurück und außen herum. Schließlich kommen wir in das Hauptfahrwasser, das nach Vaasa, einen Industriehafen, führt. Kurz vor dem Hafen biegen wir nach BB ab und folgen einem weiteren Tonnenstrich, der zu den drei Yachthäfen führt. Um 01.50 Uhr machen wir an der Tankstelle fest. Die Lücke ist sehr enge, aber Gott sei Dank ist kein Wind, also bugsiere ich die Moyenne vorsichtig in die Lücke. Dann laufen für 186 EUR 110 Liter Diesel in den Tank. Michael kommt aus der Koje und kurze Zeit später laufen wir wieder, dem Hauptfahrwasser folgend aus in Richtung offenes Wasser. Ich lege mich Schlafen und Christian und Michael haben die Wache. Um kurz nach 0400 passieren wir die Brücke Korshlm-Replote und laufen weiter mit nördlichen Kursen. Der Wind kommt anfangs noch schwach aus Osten, später frischt er auf 3-4 Bft. auf. Mit Vollzeug geht es mit 5,5 Knoten gut voran. Wir lassen den LT Enstandsgrund an Steuerbord und später den LT Ritgrund an BB. Die Welle kommt nun schräg von vorne und wir stampfen ordentlich gegen an, was keine wirkliche Freude ist. Wir lassen die Arbeit zwischenzeitlich vom Autopiloten und dem Windprogramm erledigen, der einen Einfallswinkel von 50 Grad hält. Am Vormittag lässt die Welle nach und es wird sonnig. Wir haben das Ziel so weit wie möglich nach Norden an die schwedische Küste zu kommen. Der Wind nimmt gegen Mittag zu, was ich in der Koje bemerkt und aufstehe, um das erste Reff ins Groß zu nehmen. Gleichzeitig tauschen wir die Genua gegen die Fock. Nun liegt das Schiff etwas ruhiger und wir laufen trotzdem unsere 5,5 Knoten. und einen Kurs von 340 Grad. Michael verabschiedet sich in die Koje und gegen halb acht tauschen wir die Fock wieder gegen die Genua ein. Die Wellen sind weiter unangenehm und wir sind froh, um 2045 die Segel zu bergen und in Richtung Bjurösklubb zu laufen. Dies ist ein kleiner sehr geschützter Hafen, in dem schon die „Lotta“ liegt. Hiermit haben wir nun einen Breitengrad von 64 Grad und 28 Minuten erreicht. Wir legen uns längsseits an die Pier und bringen beidseitig Fender aus, da auch die Sheika noch einlaufen wird. In der mit holzbefeuerten Sauna gegenüber ist um 23 Uhr noch High-Live. Eine Gruppe Jugendlicher sauniert und springt später unter viel Gejohle ins Hafenbecken. Wir essen noch leckere Flammkuchen-Röllchen von Christian, sehr lecker. Dann wird noch etwas erzählt und als ich das Licht lösche, ist es halb zwei.
Morgens um neun wache ich auf. Mein offizieller Urlaub ist zu Ende und ich nutze den Vormittag, um zu arbeiten und mit Kunden zu telefonieren. Unser Nachbarlieger mit einer sportlichen Dehler 30 (eher ein Racer) hat sich durch das etwas gefallene Wasser mit seiner 2.10 tiefgehenden Bombe festgesetzt und wir benötigen ca. 1,5 Stunden, ehe wir ihn mit allerlei Leinenarbeit und künstlicher Krängung und vielem Hin und Herziehen frei bekommen. Nun ist auch erst der Weg für uns aus dem Hafenbecken frei und wir laufen aus. Zunächst ist die Welle noch unangenehm hoch, beruhigt sich dann aber etwas und wir können mit Vollzeug in Richtung 310 und später ca. 30 Grad also in Richtung Töre segeln. Die Sonne scheint, der Wind soll später auf West und dann leider wieder auf Nord drehen. So können wir anfangs noch schön segeln, essen abends Hähnchen aus dem Ofen. Dann schläft der Wind ein, die Maschine muss bis 23 Uhr wieder ran, bevor sich dann der Westwind tatsächlich für 4 Stunden einstellt und uns in der „Nacht“, die hier schon lange keine mehr ist, gut voranbringt. Wir setzen uns eine Route zum Fahrwasser nach Töre auf und hoffen, dort morgen am Nachmittag dann endlich anzukommen. Michael und Christian schicke ich in die Koje und übernehme bis um halb fünf die Wache, bevor ich beide wecke.
Die beiden bringen uns weiter nach Osten durch die Schären. Das Wetter ist schön, aber kalt. Wir müssen ein paar Kreuzschläge einlegen, bevor wir in Richtung Norden in den Sund einbiegen können, der uns nach Töre bringen soll.
Die Racing App ist kurz vor unsere Ankunft abgeschaltet worden, aber auf marinetraffic kann man uns weiter verfolgen.
PS: Ich bitte die Rechtschreibfehler zu entschuldigen, da ich auf der Reise wenig Zeit und Ruhe zum Schreiben habe …
Weitere Bilder folgen, wenn wir ein besseres Internet haben. Dann folgt im nächsten Beitrag der Zieleinlauf in Töre!