Weiter solo in Richtung Norden.

Am Montag, dem 13. Mai flog ich von München wieder nach Kopenhagen. Als ich gegen 20 Uhr an Bord ankam stellte ich fest, dass die bestellte Duschpumpe noch nicht eingebaut war. Der Werftbesuch am nächsten Morgen ergab, dass die Pumpe erst morgen kommen sollte. Sie kam letztendlich am Mittwoch  Mittag. Der Einbau ging nicht so schnell, wie gedacht, da die Anschlussstücke nicht den gleichen Durchmesser hatten, wie die alte Pumpe. Also wurde die alte Membran eingebaut, aber das Ergebnis blieb mangelhaft. Es stellte sich heraus, dass in der altem Membran das Rückschlagventil fehlte und das Einlassventil nicht richtig eingesetzt war. Die Werft zauberte zwei Ersatzventile und baute diese ein. Nun klappte alles und gegen 16 Uhr machte ich Leinen los und nahm Kurs auf Humlebek. Anfangs war der Wind perfekt und es ging im ersten Reff und der Genua mit um die 7 Knoten sehr flott voran, dann nahm der Wind wieder zu und bließ mit bis zu 20 Knoten. Das Segelbergen war wieder mit größeren Anstrengungen verbunden, da sich auch wieder eine ordentliche Welle aufgebaut hatte. Beim Hafenmeister hatte ich mich nach freien Plätzen erkundigt. Das wäre auch längsseits möglich. Als ich ankam stand eine ordentliche Welle in den Hafen und gleich am Anfang sollte ich längsseits gehen. Ein älterer Herr winkte zu mir und ich musste noch  eine Runde draußen drehen, bis ich alles zum Anlegen fertig hatte. Das klappte auch gut aber im Hafen war der Schwell zu stark. Ich suchte im Hafen nach einem besseren Platz und fand eine Box in die ich rückwärts gegen den Wind reinfahren konnte. Mein Helfer wollte dort auf mich warten. Also wieder Leinen umbauen und dann von der Pier weg, im Hafen gedreht und dann ging es rückwärts in die Box. Das Klarmachen der Leinen dauerte dann noch etwas aber gegen 21 Uhr war alles geschafft und ich auch.

Am nächsten Morgen ging ich zuerst Joggen und nach dem Frühstück ins Lusiana Museum, was nur fünf Minuten vom Hafen entfernt liegt. Es ist immer wieder ein Besuch wert. Obwohl es sehr windig und frisch war, trank ich auf der Terrasse tapfer ein Glas Rosé. Der Tag verging mit Büroarbeit und im Schiff rumräumen.

Am Freitag, den 17.5. füllte ich noch Wasser auf und machte mich auf den kurzen Weg nach Helsingör. Der Wind frischte auf, die Fähre kam natürlich gerade in Richtung Hafen, als ich diesen passieren wollte. Da ich sowieso nur die Fock und das erste Reff im Groß hatte, war es kein Problem eine Wende zu fahren und die Fähre vorbeizulassen. Der Wind nahm natürlich zu und beim Segelbergen waren es wieder einmal 20 Knoten. Dieser lies dann kurzfristig nach, als die Segel unten waren, um dann wieder zuzunehmen, als es in die Hafeneinfahrt ging. Der große Hafen war recht voll, ich suchte mir einen Platz, musste meine Fender noch einmal von „längsseits“ auf „Box“ umbauen und fragte einen Steglieger, ob er mir eine Leine annehmen könnte. Rückwärts gings dann in die Box bei rund 18 Knoten Wind. Klappte aber alles gut und um 14 Uhr war ich fest.

Nachdem ich alles sortiert hatte, besuchte ich die Innenstadt und natürlich das berühmte Schloss Kronenburg. Ich bin schon sooft den Öresund hoch und runtergesegelt, hatte aber nie Zeit, mit das Schloss anzusehen. Nun hat es geklappt und es hat sich gelohnt. Bei dem Bummel durch die Stadt fand ich einen tollen Laden, der nur Käse verkaufte und stockte meine primitiven Supermarkt-Vorräte auf. 

Am kommenden Morgen ging ich wieder Joggen und legte gegen 12 Uhr ab. Ich wollte bis nach Torekov kommen, einem Hafen, an der Westküste Schwedens, den ich von früheren Reisen kannte. Das Wetter war super. Warmer, schöner Wind, der einen Raumschotskurs mit Vollzeug ermöglichte. So ging es den Sund in nördlicher Richtung. Easy Going. Kurz vor Torekov schlief der Wind ein. Ich packte die Segel ein und fuhr den Rest mit Maschine. Der Wind kam pünktlich zum Anlegen zurück und zu meiner Überraschung war der Hafen pickepacke voll. Ich fuhr bis ganz hinten und fragte eine Crew die im zweiten Päckchen lag, ob ich noch als drittes Schiff mit ran könnte. Begeisterung konnte ich nicht erkennen. Ob ich alleine sein, war die Frage, die ich bejahte. Dann wäre das OK. Ich bedankte mich und sagte, dass ich nochmal eine Runde drehen müsste, um die Fender und Leinen entsprechend vorzubereiten. Als ich kam, war keiner an Bord (alle saßen an einer langen Tafel an Land zum Essen), kein Thema, lege ich eben alleine an.

Ich aß mittelmäßig Fish & Chips und machte es mir dann im Schiff gemütlich. Der Innenlieger wollte um 9 Uhr ablegen.

Der 12. Segeltag dieses Jahr startete um halb neun. Eigentlich wollte ich nach dem Ablegen, erneut anlegen, um in Ruhe zu Frühstücken, aber das Wetter und der Wind ware in bester Laune und so fuhr ich gleich um halb neun aus dem Hafen und nahm Kurs in Richtung Norden. Gefrühstückt wurde auf See. Anfangs kam der Wind noch mit ca. 9 Knoten aus Osten, um dann auf Nord zu drehen und auf ca. 15 Knoten aufzufrischen. Ich musste also aufkreuzen. Auch die Wellen nahmen deutlich zu. Bei einer Wende rollte ich zunächst die Fock aus, um dann im Schutz der Fock die Genua zu bergen. Das klappte gut aber dann klemmte aus unerklärlichen Gründen der Fockschlitten. Ich in den Keller und bewaffnet mit Gleitspray und einen Gummihammer konnte ich den Fockschlitten befreien. Die nächste Überraschung kam kurz danach, als ich feststellte, dass die Fock unkontrolliert hin und her schlug. der Bolzen aus dem Block war weg. Also wieder in den Keller und nach einem Reserve-Bolzen suchen. Ich fand einen und turnte wieder nach vorne. Das Schiff geigte im Seegang und ich hatte Mühe die Fock einzufangen und den Bolzen durch den Block zu bekommen und wieder mit dem Schnappschäkel zu verbinden.

Die ganze Aktion war nicht nur anstrengend, sondern hatte auch wertvolle Höhe gekostet. Aber nun konnte ich wieder auf Kurs gehen.

Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist , eine Schwimmweste und einen Lifebelt zu tragen.

Da der Wind weiter zunahm, reffte ich das Großsegel und tauschte die Genua, die immer wieder Wasser nahm, gegen die Fock. Gegen 17 Uhr lief ich dann nach 44 Seemeilen relativ geschafft in den Hafen von Falkenberg ein. Ich fand einen schönen Platz und traf abends noch eine Schiffscrew, die das Schiff zu dritt nach St. Petersburg überführen sollten. Ich lud Michael, Vladimir und Joanna auf die Moyenne ein und wir hatten einen sehr schönen, lustigen Abend an Bord. Auch über den unsäglichen Krieg haben wir uns ausgetauscht. Es zeigte sich wieder einmal, dass es unwichtig ist, welche Nationalität die Menschen haben. Auf den Charakter und die inneren Werte kommt es an.

Morgen kommt Leonie für ein paar Tage an Bord, darauf freue ich mich sehr. Mit ihr zusammen geht es weiter die schwedische Küste in Richtung Göteborg.

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