Nachricht von der Regattaleitung.

Nach unserem Sturm-Stopp in Ystad, liegen wir heute morgen (Montag, den 30.06.) noch in einer Bucht bei Sandhamn. 

Aus Ystad sind wir am Mittwoch um 0400 Uhr rausgefahren. Der Sturm war durchgezogen und wir richteten unseren Bug nach NO. Der Wind kam aus Westen und so ging es raumschots in Richtung Hanöer Bucht. Zu diesem Zeitpunkt waren wir auf Platz 53. In Ystad hatten weitere Boote aufgegeben. Der Logik folgend müssten wir nur lange genug in einem Hafen liegen, um Plätze gutzumachen. Gegen 12 Uhr erreichten uns Regen und kräftige Schauerböen. Der maximum Speed lag bei 8.4. Knoten. Wir tauschten die Genua gegen die Fock und weiter ging es. Um 14 Uhr hatten zwei weitere Boote aufgegeben. Durch die Hanöer Bucht ging es mit viel Geschaukel und einer guten Geschwindigkeit. Die Welle runter surfend wies das Raymarine Gerät einen neuen Rekord von 10.3. Knoten aus. 

Wir erreichen den Eingang zum Kalmarsund, den wir nachts durchqueren. Die Welle nimmt spürbar ab und es ist ein schönes Segeln duch die Nacht. Die Leuchttürme, Seezeichen und andere Schiffe müssen an Hand ihrer Lichterkennung identifiziert werden. In Kalmar überholen wir die Moana Blue, die in Kalmar einen Crewwechsel hat. Sie wird uns später wieder einholen.

Es gibt Best Breakfast von Christian und später gebratene Ochsenfetzen. Dazwische immer wieder wechsel der Segelstellung und der Segelgarderobe. Dann geht es in die zweite Nacht auf See in Richtung Arkösund. Hinter uns fallen noch weitere Boote aus, so dass wir auf Platz 47 rutschen. Es ist eine weiter Sturmfront angesagt, so dass wir beschließen, in den Arkösund zu laufen, um dort die Front abzuwettern. Wir hätten es ggf. auch noch in Richtung Nyköping geschafft, aber eben nur mit dem Risiko es wieder mit 30 Knoten Wind zu tun zu bekommen. Also laufen wir um 0800 Uhr in dem Hafen ein. Später merke ich, dass ich hier schon 2023 einmal war. Der Hafen leert sich und ich bin nicht sicher, ob wir hier doch Zeit verschenken. Aber die anderen Schiffe laufen nur wenige Meilen überwiegend nach Süden. In der Nacht hatte ich auf Grund des vielen Seeganges, eines Batteriealarms und überhaupt fast gar nicht geschlafen, obwohl wir keine Hundewache (00-04 Uhr) hatten. So war ich in etwas abgekämpfter Stimmung. Als es um die Diskussion des nächsten Auslauftermins ging, einigten wir uns deshalb auf 0400 Uhr und nicht auf einen früheren Zeitpunkt. Ich brauchte noch ein bisschen Schlaf.

Um 0400 Uhr liefen wir bei schönem Wetter aus und motorten zu der Stelle, an der wir gestern die Maschine gestartet hatten. Hier setzten wir Segel und nahmen Kurs auf Nyneshamn und grob in Richtung Stockholm. Zuerst ging es wieder über die offene See, dann hinein in die Schärenwelt. Die Welle nahm ab und der Wind kam weiter von achtern, so dass wir immer im Butterflymodus segelten, was für den Speed nicht wirklich gut ist und viel Konzentration erfordert. Der Speed lag immer um die 5 Knoten. Böen waren nun wieder mit bis zum 25 Knoten angesagt und so hatten wir das erste Reff im Großsegel eingezogen. Und tatsächlich erreichten uns Böen mit 24 Knoten Wind. Karin kochte das Abendessen. Wir wollten nach Sandhamn kommen, um dort die nächste Front (wohl mit über 30 Knoten) abzuwarten. Die ETA (Estimated Time of Arrival) hatten wir vor dem Auslaufen mit 2100 Uhr berechnet. Ich hatte entsprechend große Wegpunkte im Plotter gesetzt, allerdings auch etwas über Sandham hinaus. Als ich gegen 2030 Uhr auf den Plotter schaute, hatte ich das allerdings vergessen und dachte, dass wir erst um 23 Uhr angekommen würden. Ich kontrollierte den Standort und die Karte und stellte fest, dass wir ruckartig nach Steuerbord eindrehen mussten, da Sandhamn quasi querab lag. Gesagt getan. In Sandhamn findet an diesem Wochenende die Regatta „Gotland Rund“ statt. Der Hafen war voll mit Regattaschiffen. Die Crew der Romanca teilte mit, dass sie eine einem nahegelegenem Hafen liegen und ein Platz frei war. Eine halbe Stunde später machten wir längsseits fest und hatten einen netten gemeisamen Abend bei uns an Bord. 

Nachts frischte es dermaßen auf, dass die Moyenne hart an den Steg gedrückt wurde und die Fender viel zu tun bekamen.  Morgens waren es dann permanente 24 Knoten und teilweise mehr. Das Wasser spritzt aus den Zwischenräumen der Boote und dem Steg und wir mussten hier unbedingt weg. Der Hafen war auch hier voll mit Regattaschiffen. Start sollte um 14 Uhr sein. Ich hatte mir einen Mooringplatz ausgesucht, der machbar wäre. Dann bekamen wir den Tipp doch nach Sandhamn zu fahren, da der Wind über Nacht weiter zunehmen und auf NW drehen würde. Also machten wir einen Ablegeplan. Ich wollte versuchen, etwas in die Achterspring einzudampfen, um den Bug etwas vom Steg wegzubekommen. Das Schiff hatten wir zum Stegende verholt. Von da aus würde ich mit etwas Speed schnell vom Steg freikommen. Das ganze Manöver war auf Grund des auflandigen Windes etwas brenzlig. Alternativ wäre ich in die Vorspring eingedampft, das klappt auch bei Starkwind, daber zunächst versuchte ich es anderes. Kurzfristig ließ der Wind etwas nach (21 Knoten) und der Bug kam etwas vom Steg frei. Also Leinen los und weg waren wir.

Mit Maschine ging es nach Sandhamn. Allerdings wurde der Regattastart verschoben und alle Boote liegen zurück in die Häfen, so dass es aussichtslos war, einen Platz zu bekommen. Wir beschlossen in einen sehr geschützte Ankerbucht zu fahren. Hier lagen bereits drei Schiffe und der Anker fiel im 3 Versuch auf ca. 4 Meter und wurde mit 2.000 Umdrehungen ordenlich einfahren.

Die Bucht anzulaufen war die richtige Entscheidung und wir verbrachten einen schönen entspannten Abend und eine ruhige Nacht.

Morgens bekam ich einen SMS von der Regattaleitung. Robert fragte: „Hallo Gustav, alles gut bei Euch? Seid Ihr noch im Rennen?“

Wir sind im Feld ja wirklich weit abgeschlagen aber geben noch nicht auf. Also schrieb ich zurück: „Ja, auch wenn es nicht so aussieht. Er könne aber – wenn der letzte aus dem Hauptfeld im Ziel ist – gerne die Zelte abbrechen und uns einfach unsere Medallien an die gelbe Tonne hängen :)“.  Ich haben noch keine Antwort bekommen. Unsere Plan, ist nun die Bucht um 11 Uhr zu verlassen, in Sandhamn Wasser zu nehmen und Müll dazulassen und uns dann weiter in Richtung Norden zu kämpfen.

Die Windprognose ist weiterhin für uns relativ ungünstig: NW 4-6.

 

Unter dem folgenden Link kann man sich eine App herunterladen, um das Rennen (Midsummersail 2025) live zu verfolgen:

https://www.midsummersail.com/gps/ de

PS: Ich bitte die Rechtschreibfehler zu entschuldigen, da ich auf der Reise wenig Zeit und Ruhe zum Schreiben habe …

Am Samstag, als die Sonne am höchsten stand, gingen 86 Schiffe an den Start. Ursprünglich waren einmal 100 Boote gemeldet.

Die Wetterprognose, vorgetragen vom Metreologen Dr. XY war alles ander als vielversprechend. Am Starttag sollte der Wind schwach wehen und ab Montag Abend würde das erste Sturmtief über die westliche Ostsee ziehen. Wir aßen im Fischrestaurant und lauschten anschließend noch ein wenig der Live-Band und bestaunten um 22.30 Uhr das Feuerwerk. Mit einer gewissen Anspannung ging es in die Kojen.

Um 0730 hieß es: Reise, Reise aufstehen! Nach einem ordentlichen Frühstück legten wir bei strahlendem Sonnenschein und guten Winden in Richtung Startline. Die 8 Seemeilen vergingen schnell und vorbei ging es an der Pier kurz vor den Schwedenköpfen. Dort wartete Frau Reinke und Ralph mit einem großen Transparent auf uns (voll nett). Wir starteten in der zweiten Startgruppe um 13.15 Uhr reihten uns aber ungewollt „defensiv“ ein, der nachlassende Wind brachte und nach 10 Minuten über die Startlinie. Mit Kreuzkurs ging es auf Kurs nach Nordwesten zum Ausgang der Bucht. Es war schon ein beeindruckendes Feld, das sich überwiegend vor uns befand. Am nördilchen Ausgang ging es dann in östlicher Richtung und wir hatten tatsächlich einige Schiffe hinter uns gelassen. Der Wind schläft ein. Wir entscheiden uns etwas gegen den laufenden Kurs zurück zu kreuzen, um in ein Windfeld zu kommen, was uns tatsächlich auch gelingt. Andere „verhungern“ dicht unter Land, so dass wir einige Plätze gutmachen können. Das Regattafieber hat uns gepackt. Kurzfristig setzen wir den Genacker, den wir 20 Minuten später wieder gegen die Genua tauschen.

Unser Wachsystem ist nun in Kraft getreten, d.h. in den ersten Tagen gehen wir jeweils  4 Stunden Wache.

Die Nacht kommt und der Wind schläft nahezu komplett ein. Die glatte See, die Lichter der anderen Schiffe, sowie die der Leuchtfeuer versprühen eine tolle Atmosphäre. Wir treiben anfangs in einem kleinen Feld von ca. 5 Boten durch die Nacht, bevor der Morgen anbricht.  Drei Boote haben sich im Schutze der Dunkelheit unerlaubter Weise von uns entfernt und wir versuchen, das bisschen Wind mit den Segeln einzufangen. Gegen 0900 kommt Wind auf und wir laufen mit 4, später mit 6 Knoten in Richtung Warnemünde.   

Wir lassen für 30 Minuten die Maschine mitlaufen, um unsere Batterien zu füllen und hangeln uns an der Kadettrinne weiter in Richung 060 Grad. Zwischendurch stetzen wir wieder den Genacker. 

Der Wind nimmt, wie angesagt weiter zu und plötzlich hören wir einen Ruf von Bremen Rescue. Sie haben einen nicht weiter bezeichneten Notruf von der Avanza erhalten, bekomme aber keinen Funkkontakt. Über ein anderes Berufsschiff wird versucht Kontakt aufzunehmen aber erfolglos. Es erfolgt die Koordination der Rettungsaktion. Schließlich gibt es gute Nachrichten. Der Einhandsegler wir auf dem gekenterten Katamaran gesichtet und später abgeborgen und mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. In der internen Signalgruppe gibt es erleichternde Kommentare. 

Fortsetzung folgt.

Um 17 Uhr erreicht der Wind dann bis zu 22 Knoten und rauschen mit viel Speed die Wellen hinuter. Plötzlich sind da 28 Knoten Wind und wir rollen die Genua weg, Bergen das Groß und setzen danach die Fock und das Groß. Ein Blick auf den Maximunspeed zeigt uns: 10,3!! Die Rumpfgeschwindigkeit liegt bei ca. 7,6 Knoten, der Rest ist also dem Surfen auf der Welle geschuldet und stellt einen neuen Rekord dar.

Es geht in die zweite Nacht auf See und wir arbeiten uns auf den 61. Platz vor. Aber die Schaukelei läßt uns in der Freiwache kaum zur Ruhe kommen. Dafür haben wir ein Etmal von 96 Seemeilen (also 96 Seemeilen von Mitternacht bis Mitternacht). Kurz vor Ystad funke ich einen Tanker an,  der unsere Linie ausweichpflichtig kreuzt. Er sagt, dass wir Kurs und Speed beibehalten sollten und er uns an Backbord passieren würde. Einige Fragezeichen tauchten in meinem Kopf auf, aber gut. Kurze Zeit meldet er sich wieder über Kanal 16 und ich biete an, ihm Raum zum Passieren zu geben, was er dankend annimmt. Es zeigt sich wieder, wie wichtig ein UKW Gerät an Bord und der Umgang damit ist.

Dann arbeiten wir uns bei abnehmenden Wind bis nach Ystad vor. Hier machen wir um 09.00 Uhr fest.

Am nächsten Tag, gehen Michael und ich Joggen, dann reparieren Christian und ich noch die Stopper von der Fockschine. Der Rest des Tages vergeht. Wir füllen Wasser auf, kochen und gehen früh in die Koje.

Um 0400 Uhr laufen wir aus Ystad mit Kurs 050 Grad und ca, 6 Knoten aus. Die Genua und das Groß im 1. Reff bringen uns gut voran. Um 0800 liegen wir auf Platz 55 um später auf Platz 53 zu klettern. Der Grund dafür war, dass neben uns noch 7 weiter Regattateilnehmer Zuflucht gesucht haben und zwei weitere Schiffe aufgegeben haben. Weitere werden noch folgen.

Unter dem folgenden Link kann man sich eine App herunterladen, um das Rennen (Midsummersail 2025) live zu verfolgen:

https://www.midsummersail.com/gps/ 

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