Am Nachmittag breche ich erst wieder auf. Ich kaufte noch am Marktstand frische Eier, Zaziki, Kartoffeln und kleine Knacker. Mein Versuch ihm das auf Schwedisch verständlich zu machen, scheiterten kläglich. Egal, ich hatte, was ich brauchte und verließ Buahamn in Richtung der Ankerbucht Hästholmen. Der Wind kam weiter aus NNW mit 10 Knoten. Also 1. Reff ins Großsegel und die Fock raus, da ich einige Wenden fahren werde. Um 16 Uhr reffte ich aus und gegen 19 Uhr lief ich in die Bucht ein. Schönstes Wetter, zwei Deutsche lange bereits in der Bucht und zwei weitere Yachten. Ich hatte gelesen, dass es SYX Bojen geben würde. Hier hatte ich eine Mitgliedschaft für 2024 bezahlt und hatte nun die Möglichkeit, hier festzumachen. Also fuhr ich zielsicher die Boje an, um gleich wieder enttäuscht abzudrehen. Die Boje hält nur bis 8 Tonnen, die Moyenne wiegt ca. 10,2-10,5 Tonnen. Machte aber nichts, ein Ankerplatz war schnell gefunden und auf 6 Meter Wassertiefe fiel das Grundeisen und wurde mit 2.000 Umdrehungen sicher eingefahren. Zunächst musste ich aber noch die Kettenbremse festdrehen, diese hatte die Werft nachdem sie 10 Meter extra Kette angebracht hatten, vergessen wieder festzudrehen. Ich habe nur 50 Meter Kette an Bord. Die Ankerbucht war sehr schön, Vögelgezwitscher, dazu Pellkartoffeln mit dem Zaziki, dann ein Glas Rotwein und eine Zigarre. Schöner Auftakt in den Schären.
Das Thema Kühlwasser hatte sich nun auch geklärt, Motoröl und Bilgen hatte ich von der Abfahrt ebenfalls kontrolliert. Die Dusche läuft nach dem Abpumpen wieder etwas nach, so dass sich eine kleine Wasserpfütze in der Dusche bildet. Ist aber nicht weiter schlimm.
Am nächsten Morgen kam die Badeleiter das erste Mal zum Einsatz und logischer Weise auch die Außendusche. Das ist schon Luxus sich draußen mit warmen Wasser abduschen zu können.
Weil es so schön war, lichtete ich erst gegen halb drei den Anker, um nach Sarö Hamb zu fahren. Es waren nur knapp 18 Seemeilen. Ein frischer Wind bringt mich mit zahlreichen Wenden um 18 Uhr kurz vor den Hafen. Dunkle Gewitterwolken ziehen auf. Ich beeile mich mit Fendern und Leinen und dann geht es mit soviel Speed, wie es die vor dem Hafen liegenenden Untiefen erlauben in Richtung Hafen. Es beginnt bereits zu Donnern. Mein Plan, notfalls gleich bis zum Mastkran vorzufahren, um erstmal festzusein erübrigt sich. Als ich mit 5 Knoten Fahrt in die Hafeneinfahrt sause, sehe ich an Steuerbord eine Möglichkeit längsseits zu gehen. Der Himmel ist schwarz und es donnert. Längsseits ran, Rückwärtsgang rein, Gas geben, Heckleine über den Poller, zurück auf die Klampe, Vorwärtsgang rein, Ruder zur Kaimauer, eindampfen, zur offenen Pforte, vorbereitete Vorleine geschnappt, vorne über den Poller, zurück an Bord, belegt, nach hinten, auskoppeln, Motor aus. Instrumente aus. Und nach 20 Sekunden geht die Welt im Gewitterregen unter. Das war knapp. Es knallt, blitzt und donnert für ca. 20 Minuten, dann ist alles vorbei.
Der Hafen ist nett, allerdings muss man für das Einkaufen mit dem Bus in den Ort fahren. Die eigentlich benötigte Waschmaschine gibt es auch nicht. Also werde morgen wohl weitersegeln.
Es wird am Sonntag, den 25.5. nur ein ganz kleiner Schlag nach Kullavik. Ich hatte Wasser aufgefüllt und das Kühlwasser geprüft. Alles gut. So ging es nur mit der Genua bei leichtem Wind die 5 Seemeilen in den nächsten Hafen. Am Nachmittag waren wieder Gewitter angesagt und so kam es dann auch. Mein Versuch, erneut eine Sauna zu besuchen, scheiterte diesmal. Nur für Mitglieder und Gäste wurde mir erklärt. So gönnte ich mir feine Rippchen im sehr netten Hafenrestaurant.
Am Montag ging ich joggen und hatte dann bis nachmittags im Boatoffice zu tun. Daher legte ich erst um halb vier ab. Ich hatte es ja sowieso überhaupt nicht eilig und so ging es bei frischem Südwind mit dem ersten Reff und der Fock in Richtung Donsö. Es baute sich eine ordentliche Welle auf, so dass die Fahrt recht schaukelig wurde. Der Wind frischte natürlich im Hafen wieder auf. Ich suchte mir einen Platz zu längsseits gehen aus, damit die Moyenne vom Wind nicht so an den flachen Schwimmsteg gedrückt wurde, sollte es die Leeseite sein. Eine Frau vom festliegenden Motorboot half mir die Heckleine durch die tiefliegenden Ringe zu ziehen. Dass dauerte etwas, so dass das Schiff schnell von dem Steg mit dem Bug wegdriftete, da ich nicht schnell genug eindampfen konnte. Das Bugstrahlruder kam das erste Mal mit der im angedachten Power zu Einsatz und nach einer guten halben Minute konnte ich auch die Vorleine belegen. Später lief noch eine andere Sirius 35 DS ein und legte sich direkt hinter mich. Mein Versuch, mit dem Eigner ein Gespräch anzufangen scheiterte. Er schien kein Interesse zu haben. Schade, aber wer nicht will, der hat schon.
Am nächsten Tag war Waschtag. Eigentlich war ich nur wegen der Waschmaschine hergekommen. Diese war auch am Platz, aber leider kein Trockner. Aber Wind und Sonne halfen, alles zu trocknen.
Außerdem gab es eine sehr schöne Jogging-Strecke zur Spitze der Insel. Ansonsten gab es, bis auf einen Supermarkt, keine Geschäfte und die beiden Restaurants am Hafen hatten geschlossen. Also alles etwas langweilig. Da half nur der „Wallander-Krimi“. Abends heulte wieder der Wind durch die Wanten.
Die kommende Nacht wollte ich in einer Ankerbucht verbringen. Sie stellte sich als schlauchartiges Gebilde heraus, das enger als gedacht war. Der Anker fiel bei 6 Meter und ich steckte ca. 30 Meter Kette, denn es sollte wieder windig sein. Nach einer Stunde überlegte ich es mir anders. Es war mir doch zu eng und sollte der Anker aus irgendwelchen Gründen nicht halten, wäre ich schneller mit dem Heck am Felsen, als mir lieb wäre. Also Anker auf und auf nach Vrangö. Ein sehr schöner Hafen, ich machte längsseits an der Kaimauer fest. Der Supermarkt lag nur 100 Meter entfernt und gegenüber war ein Restaurant. Hier gab es auch eine Waschmaschine mit Trockner und konnte meine Bettwäsche waschen. Im Restaurant lernte ich Linja und Lennart kennen. Zwei Medizinstudenten, die vor dem Arbeitsbeginn mit dem Boot von Lennart unterwegs waren. Es war eine kleine polnische Deckssalonyacht. Sie waren sehr sympathisch und ich lud sie abends zu Essen ein. Ich hatte vom Fischer mittelgroße Krabben-Garnelen gekauft. Dazu gab es Baguette, Knoblauchbutter und Weißwein, gefolgt von Cuba Libre. Ich würde sie in Göteborg wiedersehen.
Am 23. Tag der Reise, Freitag, der 31.5 fuhr ich zeitig in Richtung Göteborg. Es solllte wieder Gewitter und Starkregen geben. Ich kreuzte in Richtung Norden und sah, wie sich eine dunkle Wand in Richtung Göteborg schob. In ca. 1 Stunde wäre ich da, wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Regen. Also drehte ich wieder um ein segelte ein Stück zurück, dann wieder hoch und nochmal zurück, nun wurde es wieder deutlich heller. Gegen 13 Uhr nahm ich die Segel weg und lief unter Maschine in den Göteborg Sund ein. Nach ca. 45 Minuten kam ich im Gästehafen an. Hier musste man über die Dockspot-App buchen. Da ich im Vorfeld keinen Platz reserviert hatte, musste ich vor Ort erst sehen, wo was frei war und dann den Platz finden. Etwas mühselig das Ganze. Schließlich machte ich an einem Schwimmsteg fest. Der Hafenmeister kam und teilte mit, dass dieser Platz eigentlich reserviert ist, ich müsste auf die 26, die aber auch belegt war. Ich bat ihn, dass mal direkt zu klären, da ich alleine sei und nicht nochmal ab- und anlegen wollte. Wir gingen gemeinsam zum Hafenmeister und dort konnte dann alles geklärt werden. Bis zum 12.6. bleibt die Moyenne jetzt hier liegen. Ich fliege am 5. Juni anlässlich meines 20-jährigen Firmenjubiläums nach Berlin. Michael kommt am 7.6. abends bereits an Bord und gemeinsam geht es dann weiter in Richtung Oslo.
Der Hafen ist recht unruhig, da hier laufen kleine Fähren anlegen. Die Waschräume sind auch nicht gerade der „Bringer“ aber dafür habe ich die „Walross 4“ getroffen und die „Pegasus“ von der Segelschule Hering war auch im Hafen zum Crewwechsel. Abends lief ich ein bisschen durch die Stadt, nachdem das erste Gewitter durchgezogen war. Alter Schwede hat das Geblitzt und Gedonnert. Die empfohlene Roof-Top Bar stellte sich als recht schlecht heraus, dafür gab es am nächsten Abend auf der SS Marienholmen sehr schöne Blues-Sessions. Ein großes Einkaufszentrum lieg direkt am Hafen und beim „Dressmann“ machte ich noch einen „Schnapper“ und kaufte zwei Leinenanzüge. Ansonsten kann die Stadt anderen Städte in Skandinavien nicht das Wasser reichen.
Am Mittwoch früh regnet es in Strömen und der Wind hat um 180 Grad gedreht und drückt nun die Moyenne mit dem Heck an den Steg. Ich bringe eine zusätzliche Spring aus und schichte ein paar Fender von der Seite nach hinten. Nun sollte es passen. Nach dem Frühstück mache ich Klar Schiff, schließe die Seeventile, schalte die Wasserpumpe und andere Verbraucher bis auf den Kühlschrank ab und mache mich auf den Weg zum Flughafen. Um kurz nach 13 Uhr geht es mit Eurowings nach Berlin.
© Gustav Burckschat