Ins Winterlage nach Neustadt.

Am 1. Oktober fahre ich mit der Bahn nach Warnemünde. Dort komme ich sogar pünktlich nach Fahrplan an. Die Moyenne liegt friedlich an ihrem Liegeplatz und ich habe das Gefühl in mein zweites Zuhause zu kommen. Die Dinge, die ich aus Berlin mitgebracht habe, sind schnell verstaut. Die Abdeckplanen und Sicherungsbänder werden entfernt und das Boot wird zum Leben erweckt. Die Heizung hatte bereits per Handy zwei Stunden vorher eingeschaltet und so ist es bereits gut warm im Schiff. Nach einem Abendessen im Restaurant plane ich die Überfahrt nach Neustadt. Ich will morgen früh los und nach Kühlungsborn kommen und dort den Donnertag bleiben, da viel Wind angesagt ist. Am Freitag soll es dann nach Neustadt gehen.

Das Ablegen am Morgen gestaltet sich auf Grund des schon frischen Windes von vorne etwas schwierig, aber nette Nachbarn führen mit die Achterleine und so komme ich gut aus der Box. Die Box ist sehr groß und somit der Abstand zu den Pollern ebenfalls groß. Dann geht es auf die schon recht bewegte Ostsee und mit dem ersten Reff und der Fock in Richtung Westen. Das Wetter ist schön aber durch die achterliche Welle schaukelt das Schiff recht stark. Die Hafeneinfahrt ist auch nicht ohne, da eine recht hohe Dünung steht und das Schiff im rechten Winkel in die Einfahrt gesteuert werden muss und somit kurz quer zur Welle und parallel zur leeseitigen Kaimauer läuft. Im Hafen von Kühlungsborn sind es dann die altbekannten rund 20 Knoten. Die Schwimmstege liegen alles seitlich zum Wind. Ich brauche einige Zeit, um Leinen und Fender auszubringen und mir einen geeignete Box zu suchen. Schließlich finde ich eine, die mit weißen Plastikfendern am Steg in Lee geschützt ist, dort will ich rein, um die Moyenne dann gut abgefendert nach Lee an den Steg zu bringen. Das klappt dann mittelmäßig gut, da mit der Bug etwas zu schnell beim Eindrehen und Abstoppen doch zu schnell nach Lee klappt. Mit kräftig Rückwärts und nochmal mit eingeschlagenem Ruder vorwärts geht dann alles gut. Den Abrieb von der schwarzen Gummileiste, an der sich der Bug gedreht hat, poliere ich am nächsten Tag leicht weg.

Ich vertäue das Boot gut, legen Landstrom, räume auf und melde mich an. Dann gehe ich etwas essen und lege mich eine Stunde in die Koje. Den Abend verbringe ich gemütlich an Bord. Der Abend-Himmel färbt sich leuchtend rot. Ich lese mein Buch zu Ende und dann heißt es Gute Nacht. Draußen heult der Wind in den Salingen.

Das ändert sich auch am Donnerstag nicht, aber ich liege ja sicher im Hafen und erledige liegengebliebene Büroarbeit. Abends gehe ich ins Sea Restaurant, welches sehr empfehlenswert ist.

Am Freitag lege ich gegen 11 Uhr ab. Der Wind ist gut und der Seegang hat sich deutlich beruhigt. Mit Vollzeug geht es weiter in Richtung Westen. Für die Strecke benötige ich schließlich ca. 8 Stunden, da der Wind nachher deutlich nachlässt. Um halb sechs mache ich am V Steg am Platz 40 fest. Leonie kommt von Berlin aus, fast zeitgleich mit dem Volvo und da mein Eisschrank leer ist fahren wir noch nach Neustadt zum Abendessen.

Am nächsten Tag kümmern wir uns erst um die festsitzenden Logge. Sie klemmt schon wieder, so dass keine Geschwindigkeit durch das Wasser und somit auch kein scheinbarer Wind angezeigt wird. Das klappt aber gut und dann nutzen wir das sehr schöne Wetter, fahren zum Volltanken an die Tankstelle und dann nochmal zum Segeln in die Neustädter Bucht mit anschließendem Hafenmanöver-Training.

Abends kochen wir einen schönen Fischeintopf.

Sonntag ist Flaute aber die Sonne scheint. Wir schlagen die Segel ab, was gut klappt, nur das Verstauen der Genua im Segelsack klappt erst als wir das Segel nochmal ordentlich an Land zusammengelegt haben. Nun kommen die Segel zum Segelmacher zur Durchsicht.

Das Deck wird gewaschen, der Chrom poliert und alles Überflüssige von Bord gebracht. Um halb fünf verabschieden wir uns vorerst von der Moyenne. Die neue Winterplane, die das Cockpit und das Deckshaus im Winter schützt wir kommende Woche angebracht. Der fehlerhafte Plotter wird ebenfalls kommende Woche ausgebaut und eingeschickt. Dann wird das Boot winterfest gemacht. Im Februar wir es zum Kärchern und Aufbringen des Antifoulings und Erneuerung der Anoden kurz rausgekrant. Die Motorinspektion erledigt ebenfalls die Ancora Marina.

 Die Sirius Werft wird sich um das Thema Duschpumpe und ein paar andere Kleinigkeiten kümmern.

Sicherlich werde ich im November und Dezember zur Moyenne fahren, um nach dem Rechten zu sehen.

Rund 1.350 Seemeilen habe ich dieses Jahr im Kielwasser gelassen mit Oslo als nördlichsten Punkt. Die Maschine lief pro Tag ca. 1,5 Stunden bezogen auf 94 Tage an Bord. Wenn man bedenkt, dass die Maschine gute eine halbe Stunde pro Hafeneinfahrt und nochmal eine halbe Stunde für die Ausfahrt läuft ist das deutlich weniger als letztes Jahr. Dies lag an den besseren Windverhältnissen.
Auch dieses Jahr hat mich das Schiff wieder sicher durch die Ostsee gebracht und auch dieses Jahr waren Liebe, Freunde und treue Schutzengel meine Reisebegleiter.
Nun ist auch der heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Seefahrer mit an Bord. Diesen habe ich von einem langjährigen Kunden nachträglich zum Firmenjubiläum geschenkt bekommen. Das war echt eine tolle Idee.
 
Somit kann die nächste Saison kommen!

 

Schreibe einen Kommentar