Von Oslo nach Strömstad

Am 9. Juli fliege ich mit Mario abends mit Norwegian Airways vom BER nach Oslo. Die davorliegende Woche war recht vollgepackt. Am Donnerstag kaufte ich mit Mario Lebensmittel und Getränke für das Sommerfest im Verein ein, am Freitag lag ich bereits etwas angeschlagen teilweise im Bett. Am Samstag starteten wir um 12 Uhr mit den Vorbereitungen, kochten bis um ca. halb neun und gegen 00 Uhr war ich dann endlich im Bett. Dort blieb ich den Sonntag, obwohl ich eigentlich zum Sommerfest zu Gilbert gehen wollte. Normalerweise hätte ich meinen Flug um zwei Tage verschoben, aber da ich mit Mario verabredet war und es mit am Montagnachmittag etwas besser ging, holte ich Mario gegen halb vier von zu Hause ab. Um 22.30 Uhr landeten wir pünktlich in Oslo und fuhren mit dem FlytoGet nach Oslo und von dort mit dem Taxi weiter zur Marina. Die Moyenne lag friedlich in der noch hellen Nacht. Wir verstauten die Sachen und dann ging es ab in die Koje. Am nächsten Morgen starteten wir nach dem Frühstück unsere Einkaufstour durch zwei Supermärkte und liefen nach einem Mittagessen im Hafenrestaurant gegen 15.30 Uhr aus. Das Wetter meinte es gut mit uns und so kreuzten wir bei Südwind den Oslofjord in selbige Richtung. Gegen 18 Uhr frischte der Wind kurzfristig deutlich auf. Zur Ankerbucht war es nicht mehr weit, also bargen wir die Segel und bedienten uns der Maschine. In Oslo hatten wir noch die fehlenden 57 Liter Diesel aufgefüllt und auch den Wassertank randvoll gemacht. Um 19 Uhr fiel der Anker bei rund 8 Meter Wassertiefe und wir ließen großzügig 40 Meter Kette folgen. Nach einer Brotzeit rief wieder recht schnell meine Koje. Ich war leider immer noch nicht richtig fit. Am nächsten Tag sollte es den ganzen Tag regnen und so war der Plan, in der Bucht zu bleiben.

Der Wetterbericht behielt Recht. Es regnete mehr oder weniger den ganzen Tag in Strömen. Die Bucht lag im Regendunst, der Wald am Ufer war wolkenverhangen. Es war eine schöne ruhige und etwas mystische Stimmung. Zum Frühstück gab es Eier mit Speck. Mittag Börekstangen, nachmittags Eierkuchen mit Apfelscheiben und abends die gekauften Seebrassen mit Pfannengemüse und Reis. Der Tag hätte also schlechter laufen können.

Das einzige, was nicht geklappt hat war den Ersatzfender aufzublasen. Auch der beim Bootsladen gekaufte Adapter brachte keinen Erfolg.

Am Donnertagmorgen kommt nach dem Regen die Sonne durch und um 12 Uhr gehen wir Anker auf und kreuzen bei guten 3 Windstärken den Fjord weiter nach Süden. Die Color Line kommt von hinten schnell näher und überholt uns in noch gerade angemessenen Abstand. Nach 28 Seemeilen nehmen wir die Segel weg und laufen in die Marina von Selviken ein. Mario legt die Moyenne beim zweiten Anlauf sicher an den Steg. Ein Nachbarlieger nimmt die Leinen netterweise an. Gegenüber von uns liegt eine Bavaria 37. Sie gehört einem jungen Ukrainer. Es kommt aus Cherson, einer Stadt die lt. seinen Angaben weitestgehend zerstört ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, konnte er sich mit 500 USD von den Russen freikaufen und ist über Polen nach Norwegen gekommen. Er arbeitete auf einem Frachter und kaufte sich vom Geld das Schiff auf dem er nun lebt. Die Ukraine müsse die Mittel bekommen, sich zu verteidigen, das sei die einzige Chance.

Genauso wie wir vor einigen Wochen, hat er ein Problem mit seinem Dampferlicht hat. Ich helfe ihm, ihn am Genackerfall hochzuwinschen. Dabei kommt es zu einem Überläufer auf seiner kleinen Winsch. Nun geht es nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Er hängt recht unvorteilhaft in seinem schlechtsitzendem Bootmannstuhl und leidet, wären wir an einer Lösung basteln. Schließlich ziehen wir an einer anderen Winsch das Großfall hoch, so dass er sich damit zusätzlich einpicken kann, damit können wir das andere Fall entlasten und ich bekomme den Überläufer von der Winsch. Die Reparatur scheitert trotzdem, da es wohl nicht die Birne ist, sondern ein Kabel defekt sein wird. Dennoch sehen wir ihn am kommenden Tag in Richtung Bergen auslaufen.

Bei uns gibt es abends schöne Steaks. Blöderweise lassen meine Halsschmerzen nicht nach und meine Stimme ist angeschlagen.

Erneut starten wir erst wieder kurz nach 13 Uhr und segeln aus der Bucht. Vorher hatten wir im Supermarkt unsere Vorräte aufgefüllt und Wasser gebunkert. Der Supermarkt war nicht weit vom Hafen entfernt, das muss ausgenutzt werden. Außerdem benötigten wir neue „Teilchen“, Mario saugt die täglich weg. Mir reicht meistens ein halbes. Wieder geht es auf die Kreuz und bei 4 Bft. ziehen wir später das erste Reff ins Großsegel. Es ist eine sehr schöner Segeltag mit perfekten Bedingungen. Am frühen Nachmittag lassen wir die Insel Store Sletter an Steuerbord und drehen in die heutige Ankerbucht Toralden ein. Auf der Hauptwasserstraße war viel los. Zahlreiche schnelle Motorboote rauschten an uns vorbei.

Abends färbt sich der Himmel und das Wasser rosarot und wir bereiten die aus Oslo mitgebrachten Makrelen zu. Diese stellen sich allerdings auf Grund der massenhaften Gräten als nur schlecht genießbar heraus. Dafür gibt es als Sundowner eine „Cuba Libre ohne Cuba“. Es ist zurzeit eine alkoholfreie Zeit.

Über Nacht hat der Wind gedreht und kommt nun aus Nordosten. Gut für uns. Nach einem späten Frühstück gehen wir um 12 Uhr Anker auf und mit Vollzeug und 4 Windstärken geht es mit bis zu 6,5 Knoten zügig in Richtung Hankosund. Im Gegensatz zu ein paar Wochen, kommen wir diesmal von Norden rein. Ich fahre rückwärts in eine Lücke am Steg der Marina. Der junge Hafenmeister nimmt die Leinen entgegen und fragt, ob wir reserviert hätten. Nein haben wir nicht. Kein Problem, wir könnten auf die andere Seite des Steges kommen. Also das ganz noch einmal von vorne. Es stellt sich heraus, dass wir hier ruhiger liegen als an der Außenmole. Es ist eine nette Marina, die u.a. ein sehr nettes Restaurant hat. Hier wird es abends Disco-Musik im Stil der 80er Jahre geben. Vorher nutzen wir die Zeit zum Einkaufen. In der Verkaufsausstellung von „Brig“ schauen wir noch nach einem neuen Vereinsmotorboot :). Außerdem kann ich die Waschmaschine – leider ohne Trockner – nutzen. Da ich in Oslo nicht zum Waschen gekommen bin, ist das eine gute und dringende Gelegenheit. Hinter dem Restaurant erspähe ich einen Trockner und frage nach, ob ich diesen benutzen könnte. Kein Problem lautet die Antwort der Chefin. Als Dankeschön reservieren wir abends einen Tisch und lassen ein üppiges Trinkgeld dort. Abends fängt es wieder an zu regnen, was zumindest die Musik vom Restaurant etwas dämpft. Gerne hätten wir mitgefeiert aber meine Stimme ist immer noch nicht gut. Ich versuche mit Thymian-Tee und Tropfen dagegenzuhalten aber der bahnbrechende Erfolg bleibt noch aus.

Der Regen steigert sich in der Nacht, so ist das Deck zumindest garantiert salzfrei. Wir haben es nicht eilig und so legen wir erst gegen Mittag ab. Es geht kurz unter Maschine weiter südlich aber schon kurze Zeit später setzen wir noch im Sund die Segel und bereiten den Genacker vor. Bei NW 2 sollte das genau richtig sein. Allerdings läuft es nicht ganz so rund mit dem Setzen, da ich das Genackerfall auf der falschen Seite gesetzt habe. Das merke ich allerdings erst spät, nachdem wir das Fall nicht ausreichend durchgesetzt bekommen. Der Genacker lässt sich so nicht richtig ausrollen. Eine „Eieruhr“ kann gerade noch vermieden werden und wir lassen das ganze Gedöns noch einmal runter. Dann sortiere ich alles neu und siehe da: alles lässt sich wunderbar hochziehen und ausrollen. So können wir eine gute Stunde mit der großen weißen Blase, bei schwachem Wind rund 4 Knoten segeln.

Um kurz vor 16 Uhr packen wir alles ein, lassen Nordbaene an Backbord und Pattene an Steuerbord und schließlich den LT Lynholm auch an BB. Es geht wieder durch das gleiche Felsenlabyrinth, aber diesmal kenne ich den Weg und alles ist entspannt. Später liegen wir an der gleichen Stelle (59° 07,2 N und 010° 51,5 O) in der Bucht, wie damals mit Karin und Michael, nur dass es etwas kälter ist und der laute krächzende Mövenschwarm heute anscheinend woanders Lärm macht. Abends gibt’s Salat mit Steak-Streifen und ich verliere das x-te Mal im Rommee.

Am Montag ist wie immer erstmal Büroarbeit in größerem Umfang angesagt, daher geht es erst um 14 Uhr weiter. Wir zwängen uns durch die engste Ausfahrt und etwas abzukürzen. Hinter uns fährt ein SAR Boot mit uns mit. Gutes Zeichen? Schlechtes Zeichen? Man weiß es nicht. Als wir aus der Enge des Fahrwassers raus sind, ziehen sie zügig an uns vorbei. Es hat sich ein unerwartet starke Dünung aufgebaut aber mit Groß und Genua kommen wir dennoch gut voran. Sonne und Wolken wechseln sich ab und gegen 16.30 Uhr tauschen wir die Genau gegen die Fock, da wir in den Sjörsholmen Sund fahren. Landschaftlich sehr schön aber mit der Navigation muss man auch hier aufpassen. Wir verlassen den Sund und drehen den Bug wieder nach Süden. Nach diversen Kreuzschlägen bergen wir die Segel und lassen die Insel Bivik an Steuerbord und laufen nach Westen in ein große Bucht ein. Die erste Ankerbucht erweist sich als mit einem Boot vor Ort schon als voll, der anschließende Hafen ist ebenfalls voll und auch wenig attraktiv aber in der Karte ist ein Ankeplatz eingezeichnet, den wir anlaufen. Der Anker fällt bei nun 4 Meter ins Seegras, wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte. Während Mario das Abendessen vorbereitet, kontrolliere ich den Ölstand und reinige den Seewasserfilter. Für Mario ist es die letzte Nacht auf See, morgen geht’s nach Strömstad.

Da wir in Strömstad einen Platz via Dockspot vorreserviert hatten brauchen wir uns am morgen nicht zu hetzen. Wir haben zunächst Probleme, den Anker vom Seegras zu befreien. Die Kette rauscht auf Grund des vielen Schlamms auf der Ankerwinsch plötzlich durch, wir fahren etwas raus und lassen dann den Anker erneut auf 9 Meter sinken, um die Kette zu reinigen. Dann wird der Ankerkasten mit viel Wasser gespült. Im Ablauf hatte sich das Seegras gestaut und ich versuche diesen von außen mit dem Bootshaken freizubekommen. Das gelingt schließlich und so laufen wir unter Maschine den Langorannensund südlich nach Strömstad. Kurzfristig fängt es an in Strömen zu regnen so dass wir ca. 10 Minuten von innen steuern, dann ist der Regen vorbei und wir suchen die Einfahrt zur Marina. Diese wird von einem Hotel mit Spa betrieben. Schließlich werden wir fündig. Unser Platz ist relativ weit innen und Mario lässt mit den Vortritt beim Einparken. Alles easy, da kaum Wind. Kurze Zeit später legen wir bereits den Landstrom und machen das Schiff für einen Aufenthalt von ca. 7 Tagen fest. Mario packt schon ein paar Sachen und dann machen wir einen Stadtbummel. Dabei darf Mario „Fähr-Kapitän spielen. Wir nutzen eine Selbstbedienungsfähre zum Übersetzen.  Wir essen in der Stadt jeweils eine Shrimps-Box und zurück an Bord packt Marion seinen Seesack (sehr cool – von der Sea Cloud). Die Suche nach einer passenden Verbindung für Mario zurück nach Oslo gestaltet sich schwieriger als gedacht aber schließlich ist das Problem gelöst. Um 09 Uhr geht der Bus. Wir haben ein Taxi für 08.45 Uhr an der Rezeption gebucht.

Es war eine sehr schöne gemeinsame Woche mit überwiegend gutem Wetter und Fair Winds und viel gutem Essen! Ich habe mich gefreut, dass Mario die Zeit gefunden hat mitzufahren und hoffe auf viele weitere Törns gemeinsam auf der Moyenne.

Am nächsten Morgen bereite ich das Frühstück, dann steigt Mario ins Taxi und ich fange an meine To Do Liste abzuarbeiten, was sich u.a. auf das Klar Schiff Machen und arbeiten bezieht. Außerdem ist wieder Wäschewaschen angesagt.

Montagabend kommt Leonie an Bord, darauf freue ich mich schon sehr. Aber nun genieße ich die nächsten Tage alleine an Bord und schone meine Stimme.

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