Kopenhagen - Gedser

Michael kommt am Dienstag Abend zum zweiten Mal dieses Jahr an Bord. Vom Flughafen bis zur Moyenne dauert es nicht einmal eine halbe Stunde. Nachdem wir seine Sachen verstaut haben, geht’s zur Nahrungsaufnahme zum Street-Food und anschließend noch einmal zum Nyhavn und zum obligatorischen Waffel- und Eisladen. Nach einem Absacker an Bord geht’s in die Kojen. Morgen soll es südlich in Richtung Rödvig gehen.

Und so machen wir es auch. Erst geht es unter Maschine aus dem Hafen, um dann einen südlichen Kurs einzuschlagen. Um 14.30 Uhr kommt der Wind aus OSO und wir können mit dem Groß und der Genua rund 195 Grad anlegen. Es ist ein feines und entspanntes Segeln. Um 17.30 Uhr drehen wir auf West-Kurs in Richtung Rödvig Hafen. Die Segel werden geborgen und mit Maschine geht’s in den Hafen. Michael bekommt kurz vor der Box ein ungutes Gefühl (unnötig) und so fahre ich rückwärts in die Box. Nach den üblichen Arbeiten (Klar Schiff machen, Leinen und Fender sortieren, Landstrom legen, Hafengebühr bezahlen, Anlegergetränk) essen wir unerwartet gut in einem kleinen Café eine schöne Tappas-Platte. Abends gibt es dann die erste Schachpartie. Auf Grund einer raschen Niederlage, fordert Michael sofort Revanche und das Spiel wiederholt sich noch zwei Mal mit gleichem Ergebnis. Trotzdem hatten wir dabei viel Spaß. Die Moyenne hat heute die Marke von 2.500 Seemeilen übersprungen.

Abends hatte der Wind bereits zugenommen und auch morgens weht er noch recht kräftig quer zur Box. Unser Nachbar hat entsprechende Probleme, als er schon um halb acht ablegt. Aus meiner Koje kann ich durch die Rumpffenster seinen Anker gefährlich nahekommen. Letztendlich geht alles glatt.  Wir bereiten nach dem Frühstück alles für eine stressfreies Manöver vor, d.h. in erste Linie genaue Abstimmung über Leinenführung und möglichen Plan „B“. Es bleibt aber beim Plan A und wir kommen um 10 Uhr sicher aus dem Hafen und legen den Kurs auf Möns Klint. Der Ostwind weht anfangs mit der Stärke 4 und so ist unsere Fahrt zügig und Michael freut sich über den ordentlichen Seegang. Schließlich müssen wir zahlreiche Wenden fahren, um um die Ecke herumzukommen. Es war noch nie anderes, egal von welcher Seite wir uns Möns Klint näherten, es war immer ein „Kampf“. Schließlich kommen wir recht nah an die Küste und haben beste Aussicht auf die weiße Kante. Der Wind lässt nach und dreht, die Welle bleibt.  Da die Segel stark schlagen starten wir schließlich den Diesel und laufen in Richtung der Hafeneinfahrt von Klintholm. Michael fährt diesmal gekonnt rückwärts in die Box und wir haben einen schönen Sommerabend an Bord. Wir sitzen noch lange auf dem Vorschiff bei kaltem Weißwein, Zigarre und genießen den Sonnenuntergang. Danach versucht Michael erneut mich im Schach zu schlagen.

Am Freitag legen wir erst gegen halb zwölf ab. Der Wind kommt weiterhin aus Ost und unter Vollzeug geht es mit 5-6 Knoten sehr flott weiter in Richtung Süden. Wieder feinstes Segeln mit Halbwind, Sonne und nur leichter Welle. Ein Traum.

Kurs vor Gedser kommt natürlich die Fähre raus und wir müssen noch einen Kringel fahren. Dann geht es mit Maschine in den Hafen, wo Michael längsseits anlegt. Wir essen abends im Restaurant bis und die Mücken ruckartig ins Innere flüchten lassen. Es sind aggressive Horden, die hier wohl im September ihr Unwesen treiben. Eigentlich war der Plan, weiter nach Warnemünde zu fahren. Michael brachte mich aber auf die Idee, noch einen Abstecher in die Dänische Südsee zu machen. Da ich sowieso erst um den 20.9. in Neustadt sein will und Leonie es wohl in dieser Woche eh nicht schafft an Bord zu kommen, plane ich um. Da ich sowieso am Samstag noch hier bleiben will, wird Michael auch erst am Sonntag nach Hause fahren. So unternehmen wir gegen Mittag eine kleine Radtour zum südlichsten Punkt Dänemarks und schlendern ein bisschen am Strand entlang. Das Wetter ist hochsommerlich und Michael nimmt noch ein Ostseebad. Nach einer kleinen Einkaufsrunde genießen wir den späten heißen Nachmittag an Bord und gehen im Hafenbecken baden. Das Wasser ist deutlich wärmer als in den Schären Stockholms. Abends koche ich und wir schaffen es gerade noch so, draußen zu essen bevor wir wieder vor den Mückenschwärmen in den Salon flüchten. Eine letzte, durchaus spannende Schachpartie beendet den Tag. Michael wird morgen früh die Fähre nach Rostock nehmen. So verabschieden wir uns vorsorglich schon am Abend. Es ist immer wieder sehr nett Michael an Bord zu haben und auch im kommenden Jahr werden wir wieder gemeinsam durch die Ostsee segeln.

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