In Riga

Stramme Fahrt von Engure nach Riga.
 
Wir starteten etwas verspätet, da ich immer noch versuche, zu ergründen, wo das Wasser im Schiff herkommt. Die möglichen Räume wurden mit Zewa ausgelegt, nachdem ich alles trockengelegt hatte. Das Boot wurde gewaschen und der Wassertank aufgefüllt.
 
Anfangs hatten wir noch moderaten Wind aus NW mit der Stärke 3. Ich kroch in der Vorschiffskammer rum, die wir ausgeräumt hatten und suchte nach Wasserspuren. Wir wendeten hin und her aber nichts zeigte sich. Ich holte noch ca. 3 Liter mittels Schlauches und Spritze aus der Bilge bei den Bugbatterien, dann wurde der Wind stärker und ich machte Klar Schiff. Das war auch nötig, denn der Wind frischte immer mehr auf. Wir hatten von Beginn an ein Reff im Groß und fuhren nur mit der Fock. Als Wind und Wellen weiter zunahmen, verringerten wir die Segelfläche im Groß durch das 2. Reff. Eine gute Entscheidung. Das Schiff lag besser im Ruder und nicht ganz so auf der Backe. Inzwischen hatten wir teilweise 24 Knoten wahren Wind und eine sehr beachtliche Welle von raumschots. Der Speed lag nun selten unter 7 Knoten. Wasser kam immer wieder über aber nur zweimal gelangte die Dusche zu mir ans Ruder. In der Spitze waren es dann, die Welle runter 8.4. Das Ganze ging so 3 Stunden, dann nahmen wir die Segel vor der Hafeneinfahrt nach Riga weg. Mit achterlicher Welle ging es in die Hafeneinfahrt. Links und rechts lagen ein paar Fracht- und Containerschiffe. Teilweise war Betrieb erkennbar, aber insgesamt war wenig los. Wir benötigten rund eine Stunde „in die Stadt“ und legten im Yachthafen Kipsala an. Auch dieser Hafen ist fast leer. Nur ein paar Einheimischen haben ihre Boote hier liegen.
 
Abends schlendern wir noch durch Riga und trafen uns dann im Restaurant Riviera (sehr fein, sehr lecker) zum Essen mit Mara, einer Freundin von Gilbert, die er aus seiner Zeit im Riga kannte. Ihr Mann kam später dazu und wir hatten einen sehr schönen und lustigen Abend. Nach der Verabschiedung liefen wir in Richtung Hafen. Landeten aber kurze Zeit später in einer Whisky und Zigarren Lounge-Bar. Die vollbusige Bardame erklärte aber gleich beim Eintreten, dass wir nur noch 40 Minuten, also bis Mitternacht Zeit hätten. Danach würde sie schließen. Alternativ könnten wir auch 40 EUR pro weitere Stunde bezahlen. Also war Eile geboten. Der im Eingangsbereich sitzenden Gentleman empfahl und einen Whisky und wir suchten uns zwei schöne Zigarren aus. Im Raucherbereich saßen nur zwei Russen und ein weiterer Junger Mann. Mit dem Satz: „Time is up, you know the rules“ wurden wir pünktlich um 24 Uhr entlassen. Ich musste nun den Rest meiner Zigarre auf der Straße rauchen. Der Weg zum Schiff hätte durch das Heranwinken eines Taxis deutlich erleichtert werden können. Aber alle in Frage kommenden Fahrzeuge nahmen rechtzeitig Reißaus vor uns. So wurde es eine trotzdem kurzweiliger und ein wenig schaukeliger Heimweg.
 
Am Donnerstag schliefen wir erst einmal in Ruhe aus. Ich hatte im Büro zu tun und telefonierte erneut mit Herrn Schmidt bzgl. des Wasser-Problems. Gilbert ging in die Stadt, um Tagebuch zu schreiben und in Erinnerungen zu schwelgen. Gilbert war 1991 und 1996 in Riga. Ich füllte den Wassertank erneut auf, nahm erneut die Vorschiffskoje auseinander und setzte Markierungen nachdem ich auch die Bugverkleidung abgenommen hatte. Würde der Wasserstand im senkrecht verlaufenden Füllschlauch nun ohne unsere Wasserentnahme absinken, muss der Wassertank an einer, voraussichtlich oberen Stelle, undicht sein.
 
Gegen 15 Uhr fuhr ich zur Massage und traf mich danach mit Gilbert wieder an Bord, um kurze Zeit erneut in die Stadt zum Essen aufzubrechen. Nach dem erneut sehr netten Abend mit Mara und ihrer Mutter ging es zurück in Richtung Boot. Wir suchten eigentlich noch nach einer Absacker-Kneipe fanden aber keine und stellten fest, dass wir sowieso beide recht müde waren.
 
Donnerstag ermittelte ich den Füllstand im Wasserschlauch, der nicht mehr erkennbar war. Also war die Suche nach der Undichtigkeit für uns nun endgültig beendet und Herr Schmidt würde nun mit einer hiesigen Firma die Reparatur beauftragen.
 
Uns zog es erneut nach Riga. Wir folgten einem Weg, der uns durch die Alberta Strasse mit vielen alten Häusern u.a. aus der Jugendstilzeit führte. Nach gut drei Stunden machen wir uns per Bolt-Taxi auf nach „Hause“. Das ist zumindest für mich die Moyenne inzwischen geworden. Mit allem Drum und Dran: Aufräumen, Putzen, Reparieren, Kochen, Abwaschen, Essen, Schlafen … es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zum richtigen Zuhause. Hier kann ich jederzeit die Leinen los machen, wenn es mir an einem Ort nicht mehr gefällt. Vermissen tue ich zurzeit eigentlich nur Leonie und Lili und Fritz (alle anderen Freunde möchten mit das bitte nachsehen :)).
 
Am Nachmittag verschlechterte sich das Wetter. Es wurde zum zweiten Mal auf der Reise trübe und fing an zu regnen. Hier macht sich der Deckssalon mal wieder bezahlt. Allerdings verkrochen wir uns erstmal in die Kojen. Eigentlich wollten wir erneut in die Stadt, entschieden uns dann aber lieber für die sehr schöne Hafensauna. Gilbert verlor beim Tschin Tschan Tschong und musste durch den Regen laufen, um diese anzustellen. Nach dem Saunagang würde es Spaghetti Bolognese geben. So kann man auch einen Tag beenden.
 
Die weiteren Tage in Riga waren mit der Suche nach dem Wasserleck, Sightseeing, Einkaufen, Easy Going, Waschen und Klar Schiff machen ausgefüllt. Am Sonntag war ich eine Stunde lang joggen. Eigentlich waren nur ca. 40 Minuten geplant, aber ich hatte mich verlaufen, so dass es etwas mehr wurde. Auch gut.
 
Für Montag hatte ich einen Friseurtermin, besorgte einen neuen Dieselfilter, wusch Wäsche und besichtigten das Schwarzhäupter-Haus. Abends ging es ins Restaurant in der Nähe des Hafens.

 

Nun warte ich, auf die Info der hiesigen Werft und auf den Wiedereinbau des Tankes. Dann müssen die Schläuche auf Dichtigkeit überprüft werden. Christian kommt gegen Mittag an Bord, dann werden wir uns irgendwann in Richtung Stadt bewegen, um in den Markthallen einzukaufen. Abends geht es wahrscheinlich nochmal ins Riviera, einem Restaurant in dem weir am ersten Abend, genau vor einer Woche mit Gilbert und Mara waren.
 
Am Mittwoch soll es weitergehen.
 

 

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