Crew-Wechsel und auf nach Tallin

Die eine Woche in Riga verging wie im Fluge. Das lag zum einen an der sehr schönen Stadt zum anderen aber auch an dem Aus- und Einbau des Wassertanks. Als Christinan am Dienstagmittag Gilbert als Crew ablöste, war der Wassertank noch in der Werft. So machten wir uns auf zum Markt, um Vorräte aufzufüllen und ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. Nachmittags kamen dann die Jungs mit dem Tank, um diesen wieder einzubauen. Ein Leck hatten sie nicht finden können. Wir vermuten nun, dass das Wasser durch irgendwelche mangelhaften Anschlüsse ins Schiff gelangt sein muss. Während die Jungs den Tank einbauten, fuhren wir zum Abendessen erneut ins „Riviera“ Restaurant, in dem wir bereits am ersten Abend in Riga hervorragend gegessen hatten. Auch dieses Mal war alles perfekt. Den Abend verbrachten wir an Bord und klönten noch bis um kurz vor Mitternacht.  Am nächsten Tag sagte mir Ivars von der Werft, dass er die Gasflasche erst gegen 17 Uhr wieder bekommen würde. Wir wollten aber spätestens gegen Mittag Riga verlassen in Richtung Skulpe (ca. 20 Seemeilen nördlich) verlassen. Kein Problem. Sie würden uns die Flasche dann am nächsten Morgen dorthin bringen. Das nenne ich mal Service.
 
So verließen wir Riga gegen Mittag. Der Wind kam, genau wie in der letzten Woche wieder aus NO. Trotzdem kamen wir recht gut voran. Erst mit Groß und Genua dann wechselten wir auf die Fock. Gegen 18 Uhr erreichten wir den sehr kleinen Hafen in dem hauptsächlich Holz in allen möglichen Formen verladen wird. Wir tasteten uns langsam vor und fanden schließlich das letzte freie Plätzchen von insgesamt 12 möglichen Plätzen. Glück gehabt. Versorgungsmöglichkeiten waren entgegen den Angaben im Hafenhandbuch nicht vorhanden. Macht nichts, wir haben alles an Bord.
Am nächsten Morgen kamen die Jungs mit der Gasflasche (tauschen kann man diese wohl hier nicht sondern nur befüllen lassen) und montierten die Hecktür. Nun schließt sie immer noch nicht korrekt, sondern klemmt sich mehr oder weniger fest, kann aber nicht mehr unterwegs aufgehen.
Um halb zwölf machten wir uns auf den Weg zum nächsten Hafen Salacgriva. Die Fahrt verlief unspektakulär, da unter Maschine. Wind war keiner da, dafür Sonne satt. Der nächste Tag war dafür richtig schick. Bei frischem NNW Winden zwischen 4 und 5 Bft. ging es in Richtung Estland zur Insel Kihnu. Wir hatten das erste Reff im Großsegel und die Fock gesetzt, später kam die Genua zu Einsatz und noch etwas später das zweite Reff ins Groß. Nun lag die Moyenne wieder sehr schön im Ruder und wir liefen ca. 6.5. Knoten. Nach einigen Kreuzschlägen (erst die Fock raus, dann die Genua im Windschatten der Fock rein, auf der anderen Seite wieder raus und Fock wieder rein), nahmen wir das zweite Reff wieder raus und kreuzten dann wieder mit der Selbstwende-Fock in Richtung Hafeneinfahrt. Gegen 19 Uhr machten wir am Schwimmsteg fest. 53 Seemeilen und rund 9 Stunden lagen hinter uns. Es war ein perfekter Tag.
Da die Insel sehr schön sein sollte, beschlossen wir einen Hafentag einzulegen und mieteten uns am nächsten Tag Fahrräder. Die Tour um die Insel war sehr schön. Wir fuhren die Küste entlang und besichtigten einen sehr schönen Leuchtturm von dem man einen perfekte Aussicht über die sehr flachen Küstenstreifen. Von dort ging es ins „Zentrum der Insel. Wir besuchten das hiesige Museeum. Die Inselbewohner liebten Motorräder und Akkordeons. Wir kauften selbst gebackenes Brot und Wein. Beides, wie immer für meinen Geschmack zu süß.
Die Kirche konnte leider nicht besichtigt werden, da sie gerade renoviert wurde. Macht nicht, ich hatte schon reichlich Kirchen auf der Tour besichtigt. So ging es weiter in Richtung Down Town, wo wir bei Aru Grill Mittag aßen.  Christian hatte noch einen kleinen Supermarkt gefunden, in dem wir Milch und Chips kauften.
 
Der Nachmittag verging mit Müßiggang. Abends wollten wir dann nochmal in die Stadt und ins Restaurant. Das war allerdings ein kurzes Vergnügen, da das Restaurant gerade zu machte. Allerdings saßen wir erst eine Zeit auf der Terrasse, bevor uns die Nachricht erreichte. Also wieder zurück aufs Schiff. Wir hatten noch reichlich Räucherfisch und Käse aus Riga und so gabs es ein leckeres Abendbrot an Bord. Am nächsten Tag hatten wir einen längeren Schlag vor uns, so dass ich früh meine Koje aufsuchte. Müde vom Nichtstun. Auch schön.
 
Um acht Uhr machten wir die Leinen los, bunkerten Diesel und folgten zunächst unter Maschine einem engen Tonnenstrich erst nach Osten, dann nach Norden. Gegen 11 Uhr setzten wir bei herrlichem Wetter die Segel und liegen bei rund 3 Bft mit 4,5 Knoten die Küste weiter in nördliche Richtung. Auf Grund des schönen Wetters beschlossen wir, noch einen Hafen weiter zu fahren. Diese bedeutete zwar weitere 20 Seemeilen. Das würde uns aber einen guten Schlag weiter in Richtung Tallin bringen. Außerdem war es erste 16 Uhr, wir hatten also noch alles Zeit der Welt. Der Wind kam erst aus SSW um später aus der allseits bekannten Richtung also aus NO zu kommen. Also musste der „Jockel“ wieder ran. Wir mussten aber eh wieder einem schmalen Tonnenstrich folgen, insofern hätten wir zum Segeln schon perfekte Windbedingungen haben müssen, aber wann hat man die schon einmal? Ein Schlepper kam uns mit einer großen Fuhre Sand im Schlepptau entgegen. Unser Winken wurde mit zwei kurzen Schallsignalen nett beantwortet. Später hieß es Tonnen „abhaken“. Das Fahrwasser wurde immer schmaler und schlängelte sich zwischen den Inseln hindurch. Gegen 22 Uhr machten wir im Abendlicht nach 67 Seemeilen im Hafen von Haapalu fest.

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