Leinen los.

Es geht tatsächlich los. Am Samstag brachte Lili Leonie und mich zur Moyenne. Das letzte Mal war das Auto vollgepackt. Abschiedsschmerz? Eigentlich nicht. Höchstens von Luiba und Nikita, die ja ein Jahr bei mir gewohnt haben und die ich für längere Zeit leider nicht wiedersehen werde. Am Morgen somit Abschied von den beiden und auch von Renate und Gerd sowie von Zhiwei und Julian, die uns eine gute Reise wünschten.

Das Wetter war bestens und so kamen wir bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen in Schlutup an. Kurze Zeit später kamen Annett mit  Gilbert und seinen Eltern an Bord. Gilbert hatte an dem Tag Geburtstag und das wurde mit feinem Kuchen und Getränken gefeiert. Frau Schulze (reizend wie immer) hatte das feine Geschirr von zu Hause mitgebracht und hätte neben den Kaffeetassen gerne noch die passenden Untertassen gereicht. Aber auf diese wurde dann verzichtet. Eine Freundin von Leonie kam auch noch mit Ihrem Mann und so saßen wir bei Sonnenschein bis abends im Cockpit zusammen. Um 18 Uhr verholten wir uns dann in das hiesige Restaurant und aßen lecker Fisch.

Gegen 21 Uhr machten sich alle auf den Heimweg. Unserer war besonders kurz. Wie schön.

Ab nächsten Tag hieß es dann tatsächlich: Leinen los. Bei schönstem Wetter segelten wir die Trave in Richtung Ostsee und bogen dann ab, um in Richtung Wismar zu segeln. Leider wehte der Wind nicht, wie versprochen aus Westen sondern kam zunächst aus der Richtung , in die wir wollten. Aber das kennen ja alle Segler. Als wir dann abfallen konnten ging es in Rauschefahrt und unter Vollzeug mit durchschnittlich 7 Knoten Richtung Ansteuerungstonne. Von da aus folgten wir dem Tonnenstrich südlich. Kein anderes Boot war in Sicht, nur ein SUP, das sich sehr weit draußen befand. Wir achteten auf irgendwelche Zeichen, dass er vielleicht Hilfe benötigt, aber er machte keine Anzeichen. So fuhren wir weiter (wir hätten auf Grund der Untiefen sowieso nicht ganz zu ihm ranfahren können). Leonie war das ganze aber nicht ganz geheuer. Sie glaubte, dass der SUP sich total mit Zeit und Entfernung verschätzt hatte. Was also tun? Ich rief über Kanal 16 Bremen Rescue an und meldete den Vorfall. Zunächst schienen sie nicht sonderlich interessiert und das Gespräch endete kurze Zeit später. 5 Minuten später wurden wir von Bremen Rescue angefunkt und nun wollten sie doch noch Einzelheiten über die Position etc. erfahren. Welche Schritte sie nachher eingeleitet haben, erfuhren wir allerdings nicht. Dennoch hatten wir das Gefühl, das Richtig unternommen zu haben.

Gegen 19 Uhr machten wir dann im Westhafen fest. Es war dann doch zeitlich ein langer Tag gewesen und so vielen wir nach Pasta mit Pesto müde in die Koje.

Am nächsten Morgen unternahmen wir einen Stadtbummel, der mit dem Kauf von Fisch im Hafen begann und in einem feinen Gemüseladen endete. Mit frischen Lebensmitteln und Wasser erreichten wir gegen Mittag die Moyenne. Als alles veräumt war, liefen wir mit Ziel Kühlungsborn aus.

Der Wetterbericht sagte westliche Winde um 4 mit Böen 5 voraus. Daher hatten wir vorsichtshalber gleich das erste Reff im Großsegel. Der Wind kam dann natürlich nicht so günstig wie versprochen. Wir mussten teilweise vor dem Wind fahren, was nicht ganz so günstig ist, da man die Genua nicht einfach schifften kann (Kutterstag). So mühten wir uns etwas ab, um an Wüstro vorbei nach NO zu kommen. Das Schöne war, dass uns zweimal ein Tümmler für bestimmt 15 Minuten begleitete und immer wieder ganz dicht am Boot vorbei schwamm. Immer wieder tauchte er links oder rechts, vorne oder hinten auf. Immer da, wo die Kamera gerade nicht hinzeigte. Dennoch habe ich ihn „erwischt“. Von da aus ging es dann im Sauseschritt raumschots mit bis zu 8.3. Knoten nach Kühlungsborn. Wir hatten uns mit Mario verabredet, der hier beruflich zu tun hatte. Als wir in den Hafen einliefen, wehte es immer noch mit 4-5 aber wir konnten uns die Box aussuchen. Außerdem wartete Mario schon und nahm Leinen entgegen, als wir rückwärts einparkten. Dann freudiges Hallo und Schiff zeigen.

Anschließend kochte ich den gekauften Kabeljau. Dabei mühte ich mich redlich mit dem Schnellkochtopf in dem die Kartoffeln trotzdem nicht so schnell gar werden wollte, wie ich es von ihnen erwartet hatte. Dann noch Brokolli blanchieren, Fisch im Mehl wenden und anbraten, dann den Brokkoli anschwenken. Alles etwas unorganisiert. Ich muss mich doch erst wieder an das Kochen mit nur zwei kleinen Platten und wenig Arbeitsfläche gewöhnen. Geschmeckt hat es trotzdem und es wurde ein sehr schöner Abend.

Der nächste Morgen brachte für mich ungewohnte und starke Kopfschmerzen, so dass ich mich kurz nach dem Aufstehen wieder mit zwei Asperin in die Koje legte und bis um halb eins dort schlief. Danach war es besser. Das neue Schiff, die ungewohnte Umgebung, die Konzentration auf die Technik an Bord und der ungewohnte Wind, waren dafür wohl verantwortlich.

Auf Grund der Starkwindlage wollten wir sowieso nicht auslaufen. Als erstes klärten wir die W-Lan Frage. Der Router wurde zwar erkannt aber es gab kein Internet. Nach Rücksprache mit Vodafone klärte sich das Problem auf. Das Guthaben war nicht als Datenvolumen angelegt, obwohl ich genau gesagt habe, wofür ich die SIM Karte und das Guthaben benötige. Nun ist alles geklärt. So verging der Tag an Bord. Leonie ging Joggen und ich kramte im Schiff rum. Anschließend machten wir einen feinen Landspaziergang die Promenade entlang. Bei Lidel trafen wir Mario wieder, der für uns im Baumarkt noch etwas besorgt hatte und mit einer großen Ladung Volvic Wasser ging es zurück zur Moyenne.

Nach dem Reste-Essen, wollten wir noch die WC Bürste anbringen. Der Fakt alleine ist nicht der Rede Wert, allerdings das Folgende:

Auf der Suche nach einer geeigneten Position erfolgte ein Blick in das Fach unter dem Waschbecken. Und siehe da, da stand eine nicht unerhebliche Menge grünliches Wasser in der Bilge. Mist. Ein Geschmackstest ließ vermuten, dass es sich nicht um Seewasser handelt, also zunächst eine gute Nachricht. Aus den Borddurchlässen schien das Wasser nicht zu kommen, auch gut. Also weiter die Bodenbretter hochgenommen. Vor dem WC stand ebenfalls das Wasser und ebenfalls in der Vorschiffskammer-Bilge. Alles nun recht klares Süßwasser. Es musste also irgendetwas mit dem Wassertank zu tun haben. Dieser befindet sich unter der der Vorschiffskoje. Polster und Bretter weg, dann hatten wir freie Sicht auf den Tank. Sieh da, der Verschluss stand nicht mehr auf den Markierungspunkten. Ich schickte die Fotos zusammen mit meiner Bitte um RR zu Herrn Schmidt, der netterweise auch noch um kurz nach halb zehn umgehend zurückrief. Wir besprachen das Problem. Am Morgen hatten wir den Wassertank randvoll gemacht und durch die teilweise schaukelige Überfahrt, was das Wasser im Tank hin- und hergeschwappt und somit auch über den undichten Deckel nach draußen gelangt. Also Deckel mit der Wasserpumpenzange dicht gezogen, dann ging es ans Saubermachen. Glücklicherweise hatte ich ein Schlauch – Pump – Schlauch System gekauft und eine große Einwegspritze. Mit diesen beiden Geräten beschäftigten wir uns die nächste Stunde und pumpten das Wasser, welches auch im Bereich der Technik stand rauszubefördern. Gegen 23 Uhr war dann alles weitestgehend trockengelegt.

Der nächste Morgen startete mit einem guten Frühstück an Bord. Anschließend verzog ich mich ins Büro, um ein bisschen zu Arbeiten. Danach fuhren wir zur Tankstelle, um Diesel zu bunkern. Zurück am Steg ging Leonie erneut Joggen und ich nochmal ins Büro. Die Bilgen machten einen trockenen Eindruck. Sehr schön.

Um 15.30 Uhr machten wir auf den Weg nach Warnemünde. Anfangs mit moderaten 4-5 Bft. Wir hatten uns für die Genua entschieden und die zog uns mit 5-6 Knoten Richtung NO. Die Sonne verzog sich hinter einer Wolkenwand und wir holten fast rechtzeitig die Genua ein und rollten die Fock aus. Die Dünung vom Vortag schaukelte uns mächtig durch. Der Wind frischte auf 22 Knoten auf und Moyenne lief in der Spitze einen neuen Rekord von 8.4 Knoten. Wir querten die Warne und starteten die Maschine, nahmen die Fock weg und liefen in den Hafen Hohe Düne ein. Dort blies es immer noch kräftig. Nach drei Anläufen fuhren wir rückwärts gegen den Seitenwind in die Box und brauchten dann noch etwas bis wir auch die Leeleine über den Poller hatten. Das Hafenbüro hatte schon zu und so machten wir uns auf Richtung Hotel. Wir wollten uns noch ein paar Stunden im Spa gut gehen lassen. Beim Kurs von 49 EUR/Person drehten wir wieder ab und verbrachten einen schönen Abend an Bord. Die Bilgen wurden kontrolliert und waren trocken. Der neue WC Bürsten Halter wurde angebaut und bei der Streit-Passions hatte erstaunlicher Weise der Skipper und nicht Leonie.

We (also der Skipper ) are the Champions erklang aus der kraftvollen Soundanlage und danach diverse andere Songs bis die Koje rief.

Morgen geht Leonie von Bord, um am Sonntag wieder zu kommen. Ich werde aleine weiter in Richtung Hiddensee segeln.

 

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