Das zweite Wochenende auf der Moyenne war gleichzeitig das Erste mit angenehmen Temperaturen. Wieder war der Volvo vollgepackt. Diesmal sogar mit einem Keyboard, das ich mir von meiner Klavierlehrerin zur Probe ausgeliehen hatte. Wenn schon der Tanzunterricht für 5 Monate pausiert, könnte ich meine Klavierkenntnisse wenigstens versuchen auf dem jetzigen bescheidenen Niveau zu halten. Tatsächlich passt es sowohl auf den Salontisch, als auch auf meinen „Schreibtisch“.
Außerdem im Auto: Michael, der kurzfristig und erfreulicherweise mit dabei sein wollte. So ging es bei 15 Grad und Sonnenschein in Richtung Neustadt.
Michael war von dem „Dampfer“ (… sag nochmal Dampfer und Du kann wieder nach Hause fahren …) beeindruckt, musste sich aber erst an das Raumkonzept gewöhnen. Es unterscheidet sich erheblich vom klassischen Layout anderer Yachten, mit denen wir unterwegs waren. Wir hatten Glück, dass das Wasser am Steg schon angestellt war, aber Pech, dass es noch keinen Schlauch gab. Allerdings half uns ein Stegnachbar aus und wir konnten den Frischwassertank (250 l) auffüllen. Dennoch hatte das Wasser anfangs noch eine rosa Färbung, die vom restlichen Frostschutzmittel herrührte. Machte nichts, da wir zum Kochen Wasser aus Flaschen verwendeten.
Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung zogen wir uns an und fuhren die Moyenne aus der Box, um einige Hafenmanöver zu proben. Schwierigkeiten bereitete mir das Rückwärtsfahren ohne Stopp in die Box. Das Schiff hat einen deutlichen Radeffekt bei Rückwärtsfahrt nach Steuerbord und dreht nicht ganz so leicht im rechten Winkel, wie ich es von anderen Schiffen gewohnt bin. Das kann am Kimmkiel-System liegen. Alternativ kann man das Schiff aber sehr easy vor der Box drehen und dann rückwärts bei feststehendem Ruder nur mit Hilfe des Bugstrahlruders in die Box fahren. Das System war mit neu, funktioniert aber super. Michael war vom Handling begeistert und fuhr die Moyenne beim zweiten Anlauf sicher rückwärts in die Box.
Dann ging es raus aus dem Hafen und wir setzten bei 3 Bft. die Segel. Sonnenschein und ca. 15 Grad. Perfekt. Wir segelten verschiedene Kurse. Probierten den Auto-Piloten vom Windprogramm zu überzeugen, leider noch ohne Erfolg. Erfreuten uns an der guten Soundanlage im Cockpit. Zeichneten die ersten Standorte in die Karte und freuten uns, über den schönen Tag auf der Ostsee und auf der Moyenne.
Nach dem Einlaufen wurde ein bisschen rumgekramt und entspannt, dann ging es zum Abendessen in den „Grill“ vom Hotel. Dort bestellten wir lecker Essen und Wein (vielen Dank für die Einladung!) und tranken an Bord noch einen Absacker, den Michael mitgebracht hatte. Geschafft vom „anstrengenden“ Tag ging es gegen 22.30 Uhr bereits in die Koje.
Der nächste Tag weckte uns mit Sonnenschein. Gefrühstück wurde tatsächlich im Cockpit (!!). Anschließend suchten wir einen guten Platz für den Rettungskragen, hißten die Vereinsflagge unter der Backbord-Saling und liefen zu erneuten Hafenmanövern und anschließendem Segeln aus. Der Wind war schwach und so entschieden wir uns, den Anker auszuprobieren. Auch das klappte auf Anhieb und wir konnten die Fischbrötchen vom Vortag genießen. Die Kette muss ich noch mit Längenangaben markieren. Dann zog eine dunkle Wand mit Regen und Donner auf und wir machten uns unter Segeln auf in Richtung Hafen. Zügiges Segelbergen war angesagt und mit etwas mehr Speed als gewöhnlich (so merkte es der 1 WOan) ging es in den Hafen. Das Anlegemanöver (welches ich alleine zur Probe fahren wollte) klappte gut. Box getroffen. Heck-Luvleine rüber, andere Leine rüber. Boot ausgerichtet. Auf Grund des bevorstehenden Regens durfte Michael jetzt mit den Bugleinen helfen. Plötzlich hingen wir vorne am Leedalben, der Skipper wundert sich. Eben lag Moyenne doch noch stabil in der Box, eingedampft in beide Heckleinen. Ein Blick nach achtern brachte die Erkenntnis. Die Luvleine war von der Klampe gerutscht. Blöd, unnötig. Als Fehler notiert. Also neu festgemacht. Schiff ausgerichtet und dann fing es auch schon an zu regnen. Schnell Großsegel-Persenning zu und ab in den Salon. Jetzt zeigte sich erneut der Vorteil des Deckssalons. Während es draußen schön platterte, schauten wir von innen dem Regen im Hafen zu. Durch die Heizung schön warm, durch das Fusion Radio und die Focal Lautsprecher mit angenehmen Sound.
Michael packte seine Sachen zusammen und um kurz vor sechs brachte ich ihn zum Bahnhof in Neustadt.
Die Zeit bis zum Abendessen im „Pier 18“ nutzte ich, um die mitgebrachten Tupperdosen in den Backskisten zu verstauen. Außerdem kontrollierte und sortierte ich die Seekarten neu. Dabei stellte ich fest, dass anscheinend die Karte mit den Aaland-Inseln fehlt.
Um 20 Uhr ging ich ins „Pier 18“. Vom Antipasti-Teller war ich sehr angetan, dass ich versuchen werde, hier das Catering für die Schiffstaufe am 2. April zu bestellen. Nach zwei weiteren Stunden des „Kramens“ ging es in die Koje.
Am nächsten Tag duschte ich an Bord, frühstückte und arbeitetet dann bis mittags vom Boat-Office. Anschließend kaufte ich für die Mitarbeiter der Sirius-Werft ein, machte das Boot zu und fuhr nach Plön. Um 14.40 war ich mit dem Inhaber Torsten Schmidt verabredet, um eine Runde für die Mitarbeiter auszugeben und mich bei Ihnen zu bedanken. Anscheinend ist die Moyenne nahezu fehlerfrei gebaut worden! Die Mitarbeiter freuten sich über die Getränkevariation, die mitgebrachten Süßigkeiten, hoffentlich auch über meine netten Worte.
Um halb vier ging es dann in Richtung Schorfheide zu einem Kunden, bei dem wir am Dienstag das Budget für 2023 erstellen werden.
Spätestens am 31. März geht es wieder zur Moyenne, da ich das Schiff am 1. April nach Schlutup in der Trave überführen muss. Hier ist der Liegeplatz bis Ende Oktober angemietet, da es in Neustadt keinen Platz gab.
© Gustav Burckschat