Überführung nach Schlutup

Am 31. März ging es erneut mit vollgepacktem Volvo nach Neustadt. Neben weiteren Kleidungsstücken und Kleinkram, war das Schlauchboot (Loadstar) platzfüllend. Mit etwas Glück sollte in dieser Woche auch die Verlängerung des Bimini angebracht worden sein und der fehlende Zusatzschalter die Fernsteuerung der Webasto-Heizung ermöglichen. Diese werde ich wohl zurzeit häuftiger benötigen, als das Sonnensegel.  Dieses war inzwischen montiert worden und sah gut aus. Allerings machte sich kurz nach dem Ablegen eine Sicherungsschraube auf den Weg in die Ostsee und ich musste das notdürftig fixen.

Die Wetteraussichten versprachen am Dienstag Abend noch nichts Gutes. Am 1. April sollte es nun mit bis zu 30 Knoten aus NO blasen. Das ganze bei 6 Grad. Na Bravo. Aber das kann sich ja auch noch ändern. Eigentlich muss ich am 1. April Neustadt verlassen, da der Liegeplatzvertrag ausläuft und am Sonntag, den 2. April die Schiffstaufe stattfinden soll.

Am Freitag werde ich schon mal Klar-Schiff machen und vor allem versuchen zu tanken. Am Samstag kommt Leonie an Bord. Dann werden wir entscheiden, ob wir auslaufen oder noch eine Nacht bleiben und erst am Sonntag früh lossegeln. In gar keinem Fall möchte ich gleich beim ersten Törn in schweres Wetter kommen.

Auf dem Programm steht auch noch „groß-Reinemachen“.  Durch die in der Nähe befindliche Müllverbrennungsanlage hat sich ein grauer Schleier auf das neue Deck gelegt. Der muss natürlich runter, damit die Moyenne zur Taufe fein sauber ist.

Auf Grund der Wettersituation haben 4 Personen bereits ihren Besuch – mit Einverständnis des Skippers – abgesagt. Michael freut sich, den Tag nun nicht mit Gilbert im Ankerkasten verbringen zu müssen. Diesen Platz hatte ich ihm auf Grund von mangelndem Platzangebot im Salon vorsichtshalber zugeteilt. Nun darf er aller Voraussicht am Salontisch Platznehmen.

Die Bestellung beim Caterer habe ich bereits angepasst. Das Essen müssen wir in Neustadt abholen. Hier lassen wir auch das Auto stehen, müssen also von Schlutup nochmal nach Neustadt.

Den Vormittag nutzte ich, um bei Sturm und Regen weiter einzuräumen. Ich hatte noch einmal einen Schwung an Kleidung mit, der verstaut werden musste.

Am Nachmittag holte ich Leonie vom Bahnhof ab und wir erledigten noch einige Dinge an Bord. So stellten wir fest, dass die Schwimmweste als Rettungsmittel so am Heckkorb angebracht wurde, dass sie das Achterlicht verdeckt. Daher montierten wir sie auf der anderen Seite. Dann wurde das Schlauchboot verstaut und der verbleibenden Platz, z.B. für das Klappfahrrad ausgemessen. Auch die größten Backskisten sind irgendwann ja mal voll.

Abends kochten wir eine feine Bouillabaisse. Nur das Einschenken in die Suppenteller gestaltete sich als schwierig. Ich hatte vergessen eine Suppenkelle zu kaufen. Nach dem Prüfen des Wetterberichtes gingen wir früh in die Koje.

Der Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein und 3 Grad Celsius. Leonie holte frische Brötchen und Kuchen während ich die Moyenne für den ersten Törn klar machte. Um 0930 liefen wir aus. Ein tolles Gefühl. Der Wetterbericht meldete 4-5 mit Böen 6 aus NO. Das erste Reff war schon eingebunden und nachdem ich kurz mit der Genua geliebäugelt hatte, entschied ich mich für die Selbstwendefock. Eine richtige Entscheidung. Mit Kurs 143° ging es mit 6.5 bis 7.2 Knoten sehr zügig voran. Vom Vortag stand eine erhebliche Welle, die uns von der Seite kommend durchschaukelte. Das Vorschiff nahm Wasser und das Seitendeck wurde gespült. Moyenne machten das nichts. Sie marschierte brav und sanft durch die Wellen. Rod Steward sang: „We are Sailing“ und das taten wir auch. Nach einer Stunde passierten wir die Untiefen Tonne vor Travemünde und schwenkten auf den Tonnenstrich ein. Die Logge stand bei einem Max. Speed von 8.2 Knoten. Raumschots ging es durch die Einfahrt in die Trave. Die „Passat“ ließen wir an Backbord. Ein uns entgegenkommender Segler entpuppte sich als Sirius 35 DS (die Amaliea). Wir nahmen die Fock weg und segelten nur mit dem Groß bis zum Wendebecken der Großschifffahrt. Dort bargen wir die Segel und liefen unter Maschine weiter in die Trave hinein. Der Wind blies immer noch mit 5 Bft.

Zwischenzeitlich nahmen wir Kontakt mit der Taufgemeinde auf, die bereits im Hafen auf uns wartete. Um halb eins sahen wir dann den Hafen, der eigentlich nur aus einer ungeschützten Steganlage besteht. Wir besprachen das Anlegemanöver, was Angesichts des starken seitlichen Windes inkl. Welle nicht das war, was man braucht. Aber gut. Einmal einen Bogen, dann nochmal andersherum anfahren und zügig mit dem Heck in Richtung Box. Das klappte auch gut. Allerding kamen wir nach dem Abbremsen nocheinmal zu dicht an den Steg, so dass auch Fritz Abdrücken nichts half und die (blöderweise) etwas überstehende Tür, die ich (blöderweise) offengelassen hatte an den Steg kam und das tat ihr nicht gut. Nachdem alles Leinen mit vereinten Kräften inkl. der luvwärtigen Bugleine übergebracht waren kümmerte sich Fritz gleich um den „Schaden“. Das Tür-Scharnier konnte ganz gut gerichtet werden. Der Feststellmechanik konnte Fritz auch reparieren, wobei ich hier mit dem richtigen Kleber (warum hatte ich keinen Holzkleber an Bord) nochmal nachhelfen soll. Es ist doch sehr schön, wenn man einen so patenten Sohn hat!

Dann – als die Anspannung nachließ wurden alle ordentlich begrüßt. Lara und Lili, Fritz, Michael (leider ohne Karin), Heike und Christian waren extra aus Berlin gekommen, um bei der Taufe dabei zu sein. Das freute mich natürlich sehr.

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