Die Saison hat begonnen.

Am Montag, den 31. März komme ich abends mit der Bahn in Neustadt an. Die Moyenne liegt friedlich in der Abendsonne an ihrem Liegeplatz.

Das Unterwasserschiff ist gemacht, die Anoden gewechselt, die Motorwartung abgeschlossen und die Logge zeigt nun auch wieder die Geschwindigkeit und den Scheinbaren Wind an. Ich fülle Wasser auf und verstaue ein paar mitgebrachte Dinge. Was fehlt ist die Seekarte der Serie 2. Diese habe ich zu Hause vergessen, da ich sie zum Verkaufen mit nach Berlin genommen habe. Ich werde morgens beim hiesigen Yachtausstatter eine neue kaufen. Nach einem kurzen Abendbrot gehts in die Koje, ich will morgen um 10 Uhr in Richtung Kühlungsborn aufbrechen. Die Nacht war ruhig und der Morgen erwachte mit Sonnenschein und blauen Himmel. Duschen, Frühstücken, Seekarte kaufen, dann alles fertig machen zum Auslaufen. Vorher lasse ich noch die Motorinspektion ins Wartungsheft eintragen und bedanke mich bei den Mitarbeitern der Ancora-Werft für die sehr solide Arbeit und gute Kommunikation – mit einem entsprechenden Trinkgeld. Windvorhersage Ost 2-3, ca. 8 Grad es wird ein entspannter Tag. Bei spiegelglattem Wasser laufe ich aus dem Hafen, in den ich erst Ende September zurückkehren werden. Dazwischen werden ca. 2.200 Seemeilen liegen. Ich werde mit dem Schiff am südlichsten und nördlichsten Punkt der Ostsee sein, vielleicht sogar am westlichsten. Es wird wieder eine spannende Saison.

Neue Seekarten sind gekauft, der Genacker sollte nach Kürzung des Furlers nun hoffentlich besser zu setzen und zu bergen sein. Die Segel und das Rigg sind geprüft, das Plotter- und das Duschabwasserproblem sind behoben, das Schiff ist fertig für die „große Fahrt“.

Zunächst geht es die ca. 35 Seemeilen bei leichten Winden und etwas Maschinenkraft nach Kühlungsborn. Teilweise begleiten mich wieder Tümmler auf dem Weg. Schönes Segeln und Fahrt mit der Maschine wechseln sich ab. Feine Chill-Out-Musik ertönt aus den Lautsprechern. Es ist ein schöner Saisonauftakt. Nach ca. 8 Stunden laufe ich in den Hafen ein. Das Anlegen bei wenig Wind ist easy – in Warnemünde wird es hingegen anspruchsvoll werden. Ich gehe was essen, mache etwas klar Schiff und bin nach einem Film früh in der Koje.

Morgens ist es trüb und neblig. Also kann ich in Ruhe in mein Boat-Office gehen und erstmal ein paar Stunden arbeiten. Erst kurz vor 12 Uhr lege ich ab. Der Wind hat zugenommen und die Sonne vertreibt langsam den Nebel. Ich setze Segel und den Kurs nach Warnemünde ab. Es sind nur ca. 12 Seemeilen. Nach ca. 1 Stunde schläft der Wind ein. Ich berge die Segel und – wie immer – kurz danach frischt der Wind deutlich auf. Das wäre segelbar, aber nun bin ich eine Stunde vor der Einfahrt, also muss die Maschine ran. In der Ein- und Ausfahrt nach Rostock ist, wie immer viel Verkehr und ich muss erst eine Fähre auslaufen lassen, um dann die Hebel auf den Tisch zu legen, um vor der nächsten Fähre über die Schifffahrtrinne zu fahren. Selbstverständlich nimmt der NO-Wind weiter zu und in Hafen sind es nur bis zu 18 Knoten.  Ich hatte mit dem Hafenmeister einen neuen Liegeplatz vereinbart, da mir der alte zu groß bzw. zu lang (15 Meter) war und ich Probleme hatte an die Pfähle zu kommen. Nun sollte ich einen anlaufen, der 4,50 breit und 12 Meter lang sein sollte. C 99 sollte es werden, aber den musste ich erst einmal suchen. In weiser Voraussicht hatte ich schon vorher alles Leinen und Fender klar gemacht. Im Hafen weht es es nun mit den besagten 18 Knoten genau in die Boxengassen und somit quer zu Box. Kein Mensch in Sicht zum Leinen annehmen. Dann muss es so gehen. Ich brauche mehrere Anläufe, um das Schiff erst einmal zur Rückwärtsfahrt in die Gasse zu bekommen, um nach meinem Liegeplatz zu suchen. Diesen finden ich schließlich und befinde ihn als „OK“. Ob die Pfähle wirklich 4,50 Meter auseinander stehen wage ich zu bezweifeln, aber dann kann ich mich dort etwas „anlehnen“, was bei dem Wind sinnvoll und zwingend sein wird. Nach der kurzen Besichtigung fahre ich nochmal raus, um mir die Luv-Bugleine mit dem großen Pahlsteg weiter nach hinten zu legen. Ich will ihn beim Einfahren, nach Möglichkeit über den Luvpoller bekommen. Ich entschließe mich für die Bugstrahlvariante. Das heißt ich fahre rückwärts in die Gasse, stelle das Ruder fest auf Mitschiffsposition und steuere das Schiff nur mit dem Bugstrahler. Man braucht entsprechend Fahrt im Schiff aber dank des starken Bugstrahlruders (ein fehlendes Propellerblatt wurde ersetzt) komme ich gut in die Box rein, kann das Auge um den Poller legen und erst als ich Fahrt rausnehmen muss, legt sich der Bug an den Leepoller, was i.O. ist, dafür habe ich die starke Scheuerleiste. Ich komme gut hinten an den Steg, steige aus und mache die Achter-Luvleine schnell am Poller fest, zwei Kugelfender sichern das Heck ab. Dann Luvruder und Maschine voraus und Luv-Bugleine dicht. Das geht es schwer, da der starke Seitenwind nun den Bug weiter gegen den Poller drückt, aber 50 PS sind auch ein Argument und so klappt es, ich kann den Bug mittig ausrichten und vorher noch den Leepoller belegen. Dann die Lee-Achterleine ausbringen und anschließend zwei Springleinen. Durchatmen, Motor aus, nochmal durchatmen. Wenn ich daran denke, wie aufgeregt und angespannt ich früher war, wenn wir zu dritt unterwegs waren und angelegt haben … Nun klappt es auch – notgedrungen – auch allein, nicht immer traumhaft aber bis jetzt ohne größere Probleme oder Havarien. Bei dieser Situation hätte ich das Manöver eigentlich rückwärts gegen den Wind anfahren sollen, dann wäre der Bug durch den Schwung erstmal in Richtung Luvpoller gedreht und wäre nicht gleich am Leepoller gelandet. Das muss ich mir für das nächst Mal merken.

Die nächsten zwei Stunden vergehen im Fluge. Ich mache das Klar-Schiff, so dass es die nächsten Wochen hier sicher liegen kann. Um 17.54 nehme ich den IC nach Berlin.

In ca. 2 Wochen werde ich mit dem Auto hochfahren und die restlichen Sachen an Bord bringen (Motor, Dinghy, Genacker, Wein, Seekarten, Klamotten etc.), dann kann die Saison so richtig losgehen.

Hier noch der aktuelle Törnplan:

Sirius Törnplanung Ostsee 2025

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